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Nacht ohne Schatten

Nacht ohne Schatten

Titel: Nacht ohne Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Klönne
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sie aus dem Raum, sobald Judith verneint.
    Â»Hat Ihre Frau Schmerzen, Herr Nolden?«
    Â»Sie haben einen guten Blick. Migräne, ja. Und eine Unterleibsgeschichte.«
    Â»Es gibt Gerüchte, die besagen, Sie seien Nada mehr als nur künstlerisch zugetan.«
    Â»Eine Affäre?« Nolden lächelt. »Künstler sind sehr fantasievolle Menschen. Sie sollten nicht alles glauben, was in den Ateliers geredet wird.«
    Â»Nada ist attraktiv.«
    Â»Meine Frau auch.«
    Â»Besitzen Sie einen dunklen Kaschmirmantel?«
    Â»Er hängt an der Garderobe, warum fragen Sie?«
    Â»Ich würde den Mantel gern sehen.«
    Alexander Nolden steht auf. »Ich weiß zwar nicht, was Sie damit bezwecken, aber bitte schön, folgen Sie mir.
    * * *
    Manni hält sich selbst nicht gerade für einen Ausbund an Feinfühligkeit, er trägt sein Herz nicht auf der Zunge, ist kein Frauenversteher, im Gegenteil. Viele Signale, die Frauen aussenden, sind für ihn ungefähr so verständlich, als kämen sie in babylonischer Keilschrift daher. Dass aber das halb nackte Mädchen auf dem französischen Bett vor ihm Angst hat, merkt er sofort, sogar einem Mann von der Bulldozermentalität seines verstorbenen Vaters dürfte das nicht entgehen. Manni unterdrückt einen Fluch, versucht möglichst freundlich und harmlos zu gucken. Warum, verdammt noch mal, hat er sich zu dieser Scheißnummer überreden lassen, und, wichtiger noch, wie kommt er hier wieder raus?
    Er setzt sich auf die Bettkante, sorgsam darauf achtend, dass das Handtuch, das er sich als einziges ihm noch verbliebenes Kleidungsstück um die Hüften geschlungen hat, nicht verrutscht. Das Mädchen rückt ein winziges Stück von ihm ab, ihr Blick huscht durch den fensterlosen Raum, in dem es außer dem Bett, einem Stuhl und einem Waschbecken keine Einrichtungsgegenstände gibt, kein Versteck. Die Stilettoabsätze ihrer Sandalen knistern auf dem roten Billigsatin, ein schabendes Geräusch. Dann liegt sie wieder still. Abwartend. Wie gelähmt.
    Zwangsprostitution. Klar, damit ist er auch früher konfrontiert gewesen, bei der Sitte in Essen. Doch aus irgendeinem Grund ist ihm das damals nicht so an die Nieren gegangen. Es muss an Swetlana liegen, deren Gesichtszüge sich in seinen Gedanken ständig mit denen von Sonja vermischen. Man muss an die Freier appellieren, beim kleinsten Verdacht auf Zwang zur Polizei zu gehen – während der Fußball-WM, als die wildestenGerüchte darüber kursierten, wie viele Mädchen wohl extra zur Erbauung der Fans nach Deutschland geschleust würden, wurde das in den Medien propagiert. Neulich im KK 11 , als sie in der Kaffeeküche rumlungerten, hat jemand daran erinnert, und Manni hat noch sehr gut den Kommentar der Krieger im Ohr. Du glaubst doch nicht, dass jemand, der billig ficken will, sich seine Quelle versaut? Manni wischt sich über die Stirn. Die Krieger nervt mit ihrer moralinsauren Art und dem ewigen Frauen-sind-Opfer-Getue, aber wo sie recht hat, hat sie recht.
    Â»Du brauchst keine Angst haben, ich tu dir nichts«, sagt Manni. Das Mädchen starrt ihn an. Noch mehr Schweiß rinnt Manni über die Stirn, was wahrlich nicht daran liegen kann, dass er zu dick angezogen ist. Seine Klamotten stecken in einem Schließfach im Eingangsbereich dieses Etablissements. Mal abgesehen von diesem Hinterzimmer und dem verängstigten Mädchen hat dieser Saunaclub nichts mehr mit den schmierigen, schummrig beleuchteten Schwitz- und Fußpilzspelunken gemein, die er noch aus der Szene in Essen kennt. Duschen mit Massagestrahlen, mosaikgekachelte Wannen, diverse Aromasaunen und riesige Komfortliegen suggerieren auf den ersten Blick, dass die ausschließlich männliche Kundschaft in einem ganz normalen Wellnessbad gelandet sei. Manni hat zwei Saunagänge absolviert und sich von zwei dauerlächelnden Thaimädels den Rücken massieren lassen, ohne Extras. Er hat an der Bar großzügig 20 -Euro-Scheine in die dienstbeflissenen Ladys investiert und so ihre Wärter davon überzeugt, dass er des Besonderen würdig ist: sehr jung und am liebsten russisch, naturgeil, wie es in der Branche heißt. Es hat also alles super geklappt, nur jetzt wäre es an der Zeit, mit dem Dienstausweis zu wedeln. Doch den hat Makowski mitsamt Mannis Walther im Präsidium einkassiert. So kriegst du die nicht, das haben wir alles schon zigmal durch. Geh

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