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Nacht ohne Schatten

Nacht ohne Schatten

Titel: Nacht ohne Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Klönne
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Kontobewegungwar am 5 . Januar, da hat sie 150 Euro an einem Geldautomaten am Ebertplatz abgehoben.«
    Â»Das muss nichts heißen«, widerspricht Manni prompt. »Sie kann ein Konto im Ausland haben. Die Kohle bar kassieren.«
    Â»Laut ihrer Telefon- und Handyrechnungen hat sie im letzten Jahr weder mit Berger noch mit der Eskortagentur telefoniert. Mit Baldis Pizzeria zwar schon, aber nur zweimal und jeweils nur eine knappe Minute, wahrscheinlich hat sie da einfach Pizza bestellt.«
    Â»Oder sie hat ein Treffen vereinbart. Außerdem gibt es E-Mails. Oder Zweithandys.«
    Â»Das muss man überprüfen, ja.« Aber es wird nichts bringen, denkt Judith und begreift in diesem Moment, dass sie die Künstlerin nicht mehr als mögliche Täterin betrachtet, und auch nicht als Zeugin, sondern als ein weiteres Opfer, auch wenn sie das noch nicht beweisen kann.
    Manni schweigt, und dieses Schweigen macht Judith klar, wie weit sie sich während dieser Ermittlungen voneinander entfernt haben. Während oder durch die Ermittlungen? Sie hört das leise Piepsen und Rauschen des Polizeifunks im Hintergrund, glaubt auch das Trommeln von Mannis Fingern zu hören, typisch für ihn, wenn er ungeduldig ist. Sie kennt ihn sehr gut und doch wieder nicht. Als sie zum ersten Mal zusammenarbeiteten, hat sie ihn für ein Muttersöhnchen mit Machoallüren gehalten. Das war ein Irrtum, sie haben sich zusammengerauft, nein, viel mehr noch, sie hat sich wohlgefühlt mit ihm, ihn respektiert, als Kollegen und Sparringspartner geschätzt. Doch seit ein paar Tagen geht das den Bach runter, die alte Konkurrenz zwischen ihnen lodert wieder auf.
Durch
diese Ermittlungen. Weil sie nach all den Jahren der Beherrschung auf einmal nicht mehr den Mund halten kann. Weil sie deshalb als nervende Emanze abgestempelt wird. Weil Manni sich in die Idee verrannt hat, den edlen Ritter zu geben und Swetlana zu retten und dafür ausgerechnet mit Makowski paktiert.
    Judith zwingt sich zur Ruhe. »Der 7 . Januar ist Tag eins unsererErmittlungen. Seit dem 6 . gibt es keinerlei Lebenszeichen mehr von Nada, auch kein Telefonat und keine Geldtransaktion. Alles spricht dafür, dass sie ebenfalls ermordet wurde, und ich vermute den Täter im Umfeld der Kunstfabrik.«
    Â»Das ist nicht dein Ernst!«
    Â»Sie hatte wohl ziemlich wilde Affären.«
    Â»Ihr Lover tötet sie und läuft dann Amok? Ihr Lover tötet sie, und das hat nichts mit den anderen Morden zu tun? Komm schon, Judith, auch wenn du das Thema nicht magst, es geht hier um Prostitution. Bei allen Opfern: Berger, Baldi, Swetlana, Nada.«
    Â»Nicht unbedingt bei Nada. Es gibt tatsächlich Frauen, die wieder aussteigen aus dem Geschäft.«
    Â»Verdammt noch mal, Judith! Wenn Nada überhaupt ein Opfer ist, dann weil sie etwas gesehen hat oder wusste, was sie nicht wissen durfte. Menschenhandel ist brutal.«
    Â»Das musst du mir nicht sagen …«
    Â»Sorry, ich muss los.«
    Klack. Aufgelegt. Abserviert. Die Wut begleitet Judith auf der Fahrt zum Wohnhaus Alexander Noldens, das im vornehmen Stadtviertel Lindenthal liegt. Wut und Grübeleien. Über Manni und Makowski. Über Manni und sich selbst. Über Männer und Frauen. Über ihre jahrelangen Versuche, ihre politischen Ansichten im KK 11 möglichst auszuklammern. Doch das hat nicht funktioniert und kann wohl niemals funktionieren, weil keiner von ihnen seine Identität verleugnen kann. Nichts prägt die Persönlichkeit mehr als das Geschlecht, irgendwo hat sie das mal gelesen. Und nichts wird von anderen stärker wahrgenommen. Selbst die ethnische Zugehörigkeit und die damit verbundene Rangordnung in einer Gesellschaft tritt dahinter zurück.
    Sie erreicht Lindenthal, dann die gepflegte Allee, in der Alexander Nolden wohnt. Nur wenige Autos parken am Straßenrand, die meisten Häuser verfügen über geräumige Carports und Garagen. Wer hier nicht wohnt, kommt allenfalls tagsüberher, um im nahe gelegenen Stadtwald spazieren zu gehen. Die Villa der Noldens liegt in einem weitläufigen Garten, umgeben von immergrünen Hecken. Ein wahres Schmuckstück, wenn man auf weiß getünchte, alarmanlagengesicherte Gediegenheit steht, auf jeden Fall eines Bankvorstands würdig. Judith klingelt und meldet sich über die Gegensprechanlage. Alexander Nolden öffnet selbst und führt sie in ein Wohnzimmer, das sehr aufgeräumt, modern

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