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Nacht ohne Schatten

Nacht ohne Schatten

Titel: Nacht ohne Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Klönne
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Erkenntnis ist, dass der Brand von einem oder mehreren Profis gelegt wurde.«
    Wieder nickt Ekaterina. »Die Fesselung des Pizzabäckers passt dazu. Aber wer auch immer den S-Bahn-Fahrer erstochen hat, war kein Profikiller. Er muss nicht einmal besonders kräftig sein.«
    Â»Wie meinst du das?« Der seltsam zweifarbige Blick der Kommissarin scheint zu brennen.
    Ekaterina zeigt auf den Bildschirm. »Die Stiche sind überall, links, rechts, nicht nur in der Herzgegend. Das Messer ist an zwei Stellen bis zum Schaft eingedrungen, weil es sehr scharf ist. Aber viel Kraft ist dazu nicht nötig. An den Rippen ist es abgeglitten. Haut und Fleisch liefern wenig Widerstand. Selbst eine groß gewachsene Frau könnte solche Stiche verursachen.«
    Â»Eine groß gewachsene Frau, die sich rächen will«, sagt die Kommissarin langsam, als würde sie jede Silbe überprüfen. »Wofür?«
    Misshandlungen, denkt Ekaterina. Wann genau hat Ines sie zum ersten Mal aufgesucht? Am frühen Morgen nach dem Mord an Wolfgang Berger. Sie war vergewaltigt worden. Sie hatte Würgemale am Hals, sie war durchnässt und durcheinander. Und an ihrer Unterwäsche klebte Blut, das nicht von ihrem Körper stammte.
    Â»Ich muss jetzt wirklich los«, sagt Judith Krieger. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    Ines. Eine Frau, die beinahe getötet wurde. Oder eine Rächerin. Aber das ist so absurd und unwahrscheinlich, dass Ekaterina es nicht einmal denken will, und so trägt sie nur die Teetassen zum Spülbecken und nickt der Kommissarin zu. »Mir geht es gut.«
    * * *
    Diddl Makowskis vollmundiges Versprechen, dass Amor-Chef Reschke ihnen garantiert weiterhelfen könne, hat sich bislang als heiße Luft erwiesen. Nett geplaudert haben die beiden, während Manni sich als Laufbursche im Laufhaus die Füße platt lief. Er nickt seinem Kollegen zu, als sie sich am Präsidium verabschieden, das zu dieser fortgeschrittenen Stunde noch einmal zu betreten für Makowski offenbar nicht in Frage kommt. Auch gut. Manni kauft sich eine Flasche Hohes C und ein Putenbrust-Sandwich in der Kantine, das ebenfalls einen langen Tag hinter sich haben muss, denn es ist schlaff und beinahe geschmacklos. Er würgt trotzdem ein paar Bissen herunter, während ihn der Fahrstuhl ins KK 11 hochbeamt, spült mit dem Orangensaft nach.
    Die Aussage der tschechischen Nutte ist das einzig brauchbare Ergebnis seiner nachmittäglichen Sporteinheit im Amor. Vivi nennt sie sich, und nachdem Manni ihr eine Flasche Sekt und eine Schachtel Zigaretten spendiert hatte, erwies sie sich als durchaus kompetente Zeugin. Träumer hat sie den S-Bahn-Fahrer Wolfgang Berger genannt. Zweimal sei er bei ihr gewesen im letzten Frühsommer, vermutlich im Mai. Er sei kein guter Kunde gewesen, habe sich die ganze Zeit beklagt. Das Amor sei zu groß und viel zu anonym. Die Nutten wollten nur sein Geld und hätten nichts übrig für ihn als Mensch. Vivi verdrehte die Augen. Reden habe er wollen. Sich nach wahrer Liebe gesehnt.
    Liebe, denkt Manni grimmig. Wer sucht die nicht? Bist du eigentlich sicher, dass wir zusammenpassen, hat Sonja gefragt, als er sie vorhin endlich ans Handy bekam. Na klar, hat er geantwortet, ganz bestimmt, und sich geärgert, dass ihm – abgesehen von einem Hinweis auf ihre erwiesenermaßen hervorragende körperliche Kompatibilität, den er jedoch wohlweislich für sich behielt – keine überzeugenden Belege dafür einfielen. Natürlich hätte er irgendeinen Blödsinn daherlabern können. Wir passen zusammen, weil ich so gerne mit dir rede. Weil ich so toll mit dir träumen kann. Irgend so einen Seelenschnickschnack,den Frauen gerne hören und den offenbar auch einsame S-Bahn-Fahrer brauchen. Doch Süßholzraspeln ist noch niemals Mannis Spezialität gewesen und wird es auch nicht werden. Außerdem wollte er Sonja nicht anlügen, weil ihm tatsächlich viel an ihr liegt. Ich find dich geil, ich find dich toll, ich will dich besser kennenlernen, schauen, was möglich ist – das wäre eine ehrliche Antwort gewesen. Doch da die aller Wahrscheinlichkeit nach nicht so gut angekommen wäre, hat er lieber geschwiegen, was ihm mit Sicherheit auch nicht gerade Bonuspunkte eingetragen hat.
    Die Räumlichkeiten des KK 11 sind schon leer, nur in einem der Vernehmungszimmer brennt noch Licht. Manni pfeffert den Rest seines Sandwichs mit

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