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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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hier geht’s um einen Grundsatz – lass dich nicht mit reichen Leuten ein. Auf die eine oder andere Weise schaden sie dir nur. Das Gleiche gilt für dieses Bürgerrechtszeug. Das führt zu nix, also halt dich da raus.«
    »Hast du nun Lust, loszuziehen und mit Jimmy Ray Dixon zu reden, oder nicht?«, fragte ich.
    »Bist du ihm noch nie über den Weg gelaufen?«
    »Nein.«
    »Jimmy Ray ist was ganz Besonderes. Wenn du ihm einmal begegnet bist, vergisst du das nie wieder.«
    Ich wartete, dass er fortfuhr, aber er tat es nicht.
    »Was weiß ich denn?«, sagte er, warf sein Stück Stangenbrot in den Strohkorb und zog seinen Regenmantel an. »Dem Typ fehlt nix, was sich nicht mit ’ner Tube Insektengift heilen lässt.«
    Wir fuhren durch den Garden District, an der Tulane und der Loyola University vorbei und den Antebellum-Häusern mit ihren Säulenportalen und den Gärten voller Bäume und Blumen. Feiner Dunst waberte aus den Zweigen und dem Blätterdach der Eichen über der St. Charles Avenue, und die verschnörkelten Neonschriftzüge über den Eckkneipen und den leeren Straßencafés wirkten im Regen wie farbiger Rauch.
    »War er in Vietnam?«, fragte ich.
    »Yo. Genau wie du und ich. Hast du mal seine Akte gesehn?«, fragte Clete.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Er war Zuhälter in Chicago. Ist wegen vorsätzlicher Körperverletzung und Mitführens einer nicht registrierten Waffe eingefahren. Protzt sogar damit rum. Heut lässt er sich im Radio drüber aus, wie er wiedergeboren wurde. Ein richtiger Scheißkerl.«
    Jimmy Ray Dixon gehörte ein Einkaufscenter draußen in Chalmette, das nach seinem ermordeten Bruder benannt war. Außerdem besaß er ein Mietshaus, einen Nachtclub im French Quarter und eine Achtzimmervilla am Stadtrand. Sein Büro jedoch befand sich in einer kleinen, ungestrichenen, aber mit Blumenkübeln behangenen Hütte in Carrollton, unten am Mississippiufer, am Ende der St. Charles Avenue, dort, wo die Straßenbahn umkehrt. In dieser Gegend gab es Palmen und begrünte Mittelstreifen, dazu kleine Restaurants, Studentenkneipen, Galerien und Buchhandlungen. Es war ein Teil von New Orleans, der noch nicht mit Spraydosen und Glasscherben verschandelt war. Nach fünf Minuten hatte man das Gefühl, dass Jimmy Ray einem bewusst auf den Geist gehen wollte.
    »Ihr kommt daher und fragt mich, ob der Bauernsack meinen Bruder umgebracht hat? Ihr wollt mich wohl veräppeln?«
    Schmatzend saugte er an seinem Kaugummi herum. Er trug ein blau gestreiftes Hemd mit langen Ärmeln, die das Geschirr verdeckten, mit dem der Metallhaken am Stumpf seines linken Unterarms festgeschnallt war. Seine Zähne hatten Goldfüllungen, und sein runder, mahagonifarbener Kopf glänzte im Licht wie eine eingewachste Bowlingkugel. Er bot uns keinen Sitzplatz an, drehte sich stattdessen ständig mitsamt seinem Stuhl um, wenn wir ihn etwas fragen wollten, und redete mit seinen Angestellten, die allesamt schwarz waren.
    »Manche Leute sind der Meinung, dass er womöglich unschuldig ist«, sagte ich.
    »Sind Sie einer davon?« Er grinste.
    »Ich finde das nicht komisch.«
    »Es hat fast dreißig Jahre gedauert, bis er in Angola gelandet is’. Der hätt eigentlich abgespritzt gehört. Und jetzt machen sich die Weißen Sorgen, dass vielleicht jemand ein Unrecht geschehen is’.«
    »Ein Junge in meinem Zug hat mal zwei Tage lang an einer Furt auf einen Vietcong gewartet, der seinen Freund umgebracht hat. Er hat ihn mit einer Gewehrgranate erledigt. Ihn in tausend Stücke zerfetzt«, sagte ich.
    »Krieg ich da irgendwas nicht richtig mit?«
    »Man muss jemanden von ganzem Herzen hassen, wenn man ihm auflauert. Meiner Meinung nach ist Aaron Crown nicht der Typ dazu«, erwiderte ich.
    »Ich will Ihnen mal sagen, was ich von Vietnam und dem ganzen Wiedergekäue halte, Mann. Das hier« – er klopfte mit dem Haken auf seine Schreibunterlage – »hab ich mir beim Tretminenräumen zugezogen, sechs Meilen außerhalb von so ’nem roten Nest. Wenn Sie Kriegsgeschichten erzählen wollen, müssen Sie zum Versehrtenverein in die Innenstadt gehen. Is’ doch Ihre Sache, wenn Sie den Bauernsack raushaun wollen. Kommen Sie dabei bloß mir nicht ins Gehege. Sind wir uns da einig?«
    Clete warf mir einen Blick zu und zündete sich dann eine Zigarette an.
    »Hey, hier drin wird nicht geraucht, Mann«, sagte Jimmy Ray.
    »Adios«,
sagte Clete zu mir, ging hinaus und schloss die Tür hinter sich.
    »Haben diese Dokumentarfilmleute bei Ihnen vorgesprochen?«,

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