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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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mir eingelassen.«
    »Du hast ein schlechtes Gedächtnis.«
    »Tut mir Leid, dass es passiert ist, Karyn. Ich habe versucht, dir das klar zu machen. Du und dein Mann, ihr seid es doch, die ständig die Vergangenheit heraufbeschwören und mich in eure Angelegenheiten reinziehen wollen.«
    »›Es‹ sagst du. Was meinst du mit ›es‹?«
    »Diese Nacht am Bayou. Es tut mir Leid. Ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll.«
    »Weißt du nicht mehr, dass du zwei Wochen später zu mir nach Hause gekommen bist?«
    »Nein.«
    »Dave?« Ihr Blick trübte sich, dann schaute sie mir in die Augen, als suchte sie nach einer Lüge. »Kannst du dich nicht mehr an den Nachmittag erinnern? Oder an den nächsten?«
    Ich schluckte. »Nein, kann ich nicht. Meiner Meinung nach habe ich dich danach ein Jahr lang nicht mehr gesehen«, sagte ich.
    Sie schüttelte den Kopf, setzte sich in einen tiefen Ledersessel und schaute hinaus zu dem toten Baum.
    »Das ist kaum zu glauben. Ich habe dir nie Vorwürfe gemacht wegen der Sorgen und Ängste und der ganzen Quälerei, die ich hinterher durchmachen musste, weil ich nicht darauf geachtet habe, dass du aufpasst. Aber wenn du mir jetzt sagst...«
    Ich fasste mir unwillkürlich an die Augenbraue.
    »Ich hatte damals Aussetzer, Karyn. Mir haben manchmal ganze Tage gefehlt. Wenn du sagst, dass da irgendwas vorgefallen ist, dann ...«
    »Aussetzer?«
    »Ich habe mich abends mit Jim Beam zugeschüttet und am nächsten Morgen mit Wodka auszunüchtern versucht.«
    »Wie reizend. Und was ist, wenn ich dir sagen würde, dass ich abgetrieben habe?«
    Ich spürte, wie sich meine Haut spannte. Mit einem Mal kam ich mir schwach und schuftig vor, hatte ein flaues Gefühl in der Brust, so als ob Würmer an meinem Herz fräßen.
    »Hab ich aber nicht. Ich war bloß zu spät dran. Aber dafür kannst du überhaupt nichts, du Mistkerl... Schau mich bloß nicht so an«, sagte sie.
    »Ich gehe jetzt.«
    »O nein, das tust du nicht.« Sie stand auf und stellte sich vor mich. »Mein Gatte hat seine Eigenarten und Macken, aber er ist nach wie vor die größte Hoffnung, die dieser Staat hat, und ich werde nicht zulassen, dass du sie zerstörst.«
    »Jemand hat versucht, mich mit einer Machete aufzuschlitzen. Ich glaube, es hat was mit Aaron Crown zu tun. Ich schlage vor, dass wir uns nie wieder sehen, Karyn.«
    »Ist das wahr?«, fragte sie. Ich sah den Ansatz ihrer prallen Brüste, die feinen blauen Äderchen. Ich roch den Whiskey in ihrem Atem, das Parfüm, das sie sieh hinter die Ohren getupft hatte, die Hitze, die ihre sonnengebräunte Haut ausstrahlte. Sie schlug mir mit der flachen Hand ins Gesicht.
    Ich fasste an meine Wange, betastete die blutige Schramme, die sie mir mit den Fingernägeln gerissen hatte.
    »Ich bitte nochmals um Entschuldigung, dass ich zu dir nach Hause gekommen bin.«
    Ich ging mit steifen Schritten durch die Küche und den Garten zu meinem Pick-up. Als ich den Zündschlüssel umdrehte, schaute ich durch die Windschutzscheibe noch einmal zum Haus und sah, dass sie mich vom Fenster aus beobachtete, sich auf den Mundwinkel biss, als ob ihr gerade eine neue Idee gekommen wäre.

6
    Es regnete die ganze Nacht. Kurz vor dem Morgengrauen wallte weißer Bodennebel aus dem Sumpf, und die Bäume auf der anderen Seite des Bayous wirkten so schwarz und hart wie aus Stein gehauen. Tief im Nebel hörte man die Barsche in den Buchten springen. Als die Sonne durchbrach wie ein roter Karfunkelstein, der zwischen den Bäumen in tausend Stücke zersplittert, schöpften Batist und ich immer noch mit Kaffeekannen unsere Mietboote aus. Dann hörten wir ein Auto auf dem Fahrweg, und als wir aufblickten, sahen wir einen dunkelroten Lincoln Continental, der kurz anhielt und dann zu der Betonrampe an unserem Bootssteg zurücksetzte. Sabelle Crown saß auf dem Beifahrersitz.
    Es war nicht schwer zu erraten, in welchem Gewerbe der Fahrer tätig war. Er kleidete sich dementsprechend und sah auch danach aus – halbhohe Stiefel aus Hirschleder, eine Khakihose mit Bundfalten, ein weites Baumwollhemd, das vermutlich am Rodeo Drive geschneidert worden war, eine randlose getönte Brille, die braunen Haare zum Pferdeschwanz gebunden.
    Als er die Rampe herunterstieg, kamen mir das wettergegerbte Gesicht, das gespaltene Kinn und die markanten Züge immer bekannter vor – wie die Bilder von Prominenten aus der Filmszene, die man in Magazinen wie
People
oder 
Newsweek
oder in jeder x-beliebigen Fernsehzeitschrift sieht.
    Seine

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