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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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nicht darum geht, was ich abreiße. Es geht um das, was ich ihrer Meinung nach hinbauen will. Beispielsweise einen rosa Betonklotz, den ich vielleicht mitten in das alte Stadtviertel setze.« Er steckte sich einen gefüllten Pilz in den Mund.
»Was?
Ah, jetzt kapier ich’s. Die machen sich aus gutem Grund Sorgen?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Worüber reden wir denn dann? Ich hab’s. Es geht nicht um das Haus, es geht um mich.«
    »Man kann nicht grade behaupten, dass du ein Rotarier bist.«
    »Ich hab dir doch gesagt, dass meine Vorstrafen eine Frechheit sind. Ich hab nichts andres gemacht als die Kirchengemeinden, in denen ohne Genehmigung Bingo gespielt wird.«
    »Du hast mit ein paar anderen Jungs einen Kieslaster überfallen. Außerdem hast du einen Bauunternehmer in die Zementmischmaschine gesteckt.«
    »Der hat Schwarzarbeiter durch unsere Streikposten schleusen wollen. Außerdem hab ich ihn wieder rausgezogen.«
    »Warum kaufst du im Süden der Stadt Grund und Boden?«
    Er tippte sich mit dem Handballen auf den Unterarm, warf einen Blick zur Musikbox, als er hörte, wie jemand Münzen einwarf. »Vielleicht will ich raus. Vielleicht hab ich New Orleans satt, das Leben dort, den ganzen Trubel und so weiter. Und vielleicht hat sich ganz einfach eine Gelegenheit ergeben, und da hab ich zugegriffen.«
    »Ich komme nicht ganz mit.«
    »Buford LaRose ist gut fürs Geschäft... Gebrauch mal einen Moment lang deinen Verstand, Dave ... Was ist denn, wenn diese Bauerndeppen in Baton Rouge landen? Dann wird New Orleans noch verkommener, als es jetzt schon ist.«
    »Ein Mexikaner hat versucht, mich aus dem Verkehr zu ziehen. Mingo Bloomberg, immerhin dein Mann, sagt, es war ein Auftrag. Warum scheren sich die Mobster in New Orleans um einen Polizisten im Bezirk Iberia?«
    Jerry Joe kratzte sich an dem roten Fallschirm, der auf seinen Unterarm tätowiert war.
    »Erstens ist Mingo nicht mein Mann. Zweitens ändern sich die Zeiten, Dave. Mit dem Dope isses eines Tages vorbei. Wer schlau ist, legt sein Geld woanders an ... Hör dir das an ... ›La Jolie Blon‹ ... Junge, ich liebe diesen Song. Meine Mutter hat mir dazu das Tanzen beigebracht.«
    »Woher stammt der Auftrag?«
    »Weiß ich nicht. Das ist die reine Wahrheit, ehrlich. Halt dich einfach aus diesem Bürgerrechtsschrott raus, und sieh dich mit Karyn LaRose vor.«
    »Woher hast du ...«
    »Willst du von mir wissen, wo sie ein bestimmtes Muttermal hat?« Er drückte die Hände flach auf die Tischdecke und schaute sie an. »Versuch’s mal ’ne Nummer kleiner, Dave. Ich sag’s dir nur ungern, aber manche Bräute sind nicht anders als Männer. Sie vögeln gern wild und heiraten dann vornehm. Hat sie je mit dir übers Heiraten geredet?«
    Er blickte auf und fing an zu grinsen. Dann wirkte er mit einem Mal betreten, schnitt eine Grimasse und schaute sich um. Die eingeringelte weiße Narbe an seinem Augenwinkel war zu einem Knoten zusammengeballt.
    »Willst du ein Stangenbrot?«, fragte er.
    Kelso Andrepont, unser Beschließer, war ein drei Zentner schwerer Bisexueller, der sich mit ruhiger, träger Gelassenheit durchs Leben wälzte. Sein faltiger, ölig glänzender Hals war mit Warzen übersät, die wie auf die Haut geklebte Rosinen aussahen, und durch die starke Brille, die er trug, wirkten seine Augen so groß und schimmernd wie Austern.
    Er saß an seinem mit allerlei Müll übersäten Schreibtisch und schaute mich an.
    »Und warum halten wir den Typ hier fest, wenn die fahrlässige Tötung drüben im Bezirk St. Martin passiert is’?«
    »Weil wir von einer Entführung ausgehen. Und die Entführung hat im Bezirk Iberia stattgefunden«, sagte ich. »In der anderen Sache arbeiten wir mit St. Martin zusammen.«
    »Jaja, Scheiße fällt auch immer nach unten. Und unter dir steh immer ich, Robicheaux.«
    »Tut mir Leid, wenn du das so siehst.«
    »Der Typ gehört ins Camp J. Der hat hier nix verloren. Ich hab sowieso schon genug Rassenprobleme.«
    »Wie war’s, wenn du von vorne anfängst, Kelso?«
    »Er beschwert sich, dass er benachteiligt wird, stell dir vor, weil er angeblich Jude is’ und wir ihm Schweinefleisch vorsetzen. Schmeißt einem anderen Häftling das Tablett ins Gesicht. Dann sagt er, er will in Einzelhaft, weil womöglich ein Schwarzer hier reinkommt, der ihn allemacht.
    Ich sag: ›Was für ein Schwarzer?‹
    Sagt er: ›Woher zum Geier soll ich das wissen? Vielleicht isses der Typ, auf den ich grad das Essen geschmissen hab.‹
    Ich sag:

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