Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
sein.
»Bestellen Sie dem Irensack, wenn er was von mir will, treff ich mich mit ihm auf der Straße, inner Gasse, von mir aus auch draußen auf ’ner Sandbank mitten im Atchafalaya. Dem hätte schon längst mal jemand die Gräten brechen sollen«, sagte er.
»Welcher Irensack?«, fragte ich.
»Na, wer wohl?«, antwortete er. »Er hat in meinem Casino einen Riesenaufstand gemacht. Die Gäste sind rausgelaufen, als gäb’s ’n Feueralarm. Und in meinem Restaurant hat er jemand ’ne Poolkugel an den Kopf geschmissen.«
»Sagen Sie’s ihm selber.«
»Würd ich ja. Bloß dass ich ihn nicht finden kann. Der is’ zu sehr damit beschäftigt, seinen Scheiß in der ganzen Stadt zu verteilen.«
»Clete ist ein sehr direkter Typ, Dock.«
»Ja? Tja, ich bin ein zivilisierter Mensch. Jimmy Ray Dixon isses nicht. Ihr Freund ist drunten in der Kannibalenstadt gewesen und hat gesagt, sie sollen den schwarzen Affen rausrücken, sonst nagelt er jemand den Schwänz an die Möbel. Ich kann bloß hoffen, dass sie ihn in einen Kochtopf stecken.«
»Der Killer, den wir wollen, ist ein Typ namens Mookie. Er erzählt den Leuten, dass er die Erlaubnis hat, Purcel aus dem Verkehr zu ziehen. Wer hat ihm die Erlaubnis dazu erteilt, Dock?«
»Schreiben Sie sich eins hinter die Ohren, Robicheaux ...«
Dann hörte ich eine Frauenstimme und ein Schaben und Scharren, so als reiße jemand Dock den Telefonhörer aus der Hand.
»Mister Robicheaux?«
»Ja.«
»Hier spricht Persephone Green. Wir sind uns vor Jahren mal begegnet, als ich noch Giacano geheißen habe.«
»Ja, ich erinnere mich«, sagte ich, obwohl es nicht stimmte.
»Sind Sie sicher? Weil Sie seinerzeit nämlich betrunken waren.«
Ich räusperte mich.
»Mein Mann will Ihnen sagen, dass wir mit den Angelegenheiten der schwarzen Einwohnerschaft von New Orleans nichts zu schaffen haben«, sagte sie. »Lassen Sie uns in Ruhe. Und bestellen Sie Ihrem Freund das Gleiche.«
»Ihr Mann ist ein Zuhälter.«
»Und Sie sind ein Idiot, der ihm hinten und vorne nicht das Wasser reichen kann«, sagte sie und legte auf.
Entweder waren die Feministinnen inzwischen bis zum Mob vorgedrungen, oder die Spaghettis von New Orleans hatten eine neue Generation ausgebrütet.
Ich feierte am Nachmittag meine Überstunden ab und ging zu Red Lerille’s Health and Racquet Club in Lafayette. Ich zog vier Serien freies Hanteltraining durch, Stemmen, Kniebeugen und Bankdrücken, und ging dann in den großen Fitnessraum, der eine Glaswand hatte, durch die man die schattige Zufahrt und die angrenzenden Tennisplätze sehen konnte, und in dem eine Reihe Übungsgeräte neben der anderen stand. Da es noch früh am Tag war, waren nur wenige Leute an den Geräten zugange. Ein halbes Dutzend Cops aus Lafayette, die offenbar außer Dienst waren und aussahen wie mit Anabolika gemästet, standen um eine Zugmaschine und unterhielten sich miteinander.
Doch ihre Blicke schweiften immer wieder zum anderen Ende des Raums, wo Karyn LaRose auf einer schräg nach hinten gekippten Bank lag, Unterschenkel und Knöchel in zwei gepolsterten Vinylröhren stecken hatte und ein ums andere Mal den Oberkörper aufrichtete, bis er fast die Knie berührte. Sie hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt, ihre Schenkel glänzten vor Schweiß, und die Brüste zeichneten sich prall wie Grapefruits unter ihrem Harley-Davidson-T-Shirt ab.
Ich setzte mich auf einen Nautilus-Beintrainer, stellte ihn auf 140 Kilo ein und drückte den Hebemechanismus mit den Füßen hoch, bis meine Unterschenkel gerade ausgestreckt waren und meine Oberschenkel anfingen zu brennen.
Ich nahm aus den Augenwinkeln wahr, wie sie zu mir kam. Sie ließ ihr verschwitztes Handtuch gegen mein Bein fallen wie einen feuchten Kuss.
»Hüllt sich unser Leibwächter zurzeit in Schweigen?«, fragte sie.
»Hallo, Karyn.«
Sie wischte sich Hals und Hinterkopf ab. Ihre schwarzen Shorts waren schweißnass und klebten an ihrem Körper.
»Bist du immer noch sauer?«, fragte sie.
»Ich scher mich nicht um alten Krempel.«
Sie sperrte den Mund auf.
»’tschuldigung, schlecht ausgedrückt«, sagte ich.
»Du bist mir vielleicht einer.«
»Wie wär’s, wenn du darum bittest, dass man mich von eurem Personenschutz abzieht?«, fragte ich.
»Du bleibst, mein Lieber.«
»Warum?«
»Weil du ein Schatz bist, deswegen.« Sie stützte ihren Unterarm auf das Gerät. Ihr Schenkel berührte meinen.
»Klingt, als ob du mich an der Kandare hast«, sagte ich.
»Genau
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