Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
im Wohnheim hätten’s unter der Dusche gesehn. Ich setz mir aber nix unter die Haut, das is’ die reine Wahrheit, und ich hab seit siebenunddreißig Tagen kein Rock mehr geraucht.«
»Wieso ist dein Urin dann nicht sauber gewesen?«, fragte Clete.
Sie zupfte an ihren Ohrläppchen und zog die Augenbrauen hoch. »Frach mich nicht«, sagte sie.
»Warum hat Mookie Ihren Freier umgebracht?«, fragte ich.
»Er hat gesacht, er hat ’n paar Freunden ausgeholfn. Er hat gesagt, der Typ hätt sowieso nich’ mit schwarzen Frauen rummachen solln.«
»Arbeiten Sie für Dock Green, Brandy?«, fragte ich.
»Ich hab ’n Straßenmanager.«
»Einen Bauernfänger hast du«, sagte Clete.
Sie zog ein schiefes Gesicht.
»Warum hat Mookie Sie davonkommen lassen?«, fragte ich.
»Er hat gesacht, er mag mich. Er hat gesacht, ich könnt bestes H kriegen, so viel Crack und so viel Shit, wie ich will, ich braucht bloß zu fragn. Er hat in seim Auto Crack geraucht. Danach hat er ein Gesicht gemacht, dass ich echt Schiss gekriegt hab. Sir, ich muss weg aus Louisiana, sonst find er mich wieder.«
»Ich brauche noch mehr Auskünfte von Ihnen, Brandy«, sagte ich.
»Sin’ Sie der Polizist aus New Iberia?«
»Ganz recht.«
»Er weiß alles über Sie. Er weiß auch über den Bescheid, den Sie dabeiham.«
Clete wollte sich gerade eine Zigarette anzünden. Er nahm sie aus dem Mund und schaute sie an.
»Er hat gesacht, und das sin’ seine Worte, nicht meine: ›Wenn der Fette wieder wo aufkreuzt, wo er nix zu suchen hat, hab ich die Erlaubnis, ihm das Licht auszublasen!‹«
»Wann war das?«, fragte ich.
»Vor ’ner Woche. Vielleicht isses auch zwei Wochen her. Ich weiß es nicht mehr.«
»Kann ich dem Typ irgendwie eine Nachricht zukommen lassen?«, fragte Clete.
»Mehr weiß ich nicht. Ich hab mit alldem nix zu tun ham wolln. Gebt ihr mir jetzt das Fahrgeld für mich und mein Kleinen?«
Ich zog einen Umschlag aus meiner Gesäßtasche und reichte ihn ihr.
»Das sin’ ja bloß zweihundert Dollar«, sagte sie.
»Mehr ist bei meiner Hausbank nicht zu holen«, sagte ich.
»Das heißt, dass es der Mann aus seiner eigenen Tasche bezahlt«, sagte Clete.
»Kommt mir ’n bisschen mickrich vor für das, was ich euch erzählt hab.«
»Ich glaube, ich mach ’n Spaziergang und schmeiß ’n paar Steine auf die Alligatorhechte. Drück auf die Hupe, wenn du marschbereit bist. Findest du’s nicht zauberhaft, so mitten im prallen Leben zu stehn?«, fragte Clete.
In der Nacht vor der Wahl lag ich im Dunkeln und ging den ganzen Fall noch mal in Gedanken durch. Warum hatte sich der schwarze Riese mit dem entkrausten Haar weiter in New Orleans rumgetrieben, nachdem er den Drehbuchautor erledigt hatte? Vielleicht, weil er es auf Mingo Bloomberg abgesehen hatte? Oder sogar auf Clete?
Aber konnte man bei einem Psychopathen überhaupt davon ausgehen, dass er sich vernünftig verhielt?
Viel wichtiger war, für wen er arbeitete. Brandy Grissum hatte gesagt, der hünenhafte Schwarze habe die Drohung gegen Clete vor ein, zwei Wochen ausgesprochen, also bevor wir Dock Green aufgesucht hatten. Aber Dock hatte wahrscheinlich schon vorher gehört, dass wir uns umtaten, daher war der Zeitrahmen nicht ausschlaggebend.
Außerdem ging ich davon aus, dass Brandy Grissum nicht gelogen hatte. Tatsache ist, dass die meisten Leute, mit denen man als Polizist zu tun hat – Straftäter, Asoziale jedweder Couleur, Verkehrssünder, Opfer und Augenzeugen eines Verbrechens, Angehörige der Opfer oder streitsüchtige Spinner, die sich über die Hunde ihres Nachbarn aufregen –, an irgendeinem Punkt das Gefühl haben, jetzt müssten sie lügen, sei es, um sich selbst oder jemand anderen zu schützen oder um dafür zu sorgen, dass jemand bestraft wird. Dass sie einen dabei behandeln, als wäre man ein leichtgläubiger Trottel, wird ihnen anscheinend gar nicht bewusst.
Ich war nach wie vor davon überzeugt, dass die LaRose-Plantage der Dreh- und Angelpunkt dieses Falls war. Die drei Verbindungen dorthin führten über Jimmy Ray Dixon, Dock Green und Jerry Joe Plumb. Geldgier war der Charakterzug, der sämtliche Beteiligten auszeichnete.
Nichts Neues unter der Sonne.
Aber dadurch, dass hier Macht und Prominenz im Spiel waren, bekam das Ganze eine glamouröse Verbrämung. Die LaRoses stellten das dar, was andere Leute gern sein wollten, und ihre Sünden schienen kaum der Erwähnung wert.
Doch nicht für einen Mann, dessen Knöchel von den Fußfesseln
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