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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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aufgeschürft waren und dessen Gedanken ohne Unterlass von einem Hass beherrscht wurden, der so hell loderte wie trockene Bretter, die man ins Feuer schiebt.

16
    Buford gewann die Wahl.
    Im Norden des Staates entfiel ein Teil der Stimmen auf den Kandidaten einer rassistischen Splitterpartei, doch die südlichen Bezirke stimmten geschlossen für einen der ihren, einen katholischen Bonvivant und Footballstar, der von Offizieren der konföderierten Kavallerie abstammte, zugleich aber aufgrund seiner zwei Doktortitel und seines Eintretens für die Ideale des Neuen Südens Gewähr dafür bot, dass sich die Wählerschaft seiner nicht schämen musste.
    Bei den Feierlichkeiten, die an diesem Abend in Baton Rouge stattfanden, herrschte eine Medienpräsenz wie sonst nur beim Mardi Gras.
    Am Mittwochabend wurden die Festivitäten auf die LaRose-Plantage in New Iberia verlagert. Die feuchte Luft roch nach Blumen und Grillfeuer, und als ob die Natur das ihre zu Bufords politischem Erfolg beitragen wollte, war ein gelber Vollmond über dem Bayou, den abgeernteten Feldern und den Vollblütern auf der Weide aufgegangen, über all dem, was für die lange Geschichte der Familie LaRose stand. Auf einem Tieflader im Garten spielte erst eine Dixieland-und danach eine Zydeco-Band. Hunderte von Gästen aßen Gumbo mit Okra und Würstchen und gegrillte Hühnerflügel von Papptellern und standen an den Kristallglasschalen voller Whiskey Sour und Punch. Sie waren ausgelassen und hemmungslos, benahmen sich wie Leute, die wussten, dass ihre Zeit gekommen war – die zertretenen Blumenbeete, die quer über den Rasen verstreuten Teller, die heiseren Stimmen und roten Gesichter waren nur ein Tribut, den man um seiner eigenen Selbstbestätigung willen gern bezahlte.
    Helen Soileau und ich liefen unter den Bäumen am Rand der Felder hinter dem Haus entlang, redeten mit zwei Polizisten, die mit Schrotflinten bewaffnet waren, Vorderschaftrepetiergewehre mit abgesägtem Kolben, leuchteten mit unseren Taschenlampen in die Lagerschuppen, die Scheune und die Stallungen und gingen dann wieder zu unserem Streifenwagen, der in der Auffahrt vor dem Haus stand. Es würde eine lange Nacht werden.
    Clay Mason stand zwischen zwei geparkten Wagen, trug wie üblich Cowboystiefel und hatte den einen Fuß auf eine Stoßstange gestellt, rauchte eine Zigarre und schaute nachdenklich auf die abgeernteten Felder und den gelben Mond, der durch die Zweige einer Eiche schien.
    »Ah, Mister Robicheaux, wie geht es Ihnen?«, fragte er.
    »Sind Sie zu Besuch, Sir?«, erwiderte ich.
    »Wollte lediglich meine Glückwünsche überbringen. Bei Gott, was für ein Ereignis! Mich wundert nur, dass Bufords Vater sich nicht aus dem Grab erhoben hat.«
    »Soweit ich gehört habe, muss er ein ziemliches Original gewesen sein.«
    »Wenn Sie damit ausdrücken wollen, dass er ein elender Mistkerl war – ja, das war er.«
    »Woher kennen Sie seinen Vater?«
    »Er besaß die Ranch neben dem Anwesen meiner Familie, weit draußen, westlich des Pecos.«
    »Aha.«
    »Mein Vater pflegte immer zu sagen, dass es elender Mistkerle bedarf, um große Nationen aufzubauen. Was halten Sie von so einer Einstellung?« Er zog an seiner Zigarre.
    »Ich weiß nicht recht.« Helen stieg in den Streifenwagen und schloss im Dunkeln die Tür.
    »Mein Sohn, nichts ist anrüchiger als ein intelligenter Mann, der sich begriffsstutzig stellt.«
    »Ich sag jetzt besser Gute Nacht, Doktor Mason.«
    »Spielen Sie hier nicht den Einfaltspinsel. Kommen Sie, gehn wir rüber und besorgen uns was zu trinken.«
    »Nein danke.«
    Er schien die Äste der Eiche zu mustern, deren Silhouette sich im Mondlicht abzeichnete.
    »Meines Wissens habt ihr festgestellt, dass dieser Klansmann, dieser Crown – heißt er so? –, seine Fingerabdrücke auf ein paar Blechbüchsen und Zigarettenpapieren hinterlassen hat, die Sie drüben im Wald gefunden haben.«
    »Ganz recht.«
    Er schnippte seine Zigarre in ein Rosenbeet. »Fassen Sie diesen elenden Rassisten, Mister Robicheaux.«
    »Meiner Meinung nach ist Aaron Crown kein Rassist.«
    Er legte seine Hand, die von oben wie eine Klaue aussah, auf meinen Arm. Ein Schneidezahn schimmerte, als er mich angrinste.
    »Ein Mitglied des Ku-Klux-Klan? Machen Sie sich nichts vor. So ein Mann zerreißt einem die Kehle und verzehrt das Herz, als wäre es ein Granatapfel«, sagte er.
    Ein Windstoß fegte seine feinen, wie Maisfasern wirkenden weißen Haare an seinen Schädel.

    Eine Viertelstunde später

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