Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
gelaunt. Bis auf eine ältere Schwarze, die Müll einsammelte und in einen Jutesack stopfte, war niemand auf dem Parkplatz.
Beim ersten Mal, auf einer Nebenstraße beim Lake Martin, war es genauso, wie sie erwartet hatte – auf dem Rücksitz, bei offener Tür, während seine Hose samt Gürtel um die Knöchel hing und er am ganzen Körper zitterte vor Lust und Leidenschaft, sich ungeschickt anstellte, den Mund aufsperrte und nur mehr ein heiseres Flüstern hervorbrachte, noch ehe er in sie eingedrungen war.
Drei Abende später kam er zu ihr nach Hause, zu dem Ziegelbau an dem trockenen Abwassergraben beim Montgomery Ward, und überredete sie dazu, bei ihrer Arbeitsstelle anzurufen und sich krankzumelden. Diesmal fuhren sie den Bayou Teche hinunter, in Richtung Jeanerette, und schlugen ihr Lager im Cottage eines Plantagenverwalters auf, das 1790 von Sklaven aus der Karibik gebaut worden war und das Bufords Vater nicht wegen der verschnörkelten schmiedeeisernen Veranden, der von Eichen überschatteten Auffahrt oder der von Wisterien umrankten Gartenlauben gekauft hatte, auch nicht wegen der Miniékugeln der Yankee-Soldaten, die sich einst in die Fensterrahmen gebohrt hatten – für ihn war das nichts weiter als eine kurzfristige Geldanlage, eine Immobilie, für die er einen Scheck ausstellte.
Im Laufe des Sommers wurde aus Bufords und Sabelles nächtlichem Treiben fast so etwas wie eine Beziehung zwischen einem gewöhnlichen jungen Paar, das fest miteinander ging und dessen Leidenschaft so offenkundig war, dass alle Unterschiede bedeutungslos schienen.
Ihr kam es vor, als sei der Sommer ein einziger Song, der niemals enden würde. Den Kalender schaute sie nur an, weil sie dort feststellen konnte, wann ihre Tage einsetzen müssten. Der ungeschickte Junge, der in jener ersten Nacht am Lake Martin zitternd auf ihr gelegen und später verschämt, mit hochgezogener Unterwäsche und offener Hose, im Dunkeln dagesessen hatte, während sie seine Hand hielt und ihm versicherte, dass es wunderschön für sie gewesen sei, war mittlerweile zu einem selbstbewussten Liebhaber geworden, der an ihren Atemzügen, am Druck ihrer Hände an bestimmten Stellen, an ihren Bewegungen erkannte, was ihr die meiste Lust bereitete, bis er schließlich genau wusste, was er zu tun hatte, ohne dass man es ihm sagen musste, und sie kommen lassen konnte, bevor er so weit war, und dann ein zweites Mal, mit ihm zusammen.
Sein Rücken war mit dicken Muskelsträngen bepackt, sein Hintern klein und knackig, sein Mund stets sanft, wenn er über ihren Körper strich. Vom Bett in dem Verwaltercottage konnte sie auf den von Eichen gesäumten Weg schauen, der zum Teche führte, sah, wie sich die Äste, das Moos und die Blätter im Wind wiegten, und zwischen den dunklen Stämmen konnte sie das Mondlicht erkennen, das wie ein Schwall silberner Münzen aufs Wasser fiel, und sie musste an ein Bild denken, das sie mal in einem Buch mit biblischen Geschichten für Kinder gesehen hatte.
Die Pforten des Paradieses
hatte das Bild geheißen. Als Kind hatte sich sich darunter immer einen Ort vorgestellt, aus dem man vertrieben und verbannt war. Jetzt, da sie Buford zwischen ihren Beinen hielt und ihn tiefer in sich drückte, wusste sie, dass sich diese Pforten für sie auftaten.
Doch im August machte er die ersten Ausflüchte. Er musste frühzeitig mit dem Training für die kommende Spielzeit anfangen, musste zeitig ins Bett oder zur ärztlichen Untersuchung nach Baton Rouge, musste sich mit Trainern von der Tulane, der Ole Miss und der University of Texas treffen, die ihn alle von der Louisiana State University weglocken wollten.
Am letzten Samstag des Monats, einem Tag, an dem er angeblich in New Orleans sein musste, sah sie sein Kabrio vor dem Slick’s Club in St. Martinville stehen. Drei Mädchen hockten auf Heck und Hintertüren und tranken Wodka-Collins, die ihnen ein schwarzer Kellner herausbrachte.
Sie war mit dem Auto ihres Vaters unterwegs. Ein Scheinwerfer war zerbrochen, das Fenster auf der Beifahrerseite mit Karton zugeklebt, und aus sämtlichen Schweißnähten lief der Rost.
Sie fuhr zweimal um den Block, hielt mit schweißnassen Händen das Lenkrad, während ihr das Herz im Hals schlug. Dann hielt sie schräg vor dem Kabrio an und stieg aus, hatte das Gefühl, als ob sie einen Eiskloß im Hals hätte.
»Was gibt’s?«, fragte eins der Mädchen.
»Wo ist Buford? Ihr seid doch mit Buford hier, stimmt’s? Das ist sein Auto«, sagte Sabelle.
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