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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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ich eine Aussage machen sollte, und wartete danach noch zwei Stunden, nur um zu erfahren, dass man dem Angeklagten Aufschub gewährt hatte, kehrte mit Kopfschmerzen in mein Büro zurück und hatte das Gefühl, den Großteil des Tages mit Kinkerlitzchen verplempert zu haben, während ringsum Pest und Tod herrschten.
    Für Bufords Personenschutz war jetzt in erster Linie die State Police zuständig, und für Aaron Crown und meinen Ärger mit den LaRoses interessierte sich kaum noch jemand.
    Aber ein Mensch, von Clete einmal abgesehen, hat versucht, mir zu helfen, dachte ich.
    Der tätowierte Volksfestarbeiter namens Araña.
    Ich schob die Kassette, auf der Helen und ich seine Aussage auf dem Sterbelager aufgenommen hatten, in das Gerät und hörte sie mir noch einmal von Anfang bis Ende an. Aber nur ein kurzer Teil davon war aufschlussreich: »Der 
Bugarron
reitet auf einem Sattel mit Blumenmuster. Ich hab ihn auf der Ranch gesehen. Sie versauen denen alles. Die bringen Sie um, Mann ...«
    »Wer ist der Kerl?«, ertönte meine Stimme.
    Und der Mann, der sich Araña nannte, antwortete: »Er hat keinen Namen. Er hat ein rotes Pferd und einen silbernen Sattel. Er mag Indianerjungs.«
    Ich stellte den Recorder ab, legte die Kassette auf meine Schreibunterlage und schaute sie an. Wusel dich da durch, dachte ich.
    Dann warf ich einen Blick aus dem Fenster, und wie es der Zufall wollte, sah ich einen Autofahrer, der sich wild hupend über zwei Spuren hinweg durch den Verkehr drängte und seinen Wagen auf einem Behindertenparkplatz abstellte. Sein Gesicht wirkte starr wie aus Gips, als er über das Gras zum Eingang ging, ohne den Sprinkler zu beachten, der einen dunklen Streifen auf seiner Hose hinterließ.
    Kurz darauf rief Wally bei mir im Büro an.
    »Dave, hier im Wartezimmer ist ein echter Zombie, der sagt, er will dich sprechen«, sagte er.
    »Ja, ich weiß. Schick ihn hinter.«
    »Wer ist das?«
    »Dock Green.«
    »Der Zuhälter aus New Orleans, der angeblich einen Sprung in der Schüssel hat?«
    »Genau der.«
    »Dave, haben wir hier bei uns nicht schon genug Irre? Musst du die Typen auch noch importieren?«
    Dock Green trug ein beiges, stramm in den Hosenbund gestecktes Polohemd mit rundem Kragen, sodass seine Hals- und Kopfbewegungen noch starrer und ruckartiger wirkten, wie bei einem Film, aus dem man einzelne Bilder herausgeschnitten hat. Er nahm unaufgefordert vor meinem Schreibtisch Platz, schaute an mir vorbei zum Fenster und wandte sich dann an mich. Die Haut zwischen seiner Oberlippe und dem Nasenflügel zuckte.
    »Ich muss mal Ihr Telefon benutzen«, sagte er, nahm den Hörer ab und fing an zu wählen.
    »Das ist ein Dienst... Macht nichts, nur zu«, sagte ich.
    »Ich hol dich Punkt sechs ab ... Nein, draußen, Persephone«, sagte er. »Nein, ich bin dort nicht erwünscht, ich fühl mich nicht wohl, ich geh da nicht rein ... Bye.«
    Er legte auf und blies sich den Atem ins Gesicht. »Ich muss ’ne Anzeige erstatten«, sagte er.
    »Worum dreht es sich denn, Dock?«
    »Wie ich sehe, ham Sie alles im Griff. Jerry the Glide kann auch andre Saiten aufziehn.«
    »Aha?«
    »Er is’ mit ’n paar von seinen Arschkriechern raus zu meiner Baustelle und hat meinen Polier aufgemischt. Hat ihn an den Ohren gepackt, zu Boden gedrückt und ihm ins Gesicht gespuckt.«
    »Ins Gesicht gespuckt?«
    »Gibt’s hier drin ’n Echo?«
    Ich machte mir eine Notiz auf meinem Schreibblock – nur zur Erinnerung, dass ich auf dem Heimweg zwei Liter Milch besorgen wollte.
    »Wir kümmern uns gleich drum, Dock.«
    »Is’ das alles?«
    »Yo.«
    »Sie ham mich nicht gefragt, wo das gewesen is’.«
    »Warum sagen Sie’s mir nicht?«
    Er beschrieb mir den Weg. Ich betastete die Kassette mit der Aussage, die Araña auf dem Sterbelager gemacht hatte.
    »Kommen Sie, wir fahren hin und hören uns an, was Jerry Joe dazu zu sagen hat«, meinte ich.
    »Jetzt sofort?«
    »Na klar.«
    Er schaute mich so gebannt an, dass ich an eine gegen ein Glas gedrückte Schmarotzerbiene denken musste.
    Wir fuhren mit einem Streifenwagen unter den immergrünen Eichen an der East Main Street hindurch zu dem Grundstück am Bayou Teche, auf dem Jerry Joe sein neues Haus baute. Die Maschinen standen einsam und verlassen da, die Arbeiter waren weg.
    »Vermutlich sind wir jemandem aufgefallen«, sagte ich und fuhr über die Zugbrücke stadtauswärts, in Richtung der LaRose-Plantage.
    »Das is’ nicht der richtige Weg.«
    »Ist doch ein herrlicher Tag für eine

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