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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Glastür.
    »Du wirst noch bitter büßen für das, was du mir angetan hast«, sagte Karyn.
    »Was habe ich dir denn angetan?«
    »Vor deiner Frau in dem Hotel. Du elender Dreckskerl.«
    »Du bist mit dir selbst nicht im Reinen, Karyn. Du weißt es bloß nicht.«
    »Heb dir deine Küchenpsychologie für dein nächstes Antialkoholikertreffen auf. Dir wird’s noch so was von elend ergehen. Ich schwör’s dir.«
    »Dock Green sagt, unter dem Baum im Garten neben eurem Haus sind Tote vergraben.«
    »Tolle kriminalistische Leistung. Die wurden vor mehr als hundert Jahren gelyncht und unter diesem Baum begraben.«
    »Was ist mit dem Kind, das drunten am Wasser verscharrt ist?«
    Sie wurde weiß, trotz der Schminke, und ihre Haut wirkte so trocken wie Papier.

22
    Am nächsten Morgen stellte ich Jerry Joe Plumb auf seinem mit Bäumen bestandenen Grundstück mitten im alten Stadtviertel an der East Main Street zur Rede. Er stand neben zwei Zementmischmaschinen, hatte einen Fuß auf einen gefällten Baum gestützt und sah zu, wie die Bauarbeiter das Fundament für sein Haus am Bayou legten. Er trug halbhohe Arbeitsstiefel, eine Khakihose und seine lederne Pilotenjacke, und die Sonnenstrahlen, die durch die Eichen auf sein Gesicht fielen, sahen aus wie gelbe Grashalme.
    »Dock Green sagt, du bist über seinen Polier hergefallen«, sagte ich.
    »Die Sache ist ein bisschen aus dem Ruder gelaufen.«
    »Hast du ihn festgehalten und ihm ins Gesicht gespuckt?«
    »Ich hab mich entschuldigt.«
    »Dafür war er bestimmt dankbar.«
    »Ich hab dreihundert Riesen zur Unterstützung von Bufords Wahlkampf aufgenommen. Weißt du, wie viel Zinsen man für dreihundert Riesen zahlt? Und jetzt mauschelt und murkst Dock mit Buford rum, während ich die Baustoffhändler am Hals habe.«
    »Dann hör auf, Buford zu decken.«
    »Du verstehst das falsch ... Aber ... Pfeif drauf, komm mit in meinen Wohnwagen, dann zeig ich dir was.«
    Drinnen breitete er einen Bauplan auf dem Zeichentisch aus und beschwerte die Ecken, kämmte sich dann die Haare und schaute bewundernd auf den Entwurf des fertigen Hauses. »Siehst du, wie um die Jahrhundertwende. Das passt bestens hierher. Die Ziegel sind dunkelrot und stammen von einem hundert Jahre alten Haus, das ich drüben in Mississippi entdeckt habe«, sagte er.
    Es war ein zweistöckiger Bau, eher eine mittelalterliche Burg als ein Wohnhaus, mit Balkons, Wandelgängen auf dem Dach und Bäumen, die den Wind abhalten sollten, obwohl das mitten in der Stadt völlig überflüssig war. Ich musste unwillkürlich an Jerry Joes Beschreibung vom Wohnsitz der LaRoses westlich des Pecos denken, zu dem er mit siebzehn Jahren geflüchtet war.
    »Willst du dich etwa von Buford aufs Kreuz legen lassen, bloß weil du seinen alten Herrn gekannt hast, diesen – wie hieß er noch? -Jude?«, fragte ich.
    »Wenn Jude nicht gewesen wäre, war ich als Baumwollpflücker auf ’ner Gefängnisfarm gelandet.«
    »Ich bin gestern mit Dock raus zur LaRose-Plantage gefahren. Er sagt, unten am Wasser sei ein Kind begraben.«
    »Dann hör lieber auf ihn.«
    »Ach ja?«
    »Der Typ hört Stimmen. Mir kommt’s manchmal so vor, als ob er Sachen weiß, die Menschen nicht wissen sollten. Er bewahrt totes Zeug in Weckgläsern auf. Womöglich ist er ein Ghul.«
    Ich wandte mich zum Gehen. »Sieh zu, dass du dich von seiner Baustelle fern hältst, okay?«, sagte ich.
    »Es geht doch gar nicht um mich, Dave. Um Dock auch nicht. Ihr habt die Seuche in der Stadt. Im ganzen Staat, und von da oben am Bayou geht sie aus.«
    »Dann lass dich von Buford nicht mehr als Prellbock benutzen«, sagte ich.
    Jerry Joe steckte den Kamm in seine Hemdtasche und baute sich vor mir auf, ließ die Arme hängen, hatte aber die Hände gekrümmt wie ein Affe, und die weiße Narbe an seinem Augenwinkel war zu einem Knoten zusammengezogen.
    »Wir sind Freunde, aber sag so was nie wieder zu mir«, sagte er.
    Als ich wieder in der Dienststelle war, meldete sich der Sheriff bei mir und bat mich in sein Büro. Er saß vornübergebeugt am Schreibtisch und kratzte mit einem Federmesser den Kopf seiner Tabakspfeife aus.
    »Unser Amtsarzt hat heut Morgen angerufen. Es gibt da anscheinend ein Problem mit Ihrer Versicherung«, sagte er.
    »Worum geht es?«
    »Um Ihre Alkoholgeschichten.«
    »Warum kommen die jetzt damit an?«
    »Genau das ist die Frage. Sie sind doch vor ein paar Jahren in Therapie gewesen?«
    »Ganz recht.«
    »Nachdem Ihre Frau umgebracht worden ist?«
    Ich nickte

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