Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Spritztour.«
Ich sah Dock am Gesicht an, dass er begriffen hatte, wohin die Fahrt ging.
»Sie wollen mir ans Bein pinkeln. Sie wissen, dass meine Frau draußen bei Karyn LaRose is’«, sagte er.
»Ich muss was überprüfen, Dock. Mit Ihnen hat das gar nichts zu tun.«
»Scheiß drauf, und auf Sie scheiß ich auch. Ich kann die nicht leiden. Ich geh nicht auf denen ihr Anwesen.«
Ich fuhr aufs Bankett und hielt bei der Zufahrt zu den LaRoses an. Staubwolken hingen über den Feldern weiter hinten, und das Haus mit seinem Säulenportal zeichnete sich weiß und massig vor dem grauen Himmel ab.
»Warum nicht?«, fragte ich.
»Bloß weil ich Geschäfte mit Heuchlern mach, heißt das noch lang nicht, dass ich aufs gleiche Klo geh wie die. Hey, glauben Sie etwa, die haben keine Bremsspuren in der Unterhose? Auf dem Grundstück hier liegen Tote.«
»Meinen Sie damit den Friedhof da hinten?«
»Ich riech ein Grab, auch wenn kein Stein drauf is’. Da drüben bei dem Baum is’ eins. Drunten am Wasser is’ noch eins. Da is’ ’n Kind drin.«
»Wissen Sie was von einem Mord?«
Aber er brachte keine Antwort heraus. Ein Schauder überlief ihn, und er sank in den Sitz zurück und brabbelte unverständliches Zeug, zog die Lippen nach hinten und bleckte die Zähne, als ob er nicht mehr Herr seiner Sinne sei.
Ich legte den Gang ein und bog in die Zufahrt ein.
»Kriegen Sie sich wieder ein, Dock?«
Sein Atem roch dumpfig, wie alte Abgase. Er presste die Hand vor den Mund.
»Ganz locker, mein Guter«, sagte ich, ging über die Auffahrt in den Garten hinter dem Haus, wo ein Angehöriger der State Police postiert war. Er saß auf einem Segeltuchstuhl, hatte seine Sonnenbrille auf und aß eine Schale Eis.
Ich zeigte ihm meine Dienstmarke.
»Ich möchte die Stallungen überprüfen«, sagte ich.
»Weshalb?«
Ich wandte mich ab und steckte das Etui mit meiner Dienstmarke hinten in die Hosentasche.
»Ich habe irgendwie ein komisches Gefühl wegen diesem Crown«, antwortete ich.
»Dann machen Sie mal.«
Ich stieg über das Pferdegatter und trat in die alte Schmiede, in der sich jetzt die Stallungen befanden. Die eisernen Läden an den Fenstern waren geschlossen, und in den fahlen Lichtstreifen, die in den nach vorn offenen Ziegelbau fielen, tanzten dicke Staubklumpen. Die Luft war warm und roch süßsauer – nach Leder und verschwitzten Pferdedecken, nach den Hühnern, die von draußen hereinliefen, nach modrigen Holzböden und frischem Stroh, nach dem Mist, mit dem eine Schubkarre beladen war, und nach Kraftfutter: getrocknete Getreidebälle in Sirup, die in einem Fass in der Ecke gelagert wurden.
Ich ging in die Sattelkammer am anderen Ende des Gebäudes. Bufords Sättel hingen an ausklappbaren Holzgestängen, die an Wandhaken befestigt waren. Die englischen Sättel waren schlicht, einer wie der andere aus glattem Leder, ohne jeden Schmuck. Doch die Westernsättel waren mit eingepunzten Rosen, Vögeln und Schlangen verziert, und hinten prangte auf jedem eine mit Perlmutt eingelegte offene weiße Kamelie.
Aber der Mann, der sich Araña nannte, hatte gesagt, der
Bugarron
reite auf einem silbernen Sattel, und hier war keiner.
»Was suchen Sie denn in der Sattelkammer, Detective Robicheaux?«, fragte der Angehörige der State Police hinter mir. Er lehnte am Türrahmen, hatte die Arme verschränkt und die Augen hinter der Sonnenbrille versteckt. Er trug einen tief in die Augen geschobenen Feldhut und hatte Lederriemen um den Hinterkopf, wie ein Ausbilder beim Militär.
»Man kann nie wissen, über was man stolpert.«
»Irgendwie klingt das faul.«
»Kennen wir uns?«
»Jetzt schon. Mrs. LaRose sagt, es passt ihr nicht, dass Sie auf ihrem Grund und Boden sind.«
»Es wird ihr noch viel weniger passen, wenn Aaron Crown sie hier aufsucht. Einen schönen Tag noch.«
Ich ging über den Holzboden zwischen den Boxen auf die offene Vorderseite des Gebäudes zu.
»Lassen Sie sich ohne richterliche Vollmacht nicht mehr in den Stallungen blicken, Sir«, sagte der Polizist.
Ich stieg durch das Pferdegatter und ging unter den Bäumen im Garten auf die überdachte Auffahrt zu. Karyn LaRose kam aus der Seitentür, hatte ein Glas in der Hand. Hinter ihr stand Persephone Green. Karyn drehte sich um und hob die Hand.
»Lass mich einen Moment mit Dave allein, Seph«, sagte sie.
Persephone Green verkniff das Gesicht und funkelte mich finster an. Doch sie tat, wie ihr geheißen, ging wieder hinein und schloss die
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