Nacht ueber den Highlands
bei guter Gesundheit.«
Rowena begann geflissentlich zu kritzeln.
»Ich zähle jede Minute eines jeden Tages, den wir getrennt sind.«
Rowenas Magen verkrampfte sich. Wem mochte er einen solchen Brief schreiben?
»Wenn ich morgens erwache, gilt mein erster Gedanke Euch.«
Rowena hielt inne und bedachte ihn mit einem bösen Blick, doch er war so konzentriert, dass er nichts mehr um sich herum wahrnahm.
»Ich hätte niemals gedacht, jemandem wie Euch zu begegnen. Einem Menschen, der mich zum Lachen bringt, selbst wenn mir nicht einmal mehr nach einem Lächeln zumute ist. Allein der Gedanke an Euch macht mein Herz froh. Ich bewahre jedes einzelne Lächeln von Euch wie den kostbarsten Schatz auf.
Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich es bedaure, nicht mit Euch zusammen sein zu können; dass es das Schicksal anders wollte. Dass die Dinge zwischen uns so und nicht anders liegen. Aber schließlich gibt es vieles, das ich in meinem Leben bereue.«
Jetzt wusste sie plötzlich, für wen der Brief war, wer ihn eines Tages erhalten würde. Bei dem Gedanken traten ihr die Tränen in die Augen.
Stryder, der es immer noch nicht wagte, sie anzusehen, holte tief Luft. »Ich hoffe, dieser Brief trifft Euch bei bester Gesundheit an, und ich hoffe, dass Ihr mit einem Lächeln an mich denkt und nicht mit solchem Kummer wie ich an Euch. Ich wollte Euch niemals Kummer bereiten. Nein, ich wünsche vielmehr, dass sich all Eure Wünsche erfüllt haben und dass Ihr, sollten sich die Dinge eines Tages ändern, mich vielleicht wieder in Euren Armen willkommen heißt.
Für immer der Eure,
Stryder.«
Stryder trat an den Schreibtisch und warf einen Blick aufs Papier. »Hast du alles aufgeschrieben?«
Rowena schnüffelte. »Nein, Mylord.«
Er atmete gereizt aus. »Aber woher soll sie dann wissen, was ich fühle, wenn ich es ihr nicht schreibe?«
»Sie weiß es, Stryder.« Rowena blickte zu ihm auf und sah in seinen blauen Augen denselben Schmerz, den auch sie fühlte.
»Aber wenn ich es ihr nicht schreibe -«
»Es ist egal, ob du es schreibst oder nicht«, sagte sie und nahm seine raue, schwielige Hand in die ihre. »Wichtig ist allein, dass du es fühlst und denkst.«
Er ging neben ihr in die Knie und blickte ihr sehnsüchtig in die Augen. »Ich fühle es, Rowena, oh ja, ich
fühle es jedes Mal, wenn ich dich ansehe. Wenn ich an dich denke.«
Sie beugte sich ein wenig vor und gab ihm einen zärtlichen Kuss. Gott, wie gut er schmeckte! Ihr wurde ganz schwach und schwindelig. Als ob sie flöge.
Er war ihr Herz, er war ihre Seele.
Er war alles für sie.
Sie wollte ihm ebenfalls zeigen, wie viel er ihr bedeutete. Aber nicht mit Worten. Er war über seinen Schatten gesprungen, um ihr seine Gefühle auf eine Weise mitzuteilen, von der er wusste, dass sie ihr gefiel. Nun wollte sie ihm die ihren so zeigen, wie er es sich wünschen würde.
Stryder schloss unwillkürlich die Augen, als Rowenas süßer Mund über sein Kinn wanderte und an seinem Hals innehielt. Mit Mund und Zunge liebkoste sie ihn auf eine Weise, dass er zu beben begann. Bis jetzt hatte sie noch nie die Initiative ergriffen, und er genoss dies in vollen Zügen.
Er kam sich wegen seines unbeholfenen Liebesbriefs immer noch wie der letzte Trottel vor. Aber es war ihm nun einmal wichtig, dass sie erfuhr, was er für sie empfand. Sie hatte ihm so viel gegeben, er wollte ihr ein wenig davon zurückgeben. Das war er ihr schuldig.
»Weißt du«, sagte sie und blickte zu ihm auf. »In einer Hinsicht habe ich mich immer geirrt.«
»In welcher?«
»Ich dachte immer, es gäbe nichts Verführerischeres als ein gutes Liebeslied oder ein Gedicht, vorgetragen von einem talentierten Barden. Aber das war falsch.«
Sie strich mit dem Fingernagel über seinen Arm, und er bekam eine Gänsehaut. »Viel, viel verführerischer ist es, wenn ein Ritter, der für seine Kraft und Stärke bekannt ist, aus seinem Herzen spricht. Nicht irgendwelche glatten Lügen, um einer schnellen Eroberung willen, sondern Worte, die aus tiefem, ehrlichem Herzen kommen.« Ihre wunderschönen Augen waren mit ernster Ehrlichkeit auf ihn gerichtet. »Ich liebe dich, Stryder. Ich werde dich immer lieben.«
Diese Worte wie einen Schatz für die Zukunft hortend, gab er ihr einen innigen Kuss, der rasch an Leidenschaft zunahm. Er vergrub die Hände in ihrem dichten goldenen Haar, ließ die kühlen, seidigen Locken durch seine narbigen, schwieligen Kriegerhände gleiten, ließ sich von ihrer süßen
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