Nacht ueber den Highlands
dich«, entgegnete er mit kalter Ruhe. »Es gibt auf diesem Turnier keinen Einzigen, den ich nicht schon einmal besiegt hätte. Die meisten sogar mehrmals.«
»Irrst du dich auch nicht?«, meinte Damien spöttisch.
»Nein.«
»Nun gut. Du wirst schon sehen, wo dich deine Arroganz hinführt.«
Damien schritt zum Zeltausgang, blieb jedoch noch einmal stehen. »Übrigens habe ich vor, selbst um ihre Hand zu kämpfen. Ich gebe zu, mit dem Schwert bist du mir überlegen. Aber der Schwertkampf war noch nie
meine Stärke. Mit Pferd und Lanze kann mir dagegen so schnell keiner das Wasser reichen. Nicht einmal du, Herr von Blackmoor. Aber keine Sorge, Stryder, ich werde mich deiner Liebsten mit besonderer Hingabe annehmen, sobald wir einmal verheiratet sind.«
Nun hatte Damien es geschafft, Stryder aus der Reserve zu locken. Zwischen zusammengebissenen Zähnen stieß dieser hervor: »Oh nein, das wirst du nicht. Ob ich gewinne, verliere oder der Kampf unentschieden endet, ich werde Rowena die freie Wahl ihres Gatten ermöglichen.«
Damien stieß ein hässliches Lachen aus. »Glaubst du ernsthaft, dass Heinrich ihr diese Freiheit lassen wird? Rowenas Besitz braucht eine starke Hand. Jemanden mit einflussreichen politischen Verbindungen. Ob ich nun gewinne, verliere oder der Kampf unentschieden ausgeht: ich werde sie kriegen. Das wirst du sehen.« Mit diesen Worten rauschte Damien mit ominös flatterndem Umhang aus dem Zelt.
Stryder folgte ihm nach draußen. »Sie wird dich niemals heiraten!« Er achtete nicht auf die Ritter, die stehen blieben und zusahen, wie Damien ebenfalls anhielt und sich noch einmal zu ihm umdrehte.
Der Prinz blickte ihn mehrere Herzschläge lang an, ohne etwas zu sagen. Dann sagte er in ruhigem Ton: »Frauen wie sie lassen sich mit Liedern und Gedichten erobern. Mit Liebesbriefen von jenem, den sie begehren. Sag mir, hast du je einen Liebesbrief geschrieben? Ach ja, ich vergaß, du bist ja ein ungebildeter Trampel. Alles, was du kannst, ist mit den Muskeln spielen und erwachsene Männer in den Staub treten. Glaubst du wirklich, dass sie einen Barbaren wie dich einem kultivierten Menschen wie mir vorziehen würde?«
Damien machte auf dem Absatz kehrt und stakste davon.
Stryder musste all seine Willenskraft aufbieten, um Damien nicht nachzueilen und zusammenzuschlagen. Als alter Freund kannte Damien Stryders Familiengeschichte natürlich. Allein die Tatsache, dass Damien ihn wegen seiner mangelnden Bildung verspottet hatte, ließ Stryder rot sehen.
Aber was ihn noch wütender machte, war, dass der Mistkerl Recht hatte.
Er musste an gestern Abend denken, als Rowena ihn scherzhaft damit aufgezogen hatte, dass er so langsam im Lernen ihrer Lieder und auch im Lautenspiel war.
Dass er immer nur ein Ritter, nie ein Sänger und Dichter sein könne.
Rowena liebte Sänger, liebte Dichtung.
Und sie hatte ihr Leben lang gegen den Ritterstand gewettert ...
Er konnte noch das spöttische Lachen seiner Mutter hören, wenn sie seinen Vater wieder einmal wegen seiner plumpen, ungeschickten Art kritisierte.
»Soll ich ihn für dich umlegen?«
Stryder warf einen Blick über seine Schulter und sah Will unweit stehen und Damien mit einem mörderischen Funkeln in den Augen nachblicken.
»Du hast alles gehört?«
»Aye. Und nicht nur ich.« Wills Blick schweifte über die immer noch gaffenden Ritter.
Stryder warf einen Blick in die Runde, der die Versammelten eilig davonstieben ließ.
»Zu schade, dass dieser Vorschlag nicht von Kit kam«, sagte Stryder griesgrämig. »Dann hätte ich vielleicht ja gesagt.«
Will musste lachen. »Mein Schwert gehört dir, brauchst es nur zu sagen.«
»Nein. Er ist es nicht wert, dass du seinetwegen dein Leben riskierst.« Stryder kehrte wieder in sein Zelt zurück und Will folgte ihm.
»Nimm dir seine Worte nicht so sehr zu Herzen«, sagte Will. »Er ist ein Aufschneider und Angeber.«
Das stimmte, aber es stimmte ebenso, dass Damien ein hervorragender Lanzenkämpfer war. Ausgezeichnet trainiert und hoch begabt war er, ebenso wie Stryder, noch nie besiegt worden.
Stryder war noch nie gegen ihn im Lanzenstechen angetreten, doch er erwartete nicht zu verlieren.
Aber wenn es um Rowenas Herz ging, war Stryder weniger selbstsicher. Könnte ihm ihre Liebe ebenso leicht weggenommen werden wie seinem Vater die Liebe seiner Mutter?
Es lag nun einmal in der Natur des Menschen, seine Gefühle zu ändern, und besonders Frauen waren notorisch unzuverlässig, was die Treue
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