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Nacht ueber den Highlands

Titel: Nacht ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley MacGregor
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Frau. »Wo hat er gelebt?«
    »In einem gut bewachten Waisenhaus zusammen mit anderen Knaben seines Alters. Sie haben versprochen, ihm nichts zu tun, so lange seine Mutter den Befehlen ihrer Meister gehorcht. Doch dann hat man uns mitgeteilt, dass sie gestorben sei, und mir wurde aufgetragen, ihn zu seinem Vater zu bringen.«
    Das ergab noch viel weniger Sinn. »Wer hat dir das aufgetragen?«
    »Sklaven stellen keine Fragen, Herr. Wir tun, was von uns verlangt wird.«
    Stryder entschuldigte sich und schaute dann wieder seinen »Sohn« an. »Wie heißt du, Junge?«
    »Alexander.«
    Mit einem sanften Lächeln hielt er dem Jungen seine Pranke hin. »Ich bin Stryder von Blackmoor, kleiner Alexander. Dein Vater.«
    Der Junge sah ebenso fassungslos aus wie Stryder, als er zum ersten Mal von seiner »Vaterschaft« erfuhr.
    Dem Knaben traten die Tränen in die Augen. »Bist du wirklich mein Vater, der große englische Ritter?« »Aye, Junge. Für immer und ewig.«
    Mit einem glücklichen Aufschrei warf sich der Junge an seinen Hals.
    Rowena merkte, wie ihr bei diesem Anblick selbst die Tränen kamen. Einen Moment lang hatte sie beinahe gefürchtet, Stryder würde ihn nicht aufnehmen, aber sie hätte es besser wissen müssen.
    Er wäre nie so grausam zu einem Kind.
    Die Alte wandte sich ab, um zu gehen.
    »Warte.« Stryder erhob sich mit dem Jungen auf den Armen. Obwohl Stryder alles andere als klein war, war der Junge doch schon ein wenig zu groß, um noch auf diese Weise getragen zu werden. Er hatte seine dürren Stelzen um Stryders Hüften geschlungen, die dünnen Ärmchen um seinen Hals. Sein kleiner Kopf ruhte auf Stryders Schulter, die Augen hielt er fest geschlossen.
    »Wie heißt du?«, fragte Stryder die Frau.
    »Fatima.«
    Er grüßte sie nickend. »Ich danke dir, Fatima, dass du mir meinen Sohn gebracht hast.«
    Sie nickte und wandte sich abermals zum Gehen.
    »Fatima?«, rief Stryder ihr hinterher. »Willst du nicht bleiben und Alexander helfen, sich in seinem neuen Heim einzugewöhnen?«
    »Ich muss zurück. Mein Meister wäre sehr zornig, wenn ich nicht wiederkäme.«
    Stryder stellte den Junge ab. »Hast du denn Verwandte, zu denen du gehen könntest?«
    »Nein. Mein Sohn starb, als er noch ein Kind war, und mein Gatte kurz darauf ebenfalls. Seitdem habe ich für meinen Meister im Waisenhaus gearbeitet.«
    »Dann bleib«, insistierte er. »Und hilf Alexander. Ich
    werde deinem Meister Geld für deine Freilassung schicken.«
    Die Alte brach in Tränen aus, als sie das hörte. »Ihr wollt mir, einer nutzlosen Alten, wirklich die Freiheit schenken?«
    Stryder schüttelte missbilligend den Kopf. »Du bist nicht nutzlos, Fatima. Du hast eine lange, schwere Reise auf dich genommen, um mir meinen Sohn zu bringen. Ich glaube, Alexander wäre froh, wenn du bei ihm bliebest, nicht wahr, Alexander?«
    Alexander nickte heftig. »Ich mag Nana«, sagte er. »Sie kitzelt mich immer, wenn ich brav war, und erzählt mir viele schöne Geschichten.«
    Stryder bot der Alten seine Hand. »Bleib bei uns, ich bitte dich.«
    Fatima ignorierte die dargebotene Hand und sank ehrfürchtig auf die Knie.
    »Nein«, sagte Stryder und half ihr auf. »Kein Kniefall mehr, außer wenn du betest. Du bist jetzt ein freier Mensch.«
    Fatima nahm Alexander bei der Hand. Ihre Lippen zitterten. »Dein Onkel hatte Recht, Kleiner. Dein Vater ist ein guter Mensch.«
    Rowena trat zurück und Stryder führte die beiden zu seinem Zelt. Sie folgte ihnen. Alexander hüpfte aufgeregt neben Stryder her und stellte ununterbrochen Fragen.
    »Lebst du immer hier, Vater? Oder sind die Engländer auch Nomaden und reisen immer von einem Ort zum anderen? Werde ich auch einmal ein Ritter, wenn ich groß bin, so wie du? Nana sagt, dass ich ein freier Mensch bin, aber ich weiß nicht genau, was das heißt. Sie sagt, mein Vater, also du, würdest es mir irgendwann erklären. Darf ich jetzt endlich Reiten lernen? Wir sind mit dem Schiff gefahren. Es war teuer, und wir konnten uns nur Wasser und Brot leisten. Wenn wir zu Hause im Heim brav waren, haben wir Milch bekommen. Kriege ich bei dir auch Milch, wenn ich brav bin?«
    Stryder musste über die Fragenkanonade des Kindes lachen. »Du kriegst sogar Milch, wenn du nicht brav warst.«
    »Echt?« Alexander warf Fatima einen triumphierenden Blick zu. »Hast du das gehört, Nana? Ich kann sogar Milch haben, wenn ich böse war.«
    »Ich habe es gehört, du Racker. Wir werden sehen.«
    Stryder führte sie in sein Zelt. Alexander

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