Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nacht ueber den Highlands

Titel: Nacht ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley MacGregor
Vom Netzwerk:
arabische Kleidung, doch seine helle Haut und sein blondes Haar, das unter seiner Kappe hervorblitzte, wiesen ihn eindeutig als Europäer aus. Der Junge hatte wunderschöne große haselnussbraune Augen.
    Er schien große Angst vor den bulligen Männern zu haben, die sie bedrohlich umdrängten.
    »Mylady«, sagte die alte Sarazenin und machte eine tiefe Verbeugung vor Rowena. »Bitte, könnt Ihr uns helfen?«
    Rowena lächelte ihr aufmunternd zu. »Was kann ich für Euch tun, gute Frau?«
    Die Alte erhob sich mühsam und schob den Jungen nach vorn. Dieser starrte zu Rowena auf, als würde er sich vor ihr noch mehr als vor den Rittern fürchten. Dennoch war er ein ausgesprochen hübscher Knabe.
    »Man hat mir befohlen, Alexander«, Rowena brauchte ein paar Sekunden, um den Namen in der ungewohnten Aussprache der Dienerin zu verstehen, »zu seinem Vater
    zu bringen. Man sagte mir, ich würde ihn hier, bei den anderen Rittern auf dem Turnier finden.«
    Das war logisch. Fast alle namhaften europäischen Ritter waren zu diesem Turnier angereist. Jeder davon könnte der Vater des Jungen sein. »Wie heißt sein Vater?«
    Die Alte gab dem Knaben einen Schubs. »Zeig der Dame dein Amulett, Junge.«
    Der Knabe schüttelte ängstlich den Kopf und versuchte sich hinter ihren Röcken zu verstecken.
    »Alles geschieht nach Allahs Willen, Alexander. Zeig ihr das Wappen deines Vaters.«
    Der Junge sah aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen oder wegrennen wollen. Doch dann zog er zitternd ein Amulett unter seinem Hemd hervor, das an einer Kette um seinen Hals hing. Es war ein emailliertes Wappen, wie es viele Ritter trugen.
    Rowena trat vor, um es sich näher anzusehen.
    Alexanders Medaillon war alt und abgeschabt, ein Großteil des Emailüberzugs war bereits verschwunden. Trotzdem erkannte sie das Wappen sofort.
    Ihr blieb fast das Herz stehen. O ja, sie kannte seinen Vater.
    Sehr gut sogar.
    »Wie heißt deine Mutter, Alexander?«, fragte Rowena, bemüht, sich den inneren Aufruhr nicht anmerken zu lassen.
    Der Knabe schaute hilfesuchend zur Alten hin.
    »Sag es ihr«, drängte diese.
    »Elizabeth von Cornwall«, stammelte der Junge ängstlich. »Aber man hat mir gesagt, dass sie gestorben ist.«
    Rowena konnte kaum atmen. Ja, er war ihrer lieben Gefährtin tatsächlich wie aus dem Gesicht geschnitten.
    Jetzt, wo er es gesagt hatte, war es nicht mehr zu übersehen. Eine Ähnlichkeit mit seinem Vater konnte sie jedoch nicht entdecken.
    »Was reden sie da, Lady?«, fragte ein Ritter ungeduldig. Die Menge begann ungehalten zu werden.
    »Bestimmt dreckige Lügen. Ich sage, wir sollten sie töten.«
    Rowena warf einen gereizten Blick in die Runde. »Ich darf doch sehr bitten!«, sagte sie in normannischem Französisch und funkelte die Ritter zornig an. »Seht ihr nicht, dass sie vollkommen verängstigt sind?«
    »Haben auch allen Grund dazu.«
    »Ich sage, wir knüpfen sie auf, als Warnung an das ganze sarazenische Pack.«
    Rowena richtete sich empört auf. »Da müsst ihr es aber zuerst mit mir aufnehmen.«
    »Kein Problem.«
    Der Mann machte einen bedrohlichen Schritt auf sie zu und wurde dann jäh zurückgerissen.
    »O doch, das ist durchaus ein Problem«, stieß Stryder zornig hervor. »Ihr müsstet nämlich zuerst mich besiegen.«
    Ein Ritter spuckte verächtlich aus. »Überrascht mich nicht, dass ausgerechnet Ihr eine sarazenische Hündin verteidigt.«
    Stryder wandte sich dem Ritter mit einem derart gefährlichen Funkeln in den Augen zu, dass Rowena unwillkürlich um den Unglücklichen bange wurde. »Ihr wollt mich doch nicht etwa herausfordern, oder?«
    Der Ritter wich hastig zurück. Die übrigen folgten. Jetzt waren sie allein.
    Rowena atmete zittrig auf. Wieder einmal hatte Stryder ihr aus einer heiklen Situation geholfen.
    Er schaute sie an und über sein Gesicht ging ein regelrechtes Strahlen. Dann musterte er erstaunt die Alte und den Knaben. »Was machen die denn hier?«, fragte er Rowena.
    »Sie sind auf der Suche nach dem Vater des Jungen.«
    Stryder nickte offenbar vollkommen ahnungslos. »Soll ich ihn holen?«
    »Das wird nicht nötig sein.«
    »Warum denn nicht?« Er runzelte die Stirn. »Ist sein Vater tot?«
    »Nein, Stryder«, sagte sie mit einem Hinweis auf das Medaillon des Knaben. »Du bist sein Vater.«

16. Kapitel
    Stryder riss Augen und Mund auf. Dann klappte er Letzteren empört wieder zu. »Wie bitte?!«
    »Sieh selbst«, sagte Rowena und hielt ihm das Medaillon hin. »Er trägt dein Wappen und

Weitere Kostenlose Bücher