Nacht ueber den Highlands
begann sich sofort aufgeregt umzusehen und alles anzufassen.
»Ein Schwert!«, rief er begeistert, als er in Stryders Waffenkiste guckte.
Stryder nahm es ihm rasch aus der Hand. »Vorsicht, Kind. Das ist höllisch scharf.«
Alexander tat, als hielte er ein Schwert in der Hand, und sprang aufgeregt mit dem Arm fuchtelnd im Zelt herum, als würde er gegen imaginäre Ritter, Drachen und Monsterskorpione kämpfen.
Rowena sah dem Jungen lachend zu. »Scheint ganz schön anstrengend zu sein, der Kleine«, sagte sie zu Fatima.
»Ja. Er ist über Bord gefallen, kaum dass wir auf dem Schiff waren.«
Alexander hielt inne. »Die Matrosen waren furchtbar sauer, dass sie mich rausfischen mussten. Sie haben gesagt, wenn ich noch mal reinfalle, würden sie mich den Haien überlassen. Da habe ich furchtbar doll aufgepasst, dass ich nicht mehr ausrutsche und reinfalle.«
In diesem Moment betrat Swan das Zelt. Beim Anblick des Kindes blieb er wie angewurzelt stehen. Stryder hob den Jungen schwungvoll hoch und warf ihn sich über die Schulter.
»Was hat das da hier zu suchen?«, fragte Swan und deutete fassungslos auf Alexander.
»Das da ist zufällig mein Sohn Alexander«, entgegnete Stryder zornig. »Ich wünsche, dass du ihn mit dem gebührenden Respekt behandelst.«
Swan fiel aus allen Wolken. »Nein, nein, nein, so geht das nicht. Schlimm genug, dass Rowena auftaucht, kaum dass ich mal eine Sekunde lang wegschaue, aber das auch noch? Sag ihm doch, dass Simon sein Vater ist, und schicke ihn nach Schottland.«
Stryder war entsetzt über das Benehmen seines Ritters. Er formulierte seine Antwort in normannischem Französisch, damit Fatima und Alexander ihn nicht verstanden. »Simon hat schon genug Pflegekinder. Der Junge hält mich für seinen Vater, Swan. Seine Mutter ist tot, und ich denke nicht daran, ihn zu verleugnen. «
Stryders Blick suchte Rowena, und da verstand sie. So hatte er auch ausgesehen, als er ihr von seinem Vater erzählte, von dem Tag, da er von ihm verleugnet wurde. Obwohl dies sehr lange her war, stand die bittere Enttäuschung darüber noch immer in seinen Augen.
Er würde ein Kind nie so verletzen, wie er von seinem Vater verletzt worden war.
Swan warf die Hände in die Luft. »Wie du willst. Aber hast du je überlegt, was wir auf unseren Reisen mit einem Kind anfangen sollen? Wie sollen wir den Skorpion kriegen, wenn wir den Jungen da mitschleppen müssen? Du weißt, wie Kinder sind: sie plappern andauernd und stellen irgendwelche Dummheiten an. Was ist mit den
Assassinen, die dir nach dem Leben trachten? Du bietest ihnen damit nur eine weitere Blöße, ein weiteres Druckmittel.«
Rowena sah, wie Stryder jäh erblasste. Wie um sich selbst zu beruhigen, legte er Alexander die Hand auf die Schulter.
Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Die Sorge senkte sich wie ein Zentnergewicht auf seine Schultern.
»Ich kann ihn mit zu mir nach Sussex nehmen«, schlug Rowena vor. »Das bin ich Elizabeth schuldig.«
»Und wenn du heiratest?«, fragte Stryder. »Was wird dein Gatte sagen?«
Sie schnaubte. »Ich werde nicht heiraten, das habe ich dir doch bereits gesagt.«
»Aber wenn Heinrich dich nun zwingt?«
Rowena wollte etwas sagen, wurde jedoch von Swan unterbrochen. »O nein, eine Heirat zwischen euch kommt überhaupt nicht infrage. Überleg doch mal einen Moment, Stryder. Ich sage dir noch einmal: du kannst es dir nicht leisten, Frau und Kinder in England zu haben. Das wäre viel zu riskant. Jeder, der Druck auf dich ausüben möchte, bräuchte sie nur in seine Hand zu bekommen.«
»Ich bin nicht ohne Schutz. Wir haben Leibwachen«, wiedersprach Rowena ruhig.
Swan bedachte sie mit einem drolligen Blick. »Das hat Heinrich auch gedacht. Trotzdem hat es Sin MacAllister geschafft, sich in sein Zelt zu schleichen und ihm ein Messer an die Kehle zu setzen. Damals war er noch nicht mal dem Knabenalter entwachsen. Wir haben es hier nicht mit inkompetenten Narren zu tun. Unsere Feinde sind Profis. Die sieht man erst, wenn es zu spät ist.«
»Was ist los, Vater?«, fragte Alexander und blickte ratlos zwischen Stryder und Swan hin und her.
»Nichts, Kind.« Stryder schaute Swan an. »Geh und bring den Jungen und seine Amme in die Küche und sorg dafür, dass sie eine ordentliche Mahlzeit bekommen. Ich werde derweil über die Sache nachdenken.«
»Ja, Stryder, denk gut darüber nach. Wir sind nicht wie andere Männer. Wie oft hast du uns davor gewarnt, eine Familie zu gründen, weil es mit unserer
Weitere Kostenlose Bücher