Nacht ueber den Highlands
Aufgabe unmöglich zu vereinbaren wäre?«
Swans Züge besänftigten sich, als er nun Alexander anblickte. »Alexander?«, sagte er auf Arabisch.
Der Junge beäugte ihn misstrauisch.
Swan streckte ihm die Hand hin. »Ich bin einer von Lord Stryders Männern. Du kannst mich Swan nennen. Komm, ich werde mal sehen, was wir in der Küche für dich und deine Amme auftreiben können.«
Alexander begann sofort wieder zu strahlen. Er nahm Swans Hand und ließ sich von dem Ritter hinausführen. Fatima folgte ihnen.
Sobald sie weg waren, raufte sich Stryder die Haare. Mit einem unendlich müden Ausdruck blickte er Rowena an und rang sich ein Lächeln ab. »Guten Morgen, Mylady Ich hatte noch gar keine Gelegenheit, dir dies zu sagen.«
Sie schmiegte sich in seine ausgebreiteten Arme und gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wange. »Guten Morgen.«
Stryder hielt Rowena fest umschlungen und genoss einige Augenblicke lang ihre tröstliche Gegenwart.
»Warum muss das Leben nur so kompliziert sein?«, fragte er ratlos. »Ich sehe Männer wie deinen Onkel, und sie scheinen ein friedliches Leben ohne größere Komplikationen zu führen.«
»Der Schein trügt manchmal, Stryder. Du kannst nicht in das Herz meines Onkels sehen. Auch sein Lehen war und ist alles andere als leicht. Im Unterschied zu dir ist er der jüngste Sohn in der Familie meiner Mutter. Aus diesem Grund hat man ihn zu meinem Vormund erwählt. Er hat kein Recht auf eigenes Land, auf eigenen Besitz, auch nicht auf meinen, obwohl er meinen Leuten immer ein guter Gutsherr war und ein treuer Vasall Heinrichs. Deshalb hat er auch nie geheiratet. Er hat zusehen müssen, wie die Frau, die er liebt, einen Mann von Vermögen heiratete, weil er ihr nichts bieten konnte. Ich bin sicher, dass er mir manchmal insgeheim grollt, weil ich eine reiche Erbin bin, aber er zeigt es mir nie.«
»Wie könnte dir jemand grollen?«
Sie drückte ihn kurz. Er war so gütig.
Seufzend ließ er sie wieder los. »Was soll ich bloß tun, Rowena?«
Es erstaunte sie, dass er sie nach ihrer Meinung fragte. Die meisten Männer kümmerten sich nicht um das, was eine Frau dachte. Deshalb liebte sie ihn ja so sehr.
Heirate mich, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf.
Aber das würde sie nie laut sagen, ganz besonders nicht, seit sie seinen Antrag abgelehnt hatte.
»Ich weiß es nicht, Stryder. Aber ich bin sicher, du wirst das tun, was für alle am besten ist.«
»Ich wünschte, ich wäre mir da ebenso sicher wie du. Ich habe mich schon so oft geirrt ...«
»Aber noch öfter hast du richtig gehandelt.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Du scheinst ja sehr von mir überzeugt zu sein.«
Sie legte die Hand auf seine Schulter und drückte ihm einen Kuss auf den Bizeps. »Hab keine Angst, Stryder. Es wird so kommen, wie Gott will.«
Rowena trat zurück. »Ich werde dich jetzt allein lassen, damit du in Ruhe nachdenken kannst. Solltest du mich brauchen, ich werde in der Küche sein und dafür sorgen, dass Swan Alexander füttert - und nicht etwa verfüttert. An ein Wildschwein oder so was.«
Stryder musste trotz allem lachen. Obwohl, bei Swan wusste man nie so genau ...
Sehnsüchtig blickte er Rowena nach. Er war vollkommen durcheinander.
»Was soll ich bloß tun?«, murmelte er vor sich hin.
Die Suche nach einer Antwort auf diese Frage führte ihn schließlich auf direktem Wege zu Damien. Fest entschlossen schritt er auf die von zwei Leibgarden bewachte Tür zu seinen Gemächern zu.
»Halt!«, rief ein Gardist.
Stryder ließ sich nicht beirren.
Daraufhin versuchten sie ihn zu ergreifen und landeten prompt auf dem Fußboden. Stryder riss die Tür auf und trat ein.
Damien blickte überrascht auf.
Noch überraschter war jedoch Stryder, als er den ausnahmsweise unmaskierten Damien erblickte. Sein alter Freund saß auf einem Polsterstuhl, flankiert von zwei arabischen Ärzten im Burnus, von denen der eine ihm soeben einen Becher aus der Hand nahm.
Damiens Haar besaß denselben goldblonden Ton wie früher. Doch während er es früher immer kurz getragen hatte, hing es nun in einem dicken Zopf über seinen Rücken. Seine goldgrünen Augen waren zornfunkelnd auf ihn gerichtet.
Stryder stockte der Atem, als er die schwarzen Tätowierungen auf Damiens Wangen erblickte, eine unter
jedem Auge, parallel zu den Wangenknochen. Stryder hatte keine Ahnung, was sie bedeuteten, doch es waren eindeutig Schriftzeichen und keine Symbole.
Wenn diese Tätowierungen nicht gewesen wären,
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