Nacht ueber den Highlands
fand ihn ... nun ja ... entzückend, das war es. Zum Sterben charmant.
»Dürfte ich dann vielleicht reine Neugierde geltend machen, Mylady? Immerhin kommt es nicht alle Tage vor, dass ich eine unbekannte Dame in meinen Armen finde.«
Rowena musste sich auf die Lippe beißen, um nicht doch noch zu lächeln. Der Mann war gefährlicher, als sie dachte! »Irgendetwas sagt mir, mein Herr, dass dies nicht ganz der Wahrheit entspricht.«
Sein sattes Lachen streichelte ihre Ohren, und sein strahlendes Lächeln löste die seltsamsten Dinge bei ihr aus: ein erhöhter Pulsschlag, ein schwindeliges Tanzen der Gedanken.
»Nun, dann lasst es mich so ausdrücken: Es kommt nicht oft vor, dass ich eine unwillige Maid in meinen Armen finde.«
»Also, das glaube ich Euch aufs Wort.« Sie wich einen Schritt zurück, aber weniger aus Furcht vor ihm und seinem Stand, als vor dem allzu starken Wunsch, bei ihm bleiben und ihm noch ein wenig länger Gesellschaft leisten zu können.
Was war bloß mit ihr los? Bisher hatte sie Männer wie ihn sonst wo hingewünscht, und nun wünschte sie, noch ein wenig bleiben und mit diesem hier plaudern zu können.
Sie hatte wohl zu viel Wein getrunken.
Du hattest noch keinen einzigen Schluck, Rowena. Du hast die Halle doch gerade erst betreten.
Nun gut, dann lag es wohl an all den Aufregungen des heutigen Tages. Ja, das musste es sein.
»Wenn Ihr mich entschuldigen würdet?«, sagte sie.
Er gab ihr widerwillig den Weg frei. »Aber nur für dieses Mal, Mylady. Wenn wir uns noch einmal begegnen, erwarte ich einen Namen von Euch.«
»Wenn das der Fall sein sollte, müsste ich Euch abermals enttäuschen, Herr Ritter.«
Etwas wie Bewunderung blitzte in seinen tiefblauen Augen auf. »Dann sollte ich Euch warnen, Mylady, ich liebe keine Enttäuschungen.«
Rowena musste gegen ihren Willen lächeln. Dieses Wortgeplänkel war zu schön. Es kam nicht oft vor, dass sie jemandem begegnete, Mann oder Frau, der es an Schlagfertigkeit mit ihr aufnehmen konnte. »Aber nur, wenn Ihr mir erlaubt, Euch davor zu warnen, dass ich Warnungen nicht liebe.«
Diesmal versuchte er nicht, sie aufzuhalten, als sie sich zum Gehen wandte, doch sein Lachen klang ihr noch lange in den Ohren nach.
Schade, dachte sie mit einem inneren Seufzer. Zu schade, dass er ausgerechnet ein Ritter sein musste. Mit einer solchen Stimme und solchen Manieren hätte er einen wundervollen Minnesänger abgegeben.
Rowena musste tapfer gegen den Drang ankämpfen, sich noch einmal umzudrehen, um zu sehen, ob er ihr
immer noch nachblickte. Wieder und wieder redete sie sich ein, dass es ihr egal war, ob er ihr nachschaute oder nicht.
Er war nichts weiter als ein abscheulicher, brutaler Ritter. Ein Barbar.
Doch als sie einen befreundeten Minnesänger erreichte, blickte sie wie zufällig zurück. Nicht, dass sie nach ihm gesucht hätte, keineswegs. Sie hielt lediglich Ausschau nach Elizabeth, Bridget oder Marian. Dennoch fiel es ihr schwer, sich einzureden, dass sie keine Enttäuschung empfand, als sie keine Spur ihres Ritters entdeckte.
Umso besser. Alles, was ein solcher Mann kann, ist, dich früh zur Witwe machen und dir das Herz brechen. Er würde von einem Bett ins andere hüpfen, ohne auch nur einen Deut auf deine Gefühle zu geben.
So wahr dies auch sein mochte, fragte sie sich dennoch, wie er wohl heißen mochte.
Welcher Name würde auf einen so charmanten, schönen Mann passen? Sicher nicht Hugh, Heinrich oder Edward. Nein, sein Name war sicher ebenso einmalig wie er ...
Jetzt hör schon auf damit!
Resolut verdrängte Rowena jeden Gedanken an ihren geheimnisvollen Retter und zwang sich, der Unterhaltung mit ihren Freunden zu folgen.
Heinrich Plantagenet, König von England und Herrscher über die Normandie, Anjou und Aquitanien, zweifellos einer der mächtigsten Männer der Welt, saß in einer Ecke seines Ruhezimmers und drückte sich einen feuchten Lappen auf die Stirn.
Seine Schläfen pochten, sein Herz hämmerte vor
Wut, und er war sich ziemlich sicher, dass es nur mehr eine Frage von Minuten wäre, bis ihn vor Zorn der Schlag träfe.
Wenn jetzt noch einer käme, nur ein Einziger, egal ob Graf, Baron oder einfacher Ritter, um ihn zu bitten, Stryder von Blackmoor dazu zu zwingen, seine Tochter zu heiraten, er würde demjenigen den Kragen umdrehen.
Allen würde er den Kragen umdrehen.
Er würde vor Zorn wahrhaftig aus der Haut fahren und unter ihnen aufräumen wie der grimmige Schnitter! Er würde sich über seinen Hofstaat
Weitere Kostenlose Bücher