Nacht ueber den Highlands
schnaubte verächtlich. »Ich will Euch nicht zu nahe treten, Lionel, aber Wir machen uns schon geraume Zeit um Eure Fähigkeit, die Ländereien zu halten, Sorgen. Nicht wenige Männer werden allmählich ungeduldig angesichts der Unschlüssigkeit dieses Mädchens. Früher oder später wird sich einer mit Gewalt holen, was sie nicht freiwillig zu geben bereit ist.«
»Ihr tretet mir nicht zu nahe, Majestät. Ich fürchte dasselbe, wann immer einer von diesen gierigen Halunken auftaucht und um ihre Hand bittet. Ich weiß, Ihr sprecht die Wahrheit, und ich bin Euch dankbar dafür.«
Der König nahm den Lappen von der Stirn. »Was ist bloß mit der Jugend von heute los?«, fragte Heinrich, den Blick zur Decke gerichtet, als würde er sich an den Himmel selbst wenden. »Zu meiner Zeit haben Wir noch geheiratet, wann und wen wir sollten. Jetzt habe ich einen Graf, der sich weigert, sich eine Gattin zu nehmen, und eine strategisch positionierte Erbin, die sich lieber den Kopf abhacken ließe, als einen Ritter zum Manne zu nehmen. Das Dilemma muss sich doch irgendwie lösen lassen.«
Eleanor beugte sich vor.
»O nein, Nora«, winkte Heinrich ab, als er das spekulative Funkeln in den schönen Augen seiner Gattin sah.
»Sag nichts. Ich weiß, was du denkst.«
Sie wischte seine Worte mit einer Handbewegung beiseite. »Sie würden perfekt zusammenpassen. Wer wäre besser geeignet, um Eure Grenzen zu schützen, als Stryder von Blackmoor? Er ist einer der wenigen, auf dessen Loyalität Ihr Euch verlassen könnt.«
»Aye, und seht, was passiert ist, als ich versuchte, ihn mit Kenna zu verheiraten. Das hat mir der Mann bis heute nicht verziehen.«
»Was nur daran liegt, dass du ihm befohlen hast, sie zu heiraten, Heinrich, und ich brauche dich wohl nicht daran zu erinnern, dass er gehorcht hätte.«
»Ja, aber ein nachtragender Graf in Schottland ist eine Sache. Ein nachtragender Graf, der auf Ländern sitzt, die mein Königreich in zwei Hälften teilen, eine ganz andere.«
Sie trommelte tief in Gedanken versunken mit den Fingern auf die Armlehne ihres Stuhles. Was wieder einmal typisch für sie war. Eleanor hörte nur das, was sie hören wollte. »Ich kenne Rowena, seit sie ein Kind war. Sie ist genauso wie Stryder: Wenn man ihr befiehlt, sie soll nach rechts gehen, wird sie mit Sicherheit nach links gehen. Wenn man die beiden zusammenbrächte -«
»Rowena würde Euren Grafen glatt kastrieren, Euer Gnaden«, warf Lionel ein. »Sie hasst alle Ritter.«
»Andererseits muss die Frau, die Stryder von Blackmoor widerstehen könnte, erst noch geboren werden«, entgegnete sie. »Rowena ist eine Frau und er ist kein gewöhnlicher Ritter. Man müsste die beiden nur zusammenbringen. Ich bin sicher, es würde klappen.«
Heinrichs Augen verengten sich. »Ich bin nicht sicher, ob ich dir zustimme.«
»Was Ihr ohnehin kaum je tut.«
Er beachtete den giftigen Einwurf nicht. »Aber es würde mir schon gefallen, die beiden verheiratet zu sehen. Was schlägst du also vor?«
Eleanor überlegte. »Rowena will selbst entscheiden, wen sie heiratet. Ich würde sagen, lassen wir sie doch.«
»Hast du den Verstand verloren?«, rief Heinrich. »Sie wird sich einen von diesen Eunuchen aussuchen, die dir immer um die Röcke streichen. Diese miauenden Barden, denen jede Männlichkeit fehlt.«
Sie bedachte ihn mit einem drolligen Blick, einer Warnung, von jenen schlecht zu reden, die sich in geradezu erstickender Schar ihrer Gunst erfreuten. »Nein, wird sie nicht. Rowena ist nur auf eines stolz.«
»Auf ihre Musik«, meinte Lionel.
»Aye. Wie Ihr sagtet, sie möchte eine Gesangsschule eröffnen.«
Lionel nickte.
»Dann gewähren wir ihr doch diese Gunst, meine Herren. Wir werden ihr sagen, wenn es ihr gelingt, einem Ritter so viel beizubringen, dass er am Gesangswettbewerb am Ende des Turniers teilnehmen kann - und ihn gewinnt! -, dann dürfe sie nicht nur selbst entscheiden, wen sie heiratet, wir würden ihr überdies auch noch diese Schule ermöglichen.«
Heinrich runzelte die Stirn. »Willst du damit andeuten, sie soll Stryder das Singen beibringen?«
»Aye.«
Heinrich schüttelte den Kopf. Er kannte Stryder zu gut, um nicht zu wissen, was der Mann von so einem Vorschlag halten würde. »Das würde er nie tun. Er hasst Minnesänger fast noch mehr als ich. Wenn Rowena ihm mit einem solchen Vorschlag kommt, wird er sie in die Wüste schicken.«
»Nicht, wenn er erfährt, dass Rowena den Gewinner des Turniers ehelichen muss.«
Oh,
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