Nacht ueber den Highlands
verabscheut.«
»Ach, meint Ihr?« Eleanor runzelte die königliche Stirn. »Lady Rowena, wo befindet sich Eure Laute?«
»In Lord Stryders Zelt«, antwortete diese wahrheitsgemäß.
Die Königin schickte einen Knappen los, sie zu holen.
Als der Junge wieder auftauchte, mussten die Garden Lord Stryder loslassen.
»Zeigt uns, was Ihr gelernt habt, Mylord«, befahl die Königin ruhig.
Stryders Blick hing wie gebannt an Rowena.
Diese hielt den Atem an. Wusste der Kerl überhaupt, wie man eine Laute hielt?
Die Königin setzte mit ihrem Täuschungsmanöver ihrer beider Leben aufs Spiel.
Stryders Blick besänftigte sich ein wenig, als er die Laute zur Hand nahm. Zu Rowenas größtem Erstaunen fanden seine Finger wie von selbst die korrekte Position, und dann spielte er, ein wenig ungeschickt, aber immerhin, eine einfache Melodie.
Stille.
Der Mann konnte Laute spielen ...
Rowena wusste nicht mehr, was sie denken sollte.
Heinrich nickte seufzend. »Tja, wie’s scheint, hat der Graf tatsächlich ein Alibi.«
»Nein!«, rief der Ritter, der ihn als Erster beschuldigt hatte, erregt. »Ich habe ihn selbst gesehen.«
»Vielleicht habt Ihr ja einen anderen gesehen«, warf Eleanor ein. »Jemand der das Wappen des Grafen trug.«
Der Mann runzelte die Stirn, doch seine Miene sagte eindeutig, dass er sicher war, Stryder selbst gesehen zu haben.
Heinrich nahm Stryder die Laute ab. Mit einem misstrauischen Blick gab er sie an Rowena zurück. Diese meinte jetzt noch mehr Grund zu haben, sich vor einer Zwangsehe fürchten zu müssen.
»Keine Angst, Kind «, beruhigte sie der König. »Wir haben Euch einen Monat versprochen. Nutzt ihn wohl.«
Mit diesen Worten wandte sich der König ab und verschwand.
Die Menge löste sich nur zögernd auf. Rupert rührte sich nicht. Sein scharfer Blick wollte die beiden nicht loslassen.
Man konnte Stryder ansehen, wie sehr ihn die ganze Angelegenheit erschütterte. Ohne ein Wort zu sagen, wandte er sich ab und stapfte zu seinem Zelt zurück.
Rowena folgte ihm. »Lord Stryder?«
»Lasst mich in Ruhe«, fauchte er und marschierte weiter.
Sie eilte ihm nach und hielt ihn auf. »Mylord, ich bitte Euch ...«
Sein Blick bohrte sich flammend in den ihren. »Was wollt Ihr jetzt schon wieder von mir?«
»Wer hat Euch das Lautenspiel beigebracht?«
»Was geht Euch das an?«
Rowena wusste selbst nicht, warum ihr die Antwort so wichtig war. »Warum hasst Ihr Musik so?«
»Aus demselben Grund, aus dem Ihr Ritter hasst, Mylady. Die Musik hat mich das Leben des einzigen Menschen gekostet, den ich je geliebt habe, und seit sie tot ist, hasse ich nicht nur die Musik, sondern alle, die sich auf ihre Kunst verstehen.«
5. Kapitel
Rowena stand wie angewurzelt da und blickte dem davoneilenden Grafen nach. Doch als sie Anstalten machte, ihm zu folgen, wurde sie von einer sanften Hand festgehalten.
»Gönn ihm ein wenig Ruhe, Rowena.«
Sie wandte sich um, und da stand Kit und sah sie mit einem bittenden Ausdruck an. »Du hast es gehört?«
Er nickte.
»Er muss seine Dame sehr geliebt haben.«
»Aye, das hat er. Er hat Mutters Ring immer noch bei sich, wohin er auch geht.«
»Seine Mutter?«
Er nickte. »Sie wurde von Stryders Vater umgebracht, als dieser von meiner Existenz erfuhr. Man erzählt sich, er sei derart außer sich gewesen, dass niemand wagte, sich ihm zu nähern - niemand, außer Stryder. In seiner Wut beschuldigte der Lord seinen Sohn, ebenfalls ein Bastard zu sein. Er schlug den Jungen nieder und hätte ihn beinahe geköpft.« Kit wies auf seinen Hals, wo Stryder, wie Rowena inzwischen wusste, eine böse Narbe hatte. »Während Stryder blutend am Boden lag, hat er vor seinen Augen seine Mutter getötet.«
»Und dann hat sich sein Vater selbst das Leben genommen«, flüsterte sie.
»So sagt man.«
Sein Ton machte sie stutzig. »Etwa nicht?«, hakte sie nach.
Aber Kit wollte nicht mehr sagen. »Du hast viel Ähnlichkeit mit unserer Mutter. Sie liebte nichts mehr, als zu singen und auf ihrer Laute zu spielen. Mein Vater war einer jener adeligen Minnesänger, die zu uns kamen, während Stryders Vater auf Reisen war. Ich kann mich kaum an meine Mutter erinnern, denn ich war erst fünf, als sie starb. Aber man hat mir gesagt, dass sie mich im Hause ihrer Schwester zur Welt brachte und dann zu meinem Vater schickte, damit ihr Mann nie von meiner Existenz erführe.«
»Sie und Stryder haben uns einmal besucht, als du bei uns lebtest«, erinnerte sich Rowena. Es war das einzige
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