Nacht ueber den Highlands
gut
gehen?«
»Nun ja, so wie du vorhin dagestanden hast, hatte ich den Eindruck, du hättest eine göttliche Erscheinung oder so was Ähnliches gehabt. Du hattest so einen glasigen Ausdruck auf dem Gesicht.«
Stryder gab sich einen Ruck und machte sich auf den Rückweg zu seinem Zelt.
»Was machst du überhaupt hier draußen?«, erkundigte sich Christian.
Stryder, der froh war, dass sein Freund Rowena offensichtlich nicht mehr gesehen hatte, antwortete: »Bisschen frische Luft schnappen.«
Christians Miene war skeptisch, doch zu Stryders Erleichterung drang er nicht weiter in ihn. Zusammen gingen sie zu seinem Zelt zurück.
»Ach, übrigens«, meinte Christian, sobald sie das Zelt betreten hatten, »die Farbe Rot steht Lady Rowena ziemlich gut, findest du nicht?«
Es war drei Stunden nach Matutin und alles lag in den Betten.
Eine kühle Nachtbrise ließ Zeltleinwände leise knattern, während sich eine einsame Gestalt lautlos und zielstrebig ihren Weg suchte.
Es war eine mondlose Nacht, ideal für sein Vorhaben.
Denn bei dem, was er plante, wollte er Bella Luna lieber nicht als Zeugin haben.
Aquarius blieb vor dem Zelt von Stryder von Blackmoor stehen. Sein Blick wanderte zu seinem linken Arm, auf den die Namen aller seiner Opfer tätowiert worden waren. Er hielt diesen Arm immer und zu allen Zeiten bedeckt. Niemand sollte sehen, was er einmal gewesen war. Was aus ihm geworden war.
Stryder war der dritte Name auf seiner Liste.
Seine Hand am Dolch verkrampfte sich unwillkürlich, wenn er an jenen dachte, den sie den Witwenmacher nannten. Und an seinen Hass auf diesen Mann.
»Danke für die Erleichterung, die du mir verschafft hast, Junge. Vielleicht hast du Glück und kommst eines Tages auch lebend raus ...«
Diese Worte durchbohrten seinen Geist wie Dolche. Aber es war nicht Stryder gewesen, der sie damals äußerte.
Sondern Cyril. Jener Mann, den Stryder geschickt hatte, um ihn zu befreien. Bloß, dass Cyril nicht getan hatte, was ihm aufgetragen worden war. Stattdessen hatte er Aquarius missbraucht, so wie andere vor ihm, und ihn dann als tot gemeldet.
Die sogenannte Bruderschaft hatte geschworen, alle Insassen ihres Gefangenenlagers zu retten, keinen zurückzulassen. Doch ihn, ihn hatten sie ihren Feinden zum Fraß vorgeworfen.
Mehr als tausend Nächte und Tage war Aquarius gequält und missbraucht worden, hatte für die Flucht der anderen büßen müssen.
Jetzt war es an ihm, sie büßen zu lassen.
Er strich mit der Hand über den rotweiß gestreiften Stoff von Stryders Zelt.
Nein, heute Abend würde der Graf nicht sterben.
Heute Abend hatte sich Aquarius ein anderes Opfer ausersehen.
Einen, der den Tod noch mehr verdiente als der Graf von Blackmoor.
Mit einem respektvollen Salut an den Grafen machte sich Aquarius auf den Weg zu einem anderen Zelt.
Stryder fuhr aus dem Tiefschlaf, als jemand laut an die hölzerne Zeltstange klopfte. Er blinzelte verschlafen und sah, dass es draußen gerade erst dämmerte.
Stöhnend rollte er sich auf die Seite und versuchte wieder einzuschlafen.
»Lord Stryder?«
Das Flüstern war eindeutig femininer Natur.
»Ich schlafe noch«, knurrte er.
Leider wurde dennoch die Zeltklappe zurückgeschlagen und herein spähte Rowena.
Sie trat ein, blieb jedoch sogleich wie angewurzelt stehen. Stryder war nackt! Der Kerl hatte keinen Faden am Leib! Beinahe hätte sie vor Schreck ihre Laute fallen gelassen.
Sie hatte noch nie einen nackten Mann gesehen, doch musste sie zugeben, dass man sich ein schöneres Exemplar der Gattung kaum vorstellen konnte.
Straffes, gebräuntes Fleisch, sehnige, geschmeidige Muskeln. Ein Festmahl fürs Auge.
Gegen ihren Willen wanderte ihr Blick zu einer gewissen, verbotenen Stelle, und sie bemerkte, dass ein bestimmtes, unaussprechliches Körperorgan bretthart war.
Von Scham übermannt, kehrte sie ihm spornstreichs den Rücken. »Mylord, würdet Ihr die Güte haben, Euch zu bedecken?« »Wieso sollte ich?«, knurrte er mürrisch. »Ihr habt doch schon alles gesehen, was es an mir zu sehen gibt.«
Rowena wurde rot wie eine Tomate. »Seid Ihr immer so rüde?«
»Wenn ich von einem Weib in meinem eigenen Zelt gestört und aus dem Tiefschlaf gerissen werde, aye. Da hat man doch wohl das Recht, ein wenig unwirsch zu sein, meint Ihr nicht?«
»Ich dachte, Ihr wärt um diese Zeit längst wach.«
»Wie kommt Ihr auf diesen Gedanken?«
»Nun, aus keinem anderen Grunde, als dass es draußen schon hell wird, Mylord.«
Er schnaubte und
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