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Nacht ueber den Highlands

Titel: Nacht ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley MacGregor
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Warnung nicht. Ihre Finger strichen über die verbrannte Haut, wo die Sarazenen ihm ihren Halbmond aufgedrückt hatten. Er war erst fünfzehn gewesen und konnte selbst nach all den Jahren die Schmerzen, die Erniedrigung nicht vergessen.
    »Gehört das zur Bruderschaft des Schwerts?«
    Stryder erstarrte. »Was wisst Ihr über die Bruderschaft?«
    »Ich verkehre regelmäßig mit Minnesängern, mein Herr. Man erzählt sich von einer Gruppe von Männern, welche einst politische Gefangene im Heiligen Land waren. Männer, die andere retteten und heimbrachten. Noble, ehrenwerte Männer, die nimmermüde versuchen, jene zu befreien, die noch in den Kerkern der Sarazenen schmachten.«
    Stryder empfand eine tiefe Qual bei ihren Worten, doch seine Wut war noch größer. Dies alles durfte niemand wissen. Keiner. »Wo habt Ihr das gehört?«
    »Wie gesagt, es gibt viele, die von solchen Taten singen. Die Geschichten darüber kamen vor etwa zwei Jahren zum ersten Mal auf, keiner weiß, woher sie kommen. Diese Lieder werden auf Turnieren gesungen und überall, wo wir uns versammeln, um die Tugenden und die Tapferkeit der Bruderschaft zu besingen.« Sie musterte ihn durchdringend, als wolle sie seine Gedanken lesen. »Ihr gehört zur Bruderschaft, nicht wahr?«
    Stryder verbarg dies schon so lange, dass er sich nicht dazu überwinden konnte, es jetzt zuzugeben. »Lasst mich los.«
    Zu seiner Erleichterung gehorchte sie. »Auf den Schwingen geflügelter Rösser reisen sie durch die Nacht, um jenen Hoffnung und Leben zu schenken, welche zurückgelassen wurden. Obwohl selbst frei, vergessen sie nie, was war. Nimmermünde, haben sie nur ein Ziel: jenen, die schmachten, die Freiheit zu schenken.«
    Stirnrunzelnd hatte er zugehört. »Was zitiert Ihr da?«
    »Das ist eine jener Balladen, die auf die Bruderschaft gedichtet wurden.« Sie hielt Stryder das Pergament hin. »Dies fand ich gleich außerhalb von Cyrils Zelt. Es fällt mir schwer zu glauben, dass auch er zu Eurer Bruderschaft gehört haben sollte, Ihr dagegen ...«
    Stryder starrte das Stück Pergament an. Er konnte es zwar nicht lesen, aber er sah das verhasste Symbol. Es war dasselbe wie auf seiner Hand. »Was steht da?«
    »Könnt Ihr kein Arabisch lesen?«
    »Ich kann überhaupt nicht lesen, Rowena.«
    Er erwartete eine verächtliche Bemerkung, ein Verziehen des Mundes, doch Rowena nickte nur, als sei dies nichts Besonderes. Dann las sie ihm vor, was dort geschrieben stand.
    Stryders Blick verdüsterte sich. »Seid Ihr sicher, dass dies aus seinem Zelt kam?«
    »Aye. Mir schien, als wäre es von dort fortgeweht worden, wo man es ursprünglich hingelegt hatte.« Sie runzelte die Stirn. »Was ist damit gemeint: nicht alle haben überlebt, nicht alle sind heimgekehrt?«
    Stryder wurde von einer solch starken inneren Pein überwältigt, dass er sie kaum mehr ertragen konnte. Nicht auszudenken, wenn das stimmte. War es möglich, dass einer von ihnen Cyril getötet hatte, oder war dies nur ein Trick der Sarazenen, um sie zu quälen?
    Es ergab keinen Sinn. Nein, sie hatten genau darauf geachtet, niemanden zurückzulassen, in jener Nacht, als sie flohen.
    Keinen Einzigen.
    Obwohl es nicht in seiner Natur lag, sich jemandem anzuvertrauen, empfand er plötzlich das starke Bedürfnis, dies Rowena gegenüber zu tun. »Es ist ein Schwur, den wir ablegten, während wir in Gefangenschaft waren. Alle oder keiner. Wir kehren alle heim oder keiner.«
    »Wer wurde zurückgelassen?«
    »Aus unserem Lager niemand. Dafür haben wir gesorgt. In jener Nacht, als wir entflohen, haben wir Gruppen losgeschickt, um auch alle anderen zu befreien. Christian und ich führten derweil die Jüngsten aus unserer Gruppe hinaus.« Er schüttelte den Kopf. »Es kann nicht einer von uns sein. Das ist ein Sarazenentrick, um uns zu verwirren. Es muss so sein.«
    »Warum?«
    »Um uns für unsere Flucht zu bestrafen und dafür, dass wir auch weiterhin anderen zur Flucht verhelfen. Die werden uns nie in Ruhe lassen. Sie wollen uns alle töten, einen nach dem anderen.«
    »Aber warum ausgerechnet Cyril?«, fragte sie, während sie das Pergament wieder zusammenfaltete. »Er scheint mir nicht gerade ein Mensch gewesen zu sein, der, außer sich selbst, irgendjemandem helfen würde.«
    Das stimmte. Cyril hatte sich, sobald er in Freiheit war, von ihnen losgesagt und den geleisteten Schwur verächtlich abgetan.
    »Ich weiß nicht.«
    Sie strahlte auf einmal, als hätte sie eine Erleuchtung. »Außer, man wollte damit Euch

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