Nacht ueber den Highlands
sie um eine Burgecke bog, sah sie in einiger Entfernung Stryder mit Kit und dem Mönch zusammenstehen.
Rowena rannte blindlings auf ihn zu, und erst nachdem sie sich ihm an den Hals geworfen hatte, wagte sie es, einen Blick zurück zu riskieren.
Stryder stolperte einen Schritt zur Seite, als diese weibliche Kanonenkugel auf ihn prallte. Natürlich glaubte er, dass es sich um eine seiner zahlreichen Verehrerinnen handelte; umso größer war seine Überraschung, als er sah, dass es Rowena war, die sich an ihn klammerte.
»Rowena, wir müssen wirklich aufhören, uns ständig in die Arme zu fallen«, neckte er sie schon zum zweiten Mal an diesem Tag.
Als er jedoch ihr Gesicht sah, das voller Panik zu ihm aufblickte, wurde er sofort ernst. »Was ist passiert?«
»Ein Sarazene«, keuchte sie. »Im Burggarten.«
Ein eiskalter Schrecken fuhr ihm in die Glieder. So-fort übergab er sie der Obhut seines Bruders und rannte mit Christian davon, um nachzusehen.
Rowena blickte den beiden mit wild klopfendem Herzen nach.
»Sch, schon gut«, sagte Kit sanft, nahm sie bei der Hand und führte sie zu einer Bank unweit des Brunnens. »Beruhige dich.«
Sie war ihrem Freund unendlich dankbar für seine liebevolle Fürsorge. Mit wild pochendem Herzen und heftig zitternden Gliedern ließ sie sich auf die Bank sinken. Das war der schlimmste Moment ihres Lebens gewesen. »Danke, Kit.«
Er holte ihr einen Schluck kühles Wasser aus dem Brunnen. Rowena spähte derweil ängstlich in Richtung Garten, wo die beiden anderen verschwunden waren.
»Langsam trinken«, mahnte Kit, als er ihr einen Zinnbecher reichte.
Sie bedankte sich abermals.
»Also, was hast du gesehen?«, erkundigte er sich besorgt, sobald sie wieder einigermaßen zu Atem gekommen war.
Sie umklammerte den kalten Zinnbecher. »Da war ein Mann in einem schwarzen Burnus. Mit dämonischen Augen. Und wie er sich bewegte, so schnell, als wäre er wirklich ein Dämon. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob es wirklich ein Mensch war.«
Kit schien genauso beunruhigt zu sein wie sie.
»Das muss der Mann sein, der Cyril getötet hat«, flüsterte sie. »Aber wo könnte sich ein solcher Mensch verstecken?«
»Menschen wie ihn findest du immer dort, wo du sie am allerwenigsten erwartest.«
Da hatte er wahrscheinlich Recht ...
Sie warf einen Blick über Kits Schulter und sah, dass Stryder und sein Freund wieder auftauchten.
Auf Stryders Gesicht zeichnete sich ein grimmiger Ausdruck ab. »Da war niemand mehr.«
Das gefiel Rowena ganz und gar nicht. »Er muss davongelaufen sein, als er mich sah.«
Der Mönch nickte. »Ich denke, es ist das Beste, wenn ich sofort aufbreche und -«
»Nein, Christian«, unterbrach Stryder den Mönch. »Er hat es auf uns, auf die Bruderschaft abgesehen. Das Letzte, was du jetzt tun solltest, ist allein reisen.«
Christian wies diese Worte mit einem Schnauben zurück. »Es braucht schon mehr als einen gewöhnlichen Meuchelmörder, um mir an den Kragen zu wollen, das weißt du ganz genau.«
»Das Risiko will ich nicht eingehen«, sagte Stryder entschieden. »Wenn du versuchst zu gehen, dann schieße ich dir einen Armbrustpfeil ins Bein.«
Christian war empört. »Das würdest du nicht wagen.«
»Kannst es ja versuchen.«
Christians Miene verriet, dass er es seinem Freund wohl doch zutraute.
»Also«, sagte Stryder daraufhin zu Rowena, »jetzt erzählt mir mal, wie dieser Mann aussah, den Ihr gesehen habt.«
»Er war ganz in ein loses schwarzes Gewand gekleidet und man konnte wenig von seiner Gestalt erkennen. Er war von Kopf bis Fuß verhüllt.«
»Hat er Euch gesehen?«, erkundigte sich Christian.
»Aye.«
Alle drei Männer stießen Verwünschungen aus.
Rowena wusste auch plötzlich, warum. Sie schluckte. »Er wird jetzt versuchen, auch mich zu töten, nicht wahr?«
»Höchstwahrscheinlich«, räumte Christian ein.
Stryder versetzte seinem Freund einen ärgerlichen Stoß. »Mach ihr nicht noch mehr Angst.«
»Soll ich lügen?«
»Allerdings.« Stryder wandte sich wieder an Rowena. »Einer von uns wird auf Euch aufpassen müssen.«
Ihr Blick huschte von Stryder über Kit zu Christian und wieder zurück zu Stryder. Kit, hübsch und eher zierlich, war leider kein Schwertkämpfer. Der Mönch ebenso wenig.
Lord Stryder jedoch ...
»Ich kann ja jemanden zu meinem Schutz einstellen.«
»Nicht für Geld«, warnte Stryder. »Wer sich bezahlen lässt, lässt sich möglicherweise auch bestechen.«
»Wenn ich’s recht überlege«, fuhr
Weitere Kostenlose Bücher