Nacht ueber den Highlands
Dinge zu lachen.
Im Moment jedoch konnte seine Miene an Grimmigkeit selbst mit Will konkurrieren.
»Ihr glaubt doch nicht etwa, dass ich Cyril tatsächlich umgebracht habe«, meinte Stryder.
Verblüffte Blicke. »Nein, auf die Idee wären wir nie gekommen«, sagte Will, der für alle sprach. Dann zog er sein Schwert.
Stryder beäugte ihn misstrauisch. »Was hast du vor?«
»Weißt du noch, wie du zu uns gesagt hast, dass du lieber tot als verheiratet wärst?«, fragte Val.
Will trat vor. »Euer Wunsch ist uns Befehl, Mylord.«
Stryder schüttelte den Kopf. »Steck das Schwert weg.«
»Nein«, wehrte Swan ab. »Ich habe die Nacht mit einer Maid aus Rowenas Gefolge verbracht, sie hatte viel zum Thema Heirat zu sagen und wie sie dafür sorgen würde, dass du mit ihrer Herrin vermählt wirst. Du bist dem Untergang geweiht, Stryder. Lauf weg, so lange du noch kannst.«
Stryder schnaubte verächtlich. »Sei kein Narr. Selbst wenn ich wollte, was nicht der Fall ist, könnte ich nicht. Wenn ich jetzt gehen würde, dann käme das einem
Schuldeingeständnis gleich. Nein, wir müssen herausfinden, wer in Wahrheit Cyril getötet hat.«
»Pah«, schnaubte Val. »Der hatte doch überall Feinde. Nur ein kompletter Idiot würde dich dafür verantwortlich machen.«
»Idioten gibt es bei Hofe genug«, warf Swan ein. »Der gute Ruf eines Mannes steht auf dem Spiel und damit unser aller Ehre. Nein, es gefällt mir zwar nicht, aber Stryder hat Recht. Wir sollten es ihm und Christian überlassen, den Schuldigen zu suchen, während wir Übrigen uns um Rowenas Damen kümmern. Wir müssen verhindern, dass sie sich einmischen und womöglich eine Heirat erzwingen.«
Will schnaubte verächtlich. »Ein solcher Vorschlag kann ja nur von dir kommen.«
»Was?!«, rief Swan gespielt entrüstet. »Missfällt dir etwa der Gedanke, dich der holden Weiblichkeit anzunehmen? Hätte nie gedacht, dass ausgerechnet du ein Ganymed bist.«
Will gab Swan einen kräftigen Stoß.
»Das reicht«, sagte Stryder, bevor aus dem Spiel Ernst werden konnte. Für ausgewachsene Ritter benahmen sich seine Männer manchmal ausgesprochen kindisch, und er kam sich mehr wie ein Vater denn ein Oberherr vor. »Solltet ihr nicht auf dem Turnierplatz beim Training sein?«
Die vier wechselten frustrierte Blicke.
»Wozu?«, wollte Will wissen. »Diese Schwachköpfe da draußen können uns ohnehin nicht das Wasser reichen. Ich finde, wir können mit unserer Zeit weit Besseres anfangen.«
Stryder fuhr sich erschöpft übers Gesicht. Ja, er konnte sich vorstellen, was Will im Sinn hatte: eine Gast-stube, ein Bier in der Pranke, eine Maid auf dem Schoß. Er stöhnte. »Bloß gut, dass ich weiß, wo du letzte Nacht warst, denn sonst müsste ich womöglich fürchten, dass du mit Cyril aneinander geraten bist und ihn getötet hast.«
Wills Toleranzschwelle war praktisch nicht existent. Andauernd mussten sie ihn davon abhalten, sich auf den Nächstbesten zu stürzen, der ihn vermeintlich beleidigt hatte. Dennoch glaubte Stryder nicht, dass Will tatsächlich etwas mit Cyrils Ableben zu tun haben könnte.
Nein, für diese Tat war ein anderer verantwortlich.
Stryder erzählte seinen Männern von dem Pergamentfetzen, den Rowena gefunden hatte. Er sah, wie die Mienen noch grimmiger wurden.
»Unsere Feinde lassen uns einfach keine Ruhe«, sagte Will.
»Aye«, stimmte Stryder zu. »Ich denke, wir sollten von jetzt an nachts eine Wache aufstellen, damit nicht noch mehr von uns sterben.«
»Wie viele von uns sind eigentlich hier?«, wollte Val wissen.
»Jetzt, da Cyril tot ist, sind es nur noch wir und Christian.«
»Nein«, widersprach Raven ruhig. »Ich sah heute früh Roger von Devonshire. Er ist gestern Nacht eingetroffen. «
»Dann sind wir also sieben«, meinte Stryder nachdenklich. »Erzählt Roger, was passiert ist, und sagt ihm, er soll sein Lager möglichst in unserer Nähe aufschlagen. Ich übernehme die erste Wache, danach können wir uns ablösen.«
Die jungen Männer nickten zustimmend.
»Ganz wie in alten Zeiten«, überlegte Swan und erinnerte sie damit an ihre Jungenjahre, als sie Halme zogen, um zu entscheiden, wem als Erster die Aufgabe zukam, sie nachts vor dem Feinde zu behüten.
»Hoffentlich nicht«, meinte Raven mit heiserer Stimme. »Ich will nie wieder solche Angst haben müssen.«
Val legte seinen baumlangen Arm kameradschaftlich um Ravens Schultern. »Keine Sorge, Welpe, ich mache schon noch einen Mann aus dir.«
Swan schnitt eine
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