Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nacht ueber den Highlands

Titel: Nacht ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley MacGregor
Vom Netzwerk:
sprechen. »Warum erzählst du mir das?«
    »Weil zu viele von uns nur auf den Verstand und nicht auf ihr Herz hören.« Sie trat an den Zelteingang und schlug ihn zurück, um Rowena hereinzulassen.
    Stryders Stirnrunzeln vertiefte sich. Zenobia besaß das zweite Gesicht, und manchmal machte ihre Fähigkeit einen richtig gruseln.
    Sie nahm Rowena das Gewand ab und bedankte sich.
    Stryder und Raven gingen nach draußen, damit sie sich ungestört umziehen konnte.
    »Würdet Ihr mir helfen, Mylady?«, bat Zenobia, als Rowena Anstalten machte, den Männern nach draußen zu folgen.
    Rowena zögerte kurz, dann nickte sie. Sie wusste selbst nicht, warum sie so eifersüchtig auf die Sarazenin war, doch sie konnte einfach nicht anders.
    »Ich bin keine Bedrohung für Euch, Kateena«, sagte Zenobia sanft.
    » Kateena?«
    »Das heißt in unserer Sprache >kleiner Schatz< oder >Schätzchen<. In meinem Volk sagt man das unter Freunden.«
    Rowena lächelte Zenobia dankbar zu und half ihr, in Elizabeths pastellblaues Kleid zu schlüpfen. »Ich halte Euch doch nicht für eine Bedrohung.«
    »Doch, das tut Ihr. Ihr seid eifersüchtig auf mein gutes Verhältnis zu Stryder.«
    »Bestimmt nicht.«
    Zenobia bedachte sie mit einem wissenden Blick. »Sch, Kateena, Ihr könnt Eure Gedanken nicht vor mir verbergen. Ihr fürchtet Euch vor Euren Gefühlen für ihn.«
    »Woher wollt Ihr das wissen?«
    »Eure Gefühle sind so stark, dass sie selbst dann aus Euch sprechen, wenn Ihr sie zu verbergen sucht.«
    Doch bevor Rowena etwas dazu sagen konnte, wurde Zenobia mit einem Mal kreidebleich. »Falsworth«, hauchte sie.
    Ohne sich darum zu kümmern, dass ihr Kleid im Rücken aufklaffte, rannte Zenobia zum Zelteingang, packte Stryder und zog ihn hinein. Ein Ausdruck von Panik stand auf ihrem Gesicht und ihre Augen blickten weit aufgerissen ins Leere. Sie hatte sich in die Aufschläge seines Wamses verkrallt.
    »Falsworth ist der Nächste«, keuchte sie. »Er wird als Nächster sterben. Heute oder morgen.«
    »Er ist gar nicht hier«, sagte Stryder stirnrunzelnd. »Er sollte kommen, ist aber noch nicht eingetroffen. Ist er schon tot?«
    Zenobia legte sinnend den Kopf zur Seite. »Nein. Er lebt noch. Aber das Böse umgibt ihn von allen Seiten. Er muss gefunden werden.«
    »Ich werde Raven und Will sofort zu ihm schicken.«
    »Sie werden zu spät kommen«, hauchte sie mit einem nach innen gekehrten Blick, als hätte sie soeben noch eine Botschaft erhalten. Zenobia kniff die Augen zu und wand sich in Agonie. »Die Hand des Schicksals lässt sich nicht aufhalten. Er wird sterben und du ...«
    Sie blickte entsetzt zu Stryder auf.
    »Was?«, fragte Stryder nervös. »Zenobia, sag mir, was du siehst.« »Ich kann nicht«, flüsterte sie gequält. »Es liegt alles im Dunkel. Ich kann dir nichts Genaueres sagen.«
    »Raven«, fuhr er den jungen Ritter an. »Geh und hol Will- Ich möchte, dass ihr beiden sofort nach York reitet und Falsworth warnt.«
    Der Jüngling nickte und verschwand.
    Stryder wollte ebenfalls gehen, doch Zenobia hielt ihn noch einmal auf.
    »Es wird ihm nicht mehr helfen, Stryder«, warnte sie erneut.
    »Kann sein, aber ich muss es trotzdem versuchen.«
    Damit ließ er die beiden Frauen allein.
    Rowena, der die andere nun wirklich unheimlich geworden war, wusste nicht, was sie sagen sollte, und es herrschte eine unbehagliche Stille.
    »Könntet Ihr mir das Kleid zuschnüren?«, bat Zenobia und kehrte ihr den Rücken zu.
    Rowena half ihr schweigend.
    »Ihr braucht keine Angst vor mir zu haben«, sagte Zenobia sanft, während Rowena ihr das Kleid zuschnürte.
    »Ich habe keine Angst vor Euch ... nicht wirklich.«
    »Ihr wisst nicht, was Ihr von mir halten sollt.«
    »Ihr seid ... seltsam.«
    Zenobia lachte. »Aber Ihr mögt doch gerade das Seltsame an Menschen.«
    »Bis zu einem gewissen Grad, ja.«
    Zenobia drehte sich mit einem Lächeln zu ihr um. In Elizabeths Kleid sah sie fast wie eine Europäerin aus, wenn auch eine etwas exotische.
    »Wisst Ihr, Mylady«, sagte sie, während sie ihre Ärmel zurechtzupfte, »dass man in meinem Volk die Frauen für stärker als die Männer hält?«
    »Tatsächlich?«, fragte Rowena verblüfft. Sie hatte immer geglaubt, dass man in der arabischen Welt die Frauen noch geringer schätzte als im Abendland.
    »Es stimmt. In unserem Volk wird die stärkste Frau auserwählt, um die Männer in die Schlacht zu führen. Man nennt sie Darina. Meine Mutter war Darina ihres Stammes, und wenn ich bei meinem Volk

Weitere Kostenlose Bücher