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Nacht ueber den Highlands

Titel: Nacht ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley MacGregor
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geblieben wäre, wäre ich ihre Nachfolgerin geworden.«
    »Warum erzählt Ihr mir das alles?«
    »Weil es für alles die rechte Zeit gibt. Meine Leute glauben wie Ihr an den Frieden. Doch manchmal kann man den Frieden nur dann bewahren, wenn man darum kämpft.«
    Rowena schüttelte störrisch den Kopf. »Frieden ist nur dann möglich, wenn man die Waffen niederlegt.«
    »Die blutigsten Kriege werden oft nicht mit dem Schwert, sondern mit der Zunge geführt. Ein Mann kann sich von einer äußeren Verletzung oft viel leichter erholen als von einer inneren, einer Verletzung des Herzens.«
    Als Rowena die Bedeutung dieser Worte klar wurde, wich sie unwillkürlich einen Schritt zurück.
    »Ihr seid eine Kriegerin, Mylady«, sagte Zenobia sanft. »Ihr wählt Euch nur ein anderes Schlachtfeld für Eure Kämpfe, aber Ihr kämpft dennoch. Ebenso wie die Männer, die Ihr so sehr hasst, verletzt und verstümmelt auch Ihr. Habt Ihr je einmal darüber nachgedacht, warum Ihr Eure Schlachten schlagt?«
    Doch bevor sie etwas darauf erwidern konnte, war Zenobia schon aus dem Zelt verschwunden.
    Sie ließ eine verstörte Rowena zurück.
    Stunden später wanderte Rowena ruhelos über das Burggelände an den geschäftig arbeitenden Leibeigenen vorbei. Die meisten schenkten ihr keinen Blick, doch einige grüßten höflich. Sie kannte nur wenige vom Sehen. Zu Hause in Sussex hätte sie jeden mit Namen anreden können.
    Böse Blicke dagegen bekam sie von den Adeligen. Zenobias Worte wollten ihr nicht mehr aus dem Sinn.
    Rowena hatte sich aus einem offensichtlichen Grunde nur mit Minnesängern umgeben, mit Menschen also, die ihre Ansichten teilten. Jene, die den Krieg glorifizierten, waren so rasch wie möglich hinauskomplimentiert worden. Wenn sie ihren Onkel einmal auf Reisen begleitet hatte, was selten genug vorkam, dann war man ihr mit Hohn begegnet, doch sie hatte sich bisher nie weiter darum gekümmert.
    Doch jetzt begann sie die Menschen mit anderen Augen zu sehen.
    Sie waren Menschen so wie sie. Hatte sie sie tatsächlich mit ihren Worten verletzt?
    Der Gedanke machte sie ganz krank.
    Sie musste mit jemandem reden, dem sie vertrauen konnte. Sie hatte schon in Lord Stryders Zelt vorbeigeschaut, doch er war nicht da gewesen. Ihre Damen hatten ihr ihre Zweifel auszureden versucht, doch als ihre Gefährtinnen waren sie natürlicherweise auf ihrer Seite.
    Sie musste mit jemand anderem reden.
    Jemand, der Stryder hieß.
    Ja, sie wollte mit Stryder reden. Er wäre ehrlich zu ihr. Aber da er nun einmal nicht da war, musste sie eine andere Lösung finden.
    Die Kapelle, ja. Ein Priester könnte ihr ebenso Rat erteilen. Doch als sie die Kapelle betrat, blieb sie wie angewurzelt stehen.
    Da war er. Stryder. Er kniete vor dem Altar und betete. Er sah unendlich traurig aus, als würde das Gewicht der ganzen Welt auf seinen Schultern ruhen.
    Ein jähes Bedürfnis, ihn zu trösten, wallte in ihr auf, und sie wollte schon auf ihn zugehen, als sie von einer Hand zurückgehalten wurde. Es war Kit. Schweigend schüttelte er den Kopf und führte sie nach draußen.
    »Ich wollte nur -«
    »Ich weiß, Rowena«, sagte Kit leise, sobald sie auf dem Hof standen. »Aber wenn Stryder so betet, dann lässt man ihn am besten allein.«
    Sie begriff. »Er betet für seine Mutter, nicht wahr?«
    »Nein«, sagte Kit mit erstickter Stimme. »Er betet für andere. Speziell für einen kleinen Jungen.«
    »Einen Jungen? Seinen Sohn?«
    Kit musste tief Atem holen. Stryders Qualen schienen ihm sehr nahe zu gehen. »Nein, Liebes. Mein Bruder war vor Jahren Gefangener der Sarazenen. Im Kerker freundete er sich mit einem Jungen an. Stryder versprach dem Jungen jede Nacht, während dieser Tränen der Verzweiflung vergoss, dass er ihn eines Tages befreien würde, dass er ihn wohlbehalten wieder nach Hause bringen würde. Doch in der Nacht, als sie flohen, erzählte man ihm, der Knabe sei im Lauf des Tages verstorben. Das hat er sich bis heute nicht verziehen. Er gibt sich die Schuld dafür, dass er sein Versprechen dem Jungen gegenüber nicht halten konnte. Der Junge starb auf den Tag genau vor sieben Jahren, und deshalb betet mein Bruder nun für die verlorene Seele dieses Knaben und für all jene, die noch in Gefangenschaft sind.« Kit warf einen Blick zurück zur Kapelle. »Er vergisst diesen Tag nie. Nicht für eine Sekunde.«
    »Ach Kit«, hauchte sie voller Mitgefühl für Stryder.
    Kits Züge waren ebenso gequält wie Stryders. »Also störe ihn jetzt nicht wegen

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