Nacht ueber den Highlands
herausstellte.
Er wusste im Gegensatz zu allen anderen, dass Cyril nicht von den Sarazenen getötet worden war. Aber sie würden ihn töten. Vor solchen Teufeln gab es kein Entrinnen. Sie würden ihn finden.
Panik keimte in ihm auf. Es gab niemanden, dem er sich anvertrauen, den er um Hilfe bitten konnte. Wenn die Bruderschaft von seiner Existenz erführe, würden sie ihn ebenso rasch beseitigen wie einen sarazenischen Assassinen.
Und wenn Heinrich je erführe, wie viele von seinen Landsleuten er heimtückisch ermordet hatte ...
Dass diese Männer den Tod mehr als verdient hatten, spielte dabei nicht die geringste Rolle. Aquarius hatte mit Vorsatz gemordet. Kaltblütig. Nur das zählte. Was er selbst in den Händen dieser Männer erduldet hatte, würde man nicht gelten lassen.
Noch schlimmer, es würde herauskommen.
Nein, eine solche Demütigung könnte er nicht ertragen. Nie wieder würde er sich demütigen lassen.
Ihm blieb nur eines übrig: die Sarazenen zu erwischen, bevor sie ihn erwischten oder die Morde begingen, derentwegen man sie ausgesandt hatte.
Nur noch ein Name war auf seinem Arm übrig.
Nur einer ...
Der Witwenmacher.
Fluchend wich Stryder dem Schwerthieb aus, der auf seinen Kopf abzielte, als er sein Zelt betrat.
Er fuhr herum und packte seinen jungen Angreifer um die Mitte.
»Halt, Raven«, befahl er, als sein Ritter Anstalten machte, ihn erneut zu attackieren. »Ich bin es.«
Raven zögerte. »Stryder?«
Zenobia lachte direkt hinter ihm auf. »Kleiner Raven? Bist du das?«
Raven runzelte die Stirn. »Zenobia?«
Sie ließ ihren Gesichtsschleier herunter und lächelte ihn an. Er stürzte sofort auf sie zu und umarmte sie stürmisch. Stryder begann sich derweil umzuziehen.
»Tut gut, dich zu sehen, du Racker«, sagte Zenobia erfreut. »Wie ich sehe, hat Stryder dir noch nicht den Hals umgedreht, du Nervensäge.«
»Nein, und du ...« Raven musterte sie von Kopf bis Fuß. Der Jüngling hatte schon immer eine Schwäche für die Ayasheen-Kriegerin gehabt. »Du siehst einfach hinreißend wie immer aus.«
Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln.
»Warum lauft ihr beide in dieser Aufmachung herum?«, wollte Raven wissen.
Während Stryder die Kleidung wechselte, erklärte Zenobia, dass sie und Nassir überstürzt aus dem Heiligen Land aufgebrochen und hierher gekommen waren, um den Assassinen abzufangen.
Als Stryder fertig war und wieder auftauchte, maß sie ihn mit einem belustigten Blick. »Du solltest vielleicht heiraten«, meinte sie. »Wenigstens hättest du dann Ruhe vor deinen begeisterten Anhängerinnen.«
Stryder bedachte diesen Vorschlag mit einem verächtlichen Schnauben; Raven dagegen war entsetzt. »Stry-der kann nicht heiraten!«, meinte er aufgebracht. »Er ist doch unser Anführer!«
»Na und? Ein König kann doch auch mal sein Land verlassen, ohne dass gleich das Chaos ausbricht oder er seine Autorität einbüßt.«
Stryder schnaubte. »Wer Rom verlässt, verliert es.«
Zenobia betrachtete ihn kopfschüttelnd. »Daran werde ich dich erinnern, wenn du alt und grau bist und deinen Lebensabend mutterseelenallein verbringst.«
Stryder zeigte sich wenig beeindruckt. »Na, du hast es doch selbst nicht gerade eilig, vor den Altar zu treten.«
Ein Ausdruck tiefer Traurigkeit huschte über ihre Züge. »Weil mein Herz bereits vergeben ist, und der Mann, dem es gehört, denkt leider viel zu sehr wie du.«
Stryder empfand Mitleid mit seiner Freundin. Er hatte nicht gewusst, dass sie sich längst verliebt hatte. »Ist es Nassir?«
Darüber musste sie lachen. »Nein. Ich wäre glücklich, wenn ich mit jenem zusammen sein könnte, den ich liebe. Doch leider muss er seiner eigenen Wege gehen, für mich ist in seinem Leben kein Platz.«
Arme Zenobia. Sie war die Tochter jenes Mannes, der sie gefangen gehalten hatte, sie hatte sich ihnen erst wenige Wochen vor ihrer Flucht angeschlossen. Tatsächlich wäre ihnen diese Flucht ohne sie wohl kaum gelungen. Sie hatte alles aufgegeben, um ihnen zu helfen. Das würde ihr keiner von der Bruderschaft je vergessen.
»Wie lange hast du dein Herz schon verloren?«, erkundigte er sich.
»Schon lange.« Ihre Augen blickten traurig. »Glaub mir, Stryder, es gibt nichts Schlimmeres, als den, den du liebst, gehen lassen zu müssen. Zu wissen, dass er da draußen allein ist, sich immer fragen zu müssen, ob es ihm gut geht, ob er glücklich ist.«
Er runzelte die Stirn. Das passte so gar nicht zu Zenobia, so offen über ihre Gefühle zu
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