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Nacht ueber den Highlands

Titel: Nacht ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley MacGregor
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irgendeiner Unwichtigkeit,
    Rowena.«
    Sie nickte. Sprechen konnte sie nicht, denn ihre Kehle war wie zugeschnürt.
    Sie ließ Kit stehen und ging wieder in die Kapelle zurück, wo Stryder noch immer betete. Der Schein der Altarkerzen flackerte auf seinem schwarzen Haar. Er selbst verharrte reglos wie eine Statue.
    Als ihr Blick über die Bänke schweifte, sah sie, dass noch zwei seiner Ritter hier waren und ebenfalls beteten. Die Einzigen, die fehlten, waren Nassir, Zenobia und Christian.
    Sicher waren sie auf der Suche nach Cyrils Mörder, um weitere Morde zu verhindern. Raven und Will waren inzwischen bereits unterwegs, um Falsworth zu warnen.
    Rowena kniete sich hin und betete inbrünstig, dass den einen wie den anderen Erfolg beschieden sein mochte.
    Stryder spürte nach einer gewissen Zeit, dass er beobachtet wurde. Er machte die Augen auf und sah aus den Augenwinkeln Rowena in einer der Reihen sitzen. Das Herz schwer vor Kummer über das einzige Versprechen, das er je gebrochen hatte, schlug er ein Kreuz und erhob sich.
    Beim Näherkommen sah er, dass in Rowenas Augen Tränen standen. »Was fehlt Euch, Mylady?«
    Zu seiner grenzenlosen Überraschung schlang sie die Arme um ihn und drückte ihn fest an sich. Ihre Tränen benetzten seinen Hals.
    Stryder hätte nicht schockierter sein können, wenn sie ihm eine Ohrfeige versetzt hätte. So etwas hätte er vielleicht sogar noch eher erwartet.
    Aber im Moment brauchte er die Wärme, die sie ihm schenkte, dringend, und so schlangen sich seine Arme wie von selbst um sie. Er spürte, wie sich sein innerer Schmerz ein wenig legte.
    Selbst wenn er ewig lebte, nie würde er den Jungen vergessen, dessen Gesicht er nie gesehen hatte. Nie würde er sein Weinen, die Schreie vergessen, die aus der Nachbarzelle zu ihm hinüberdrangen, wenn ihre Wärter ihn quälten und missbrauchten.
    »Schwör mir, Witwenmacher. Schwör mir, dass du mich nicht hier bei diesen Männern lässt.«
    »Ich schwöre es. Ich werde dich hier herausholen und an einen Ort bringen, wo dir nie mehr jemand wehtut.«
    Er hatte dieses Versprechen wegen eines einzigen Tages nicht einhalten können. Ein einziger Tag. Wenn sie auch nur einen Tag früher geflohen wären, hätte er den Jungen noch retten können.
    Ein Räuspern ertönte.
    Erst jetzt wurde sich Stryder seiner Situation bewusst: Er stand mitten in einer Kirche und umarmte eine Frau. Widerwillig ließ er Rowena los und blickte Val an, der mit dem Kopf auf einen Priester wies, der sie ausgesprochen missbilligend musterte.
    Da nahm Stryder Rowena bei der Hand und führte sie nach draußen. Val und Swan gingen gleich weiter zum Trainingsplatz; er selbst blieb unschlüssig mit Rowena vor der Kapelle stehen.
    Er wischte ihre kalten Tränen ab und musterte sie forschend. »Was bereitet Euch solchen Kummer?«
    Sie schniefte. »Nichts weiter. Ich habe letzte Nacht wohl einfach zu wenig geschlafen.«
    Er nahm es mit skeptisch hochgezogener Braue zur Kenntnis.
    »Da war was in meinem Auge«, versuchte sie es erneut. Nun runzelte er die Stirn.
    Rowena rieb sich mit der Hand über die Stirn, als wäre sie ebenso ratlos wie Stryder. »Denkt nicht mehr daran, Mylord. Ihr saht aus, als könntet Ihr Trost gebrauchen, und ich verspürte den eigenartigen Drang, ihn Euch zu spenden.«
    »Geschieht das oft bei Männern, die Ihr kaum
    kennt?«
    Sie stieß ein nervöses Lachen aus. »Nein. So etwas mache ich normalerweise nicht. Dennoch ... Ihr scheint mir ein guter Mensch zu sein, unter Eurer Rüstung.«
    »Gut? Ich, ein brutaler Mörder?«
    Sie nickte. »Ihr habt noch nie kaltblütig gemordet, nicht wahr?«
    »Nein, obwohl ich’s manchmal nur zu gern getan
    hätte.«
    »Ich auch.« Ihr Geständnis überraschte ihn. »Wenn ich je den Mann finden würde, der meinen Vater getötet hat, ich würde ihn ohne zu zögern umbringen.«
    Er nahm ihre Hand in die seine und betrachtete sie. Wie weich sie war, wie lang und schlank die Finger. Die Hand einer Lady. »Es ist nicht leicht, einen Menschen zu töten, Rowena. Ihm in jenem Moment, wenn beiden klar wird, dass man dem andern den Todesstoß versetzt hat, in die Augen zu schauen. Etwas geschieht dann zwischen dir und dem anderen. Mein Vater hat einmal zu mir gesagt, dass ein Teil der Seele des anderen in dich übergeht und dich bis an dein Lebensende verfolgt.«
    »Dennoch seid Ihr ein Ritter geworden.«
    »Weil ich erlebt habe, wie den Schwachen, jenen, die sich nicht wehren können, überall auf der Welt Böses angetan

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