Nacht ueber den Highlands
»Ich bin bald wieder zurück.« »Falls nicht, dann schicke ich Val hinter dir her ... mit Schwert in der Hand.«
Stryder bot Rowena kopfschüttelnd den Arm.
»Ich möchte, dass ihr mindestens einen Meter Abstand haltet.«
Stryder achtete gar nicht auf ihn. »Vielleicht sollte ich ihn als Kinderschwester an irgendeinen Haushalt vermitteln.«
Rowena legte ihre Hand in seine Armbeuge. »Mhm, keine schlechte Idee. Er ist jedenfalls strenger, als meine Kinderschwester es je war.«
Stryders Gesicht hellte sich ein wenig auf.
»Ich bin kein altes Weib«, rief Swan ihnen vom Zelteingang hinterher. »Und ich weiß ganz genau, wie lange es dauert, zur Burg und wieder zurück zu gehen. Wenn du nicht bald zurück bist, werde ich dir jemanden hinterherschicken.«
»Ist er immer so überfürsorglich?«, erkundigte sich Rowena, während sie sich auf den Weg zur Burg machten.
»Nein. Gewöhnlich ist er nirgends zu sehen, wenn die Damen hinter mir her sind.«
»Dann mag er mich wohl nicht.«
»Nein, es ist nicht gegen Euch persönlich. Was er nicht mag, ist der Gedanke einer Zwangsheirat zwischen uns. Er hat eine Heidenangst davor, sesshaft werden zu müssen.«
Swans Kommentare waren mittlerweile kaum mehr zu verstehen, was ihn jedoch nicht davon abhielt, ihnen weitere Ermahnungen hinterherzurufen.
»Ich dachte, jeder Mann sehnt sich nach einem Heim«, meinte Rowena.
»Einige vielleicht, aber wir nicht. Wir waren drei Jahre lang eingesperrt. Und jetzt fällt es uns schwer, ir-
gendwo längere Zeit unter einem festen Dach zu leben. Deshalb schlafe ich auch in meinem Zelt, obwohl ich ein Quartier in der Burg hätte bekommen können. Es geht mir wie Swan, ich fühle mich innerhalb fester Mauern nicht wohl.«
Rowena tat es in der Seele weh, wenn sie daran dachte, was er in der Gefangenschaft durchgemacht haben musste. »Es muss schrecklich gewesen sein.«
Stryder wurde ganz still.
Es war seinem Gesicht anzusehen, dass er an die Vergangenheit dachte, und Rowena wollte ihn aufheitern. Leider fiel ihr nichts Witziges ein.
Also tat sie etwas, was sie schon seit Jahren nicht mehr getan hatte. Sie begann, ihn zu kitzeln.
Stryder machte einen Satz, als Rowenas Finger über seine Rippen krabbelten.
»Seid Ihr nicht kitzlig?«, erkundigte sie sich unschuldig.
Ohne eine Antwort abzuwarten, machte sie sich erneut über ihn her. Er musste gegen seinen Willen lachen. »Habt Ihr jetzt endgültig den Verstand verloren?« Er versuchte ihren grabschenden Händen auszuweichen.
»Höchstwahrscheinlich. Aber mir ist nichts anderes eingefallen, um Euch aufzuheitern.«
Vollkommen verwirrt versuchte Stryder, sich ihren Krabbelfingern zu entwinden. »Macht Ihr das öfter? Leute kitzeln?«
»Ganz ehrlich? Das habe ich nicht mehr gemacht, seit ich ein Kind war. Ich bin seither nicht mehr auf den Gedanken gekommen.«
Er fing ihre Hände ein und hielt sie fest. »Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr derartige Anfälle in Zukunft unterdrücken würdet.«
Anstelle einer Antwort riss sie sich los und begann ihn erneut und mit noch größerer Vehemenz zu kitzeln.
Stryder blieb nichts anderes übrig, als Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Sie quietschte auf, fuhr herum und rannte vor ihm davon.
»Ho! So geht das aber nicht!«, rief er und machte sich an die Verfolgung. »Einfach anfangen und dann wegrennen, Mylady.«
»Nur ein Schurke würde eine Dame kitzeln!«, rief sie lachend.
»Ihr habt mich schon Schlimmeres geschimpft.«
»Nicht Euch persönlich.« Sie flitzte um eine Binsenfackel herum.
Stryder erwischte sie dennoch, erstarrte aber für einen Augenblick, als ihr weicher, kurvenreicher Körper gegen den seinen prallte. Ihr Gelächter strich wie eine Liebkosung über seine Haut.
Bevor er merkte, was er tat, war er auch schon dabei, sie zu küssen.
Rowena stöhnte selig auf, sobald sie ihn schmeckte. Es war, als hätte sie einen Traum erhascht.
Ungebetene Bilder huschten durch ihren Kopf: sie sah ihn nackt vor sich, wie er in seinem Zelt stand. Wie sie neben ihm lag und sich von ihm berühren ließ, wie noch kein Mann sie je berühren durfte.
Aye, er wäre sicher unglaublich im Bett. Obwohl sie noch Jungfrau war, wusste sie instinktiv, dass sie in den Händen dieses Mannes gut aufgehoben wäre. Ein Teil von ihr brannte vor Neugier, es zu erfahren.
Stryder brach den Kuss schließlich ab, doch nicht bevor er sein Gesicht an ihrem Hals vergraben und ihren süßen Duft tief eingeatmet hatte. »Rowena«, hauchte er. »Seid froh, dass
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