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Nacht ueber den Highlands

Titel: Nacht ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley MacGregor
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Kunst, meinen Liedern? Ihr könnt sie nicht ausstehen«, meinte sie. »Werdet Ihr sie tolerieren?«
    »Wenn es sein muss, ja«, knurrte er.
    Sie nahm diese Antwort mit einem Kopfschütteln auf. »Nun, zumindest seid Ihr ehrlich.«
    »Meine Ehrlichkeit ist alles, was ich Euch wirklich bieten kann, Rowena. Ich kann Euch nicht geben, was ich nicht fühle, aber meine Aufrichtigkeit und Treue habt Ihr.«
    Rowena ließ sich dies seufzend durch den Kopf gehen. Eine Heirat mit Stryder würde so viele Probleme lösen. Sie stünde unter seinem Schutz, und dass er ein zärtlicher, rücksichtsvoller Liebhaber war, hatte er ihr ja ebenfalls bewiesen. Er mochte zwar nicht ihr Herz, aber doch ihren Leib entflammen. Sie spürte seine Berührung selbst jetzt noch, sie könnte dieses erste Mal nie vergessen.
    »Und wenn ich eines Tages doch die große Liebe fände«, fragte sie leise. »Oder Ihr, das könnte doch auch sein. Was dann?«
    Seine Lippen kräuselten sich verächtlich. »Ihr seid wie ein Kind, das nach einem Regenbogen hascht.«
    Das machte sie zornig. »Ach ja? Geliebt werden zu wollen, ist doch nicht kindisch!«
    Stryder hätte ihr den Kragen für so viel Uneinsichtigkeit umdrehen können. Eine Heirat zwischen ihnen wäre das einzig Vernünftige. Sie passten, so weit er es sah, einigermaßen zusammen, und er selbst bezweifelte, dass er je einer Frau begegnen würde, die ihm besser gefiele als sie. Sie wäre ihm eine gute, starke, vernünftige Ehefrau. Sobald sie diese Narretei, das Unmöglichen, zu verlangen, aufgegeben hätte.
    Rowena legte ihre Hand an seine Wange. »Ich bin Euch sehr dankbar für Euer Angebot, Stryder. Wirklich. Aber ich will meinen Traum von der wahren Liebe nun mal nicht aufgeben. Das bin ich mir selbst schuldig.«
    »Und wenn Heinrich Euch zwingt?«
    Ein kummervoller Ausdruck trat in ihre Augen. »Dann werde ich für den Rest meines Lebens unglücklich werden. Aber bis dahin werde ich meine Überzeugungen nicht opfern. Ich werde daran festhalten, dass mir das Leben etwas Besseres zu bieten hat als eine solch schale Ehe wie die meiner Eltern.«
    Seinen Unmut bezwingend musste er abermals ihre Standfestigkeit bewundern. Wenn er etwas im Leben respektierte, dann war es einen Menschen, der für seine Überzeugungen einstand. »Dann kann ich Euch nur wünschen, dass Ihr Eure große Liebe findet, und zwar bevor es zu spät ist.«
    In diesem Moment ging die Zellentür auf. Ein Kanzler stand auf der Schwelle, der die beiden missbilligend musterte. »Kommt, Mylady«, befahl er. »Es schickt sich nicht für Euch, sich ohne Anstandsdame hier aufzuhalten.«
    Rowena, an Stryders Brust gelehnt, versteifte sich unwillkürlich. »Aber die Königin -«
    »Meine Order kommt direkt vom König. Ihr müsst gehen.«
    Rowena biss sich auf die Lippe. Sie konnte Stryder nicht in dieser Zelle allein lassen. Wenn er nun wieder in Panik geriet?
    »Geht, Mylady«, sagte auch Stryder und drängte sie in Richtung des Kanzlers.
    »Ich kann Euch hier nicht allein lassen.«
    Er streichelte ihr mit einem zärtlichen Blick über die Wange. »Ich bin ein erwachsener Mann. Ich kann das aushalten. Glaubt mir, ich habe jahrelang in einer Hölle gelebt. Diese kleine Zelle hier ist nichts dagegen.«
    Doch seine kristallblauen Augen sprachen eine andere Sprache. Das Grauen lauerte darin.
    »Ich werde zurückkehren, sobald ich mit Heinrich gesprochen habe.«
    Stryder gab ihr einen liebevollen Handkuss. »Ich danke Euch, Rowena. Für den Trost, den Ihr mir gespendet habt.«
    Sie nickte würdevoll und entzog ihm nur widerwillig ihre Hand. Stryder gab ihr einen letzten, ermutigenden Händedruck, bevor er sie losließ.
    »Ich bin bald wieder zurück, Stryder.«
    Stryder nickte. Der Kanzler nahm ihren Arm und geleitete sie aus der Zelle.
    Das Herz klopfte ihm bis zum Hals, als die Tür donnernd wieder ins Schloss fiel und ihn in diesem engen Raum einschloss. Nur Rowenas Duft, der noch auf seiner Haut haftete, bewahrte ihn vor dem Wahnsinn.
    Die Vorstellung ihres Antlitzes gab ihm die Kraft und Stärke, die er brauchte, um den Schrecken dieser vier Kerkerwände, die ihn erstickend umschlossen, zu ertragen. Die Stärke, die er brauchte, um die Dämonen der Vergangenheit zu bekämpfen, die ihn zu zerreißen drohten.
    Stryder blickte zu dem kleinen Fenster hoch oben in der Zellenwand hinauf. Seine Männer würden den Assassinen finden. Er setzte großes Vertrauen in sie.
    So, wie er Vertrauen in Rowena setzte. Sie würde wiederkommen. Bis dahin würde

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