Nacht ueber den Highlands
mit einem gereizten Blick. »Schon wieder so ein unmöglicher Vorschlag.«
»Mag sein, aber er wäre sinnvoll. Ihr wäret frei, um Eurer Kunst zu frönen, und ich hätte wenigstens etwas mehr Ruhe vor meinen begeisterten Bewunderinnen. Warum sollten sie weiterhin hinter mir her sein? Es gäbe dann ja bereits eine Herrin von Blackmoor.«
»Wollt Ihr das wirklich? Eine Frau, die einsam auf Eurem Gut auf Euch wartet, während Ihr in der Weltgeschichte herumreist?«
»Wir müssen beide irgendwann heiraten, Rowena. Für mich ist dieses Schicksal ebenso unausweichlich wie für Euch.«
Rowena ließ sich dies einen Moment lang durch den Kopf gehen. Dann hätte ihr Onkel Ruhe, und sie könnte ihre Musikschule gründen.
»Aber was ist mit Liebe?«, erkundigte sie sich leise.
»Was ist damit?«
»Wollt Ihr denn nicht jemanden lieben? Die Seligkeit fühlen, wenn Euch Cupidos Pfeil ins Herz trifft? Vor Sehnsucht zu sterben, wann immer Ihr daran denkt, dass daheim Eure Frau auf Euch wartet?«
Stryder schnaubte verächtlich. »Jetzt redet Ihr Unsinn. Eine solche Liebe gibt es nicht. Liebe - so nennt man es nur, um eine unausweichliche Pflicht erträglicher zu machen.«
Sie runzelte die Stirn. Meinte er das wirklich ernst? »Ist das alles, was Kit Euch bedeutet? Eine unausweichliche Pflicht«
Er wich ihrem Blick aus. »Sie liegen mir alle am Herzen, doch würde ich meinen Eid Euch gegenüber am Ende genauso ernst nehmen.«
»Nein, Stryder«, sagte sie, ergriff sein Kinn und zwang ihn, sie anzusehen. »Ich spreche nicht von Pflichterfüllung. Nicht so. Ich spreche von Liebe. Von Leidenschaft. Ich wünsche mir, dass mir mein Gatte ebenso ergeben ist wie Ihr Kit. Dass er mich ebenso leidenschaftlich verteidigt, wenn meine Ehre in den Schmutz gezogen wird, wie Ihr jeden niederschlagt, der Kits Männlichkeit beleidigt. Ich will mehr als nur die Loyalität meines Mannes. Ich will, dass mir sein Herz gehört. Ich will, dass er sich ebenso nach mir verzehrt, wenn wir getrennt sind, wie ich mich nach ihm. Ja, das will ich: ich will vor Kummer fast vergehen, wenn er nicht bei mir ist.«
Er stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Kummer? Ist das Leben nicht schon hart genug? Warum wollt Ihr noch mehr leiden?«
»Weil die wahre Liebe kein Leid ist. Sie ist ein Wunder. Sie macht uns zu besseren Menschen. Sie macht, dass wir nach Höherem streben, dass wir über uns hinauswachsen.«
»Pah! Wenn die Liebe so ein Wunder ist, wie kommt es dann, dass Ihr sie noch nie gefühlt habt? Und ich auch nicht? Es gibt keine Liebe, wie Ihr sie beschreibt. Das ist eine Erfindung von Männern, die die Frauen anderer Männer begehren und sie zum Ehebruch verleiten wollen.«
Sicher gab es Männer, die mit den Herzen der Frauen spielten. Aber nicht alle. Sie war davon überzeugt, dass es die wahre Liebe gab. »Euer Vater hat Eure Mutter über alles geliebt. Das habt Ihr selbst gesagt.«
»Mein Vater war ein Narr. Einer, der sich selbst und sie getötet hat. Wenn das Liebe sein soll, dann könnt Ihr sie gerne behalten. Ich verspüre nicht die geringste Lust, Euch mit meinem Schwert zu durchbohren. Und mich selbst schon gar nicht.«
»Und was ist mit Eurem Freund Simon von Ravenswood? Hat er nicht die wahre Liebe gefunden?«
Er zögerte. »Die beiden sind erst seit kurzem verheira-tet. Es ist noch zu früh, um beurteilen zu können, ob es bloße Verliebtheit war oder wahre, tiefe Gefühle.«
Rowena biss frustriert die Zähne zusammen. Sie gab ihm einen gereizten Schubs. »Stryder von Blackmoor, wahre Liebe existiert, und ich werde nur dann heiraten, wenn ich sie gefunden habe.«
»Was ist, wenn der König Euch befiehlt zu heiraten?«
Sie schwieg. Heinrich war unberechenbar. Es war durchaus möglich, dass er sein Versprechen ihr gegenüber bräche. Es war nun einmal das Vorrecht des Königs, seiner Macht dienliche Ehen zu erzwingen.
Sie würde lieber sterben, als sich von Heinrich mit einem wie Cyril verheiraten zu lassen.
»Heiratet mich, Rowena«, drängte Stryder. »Wahre Liebe kann ich Euch zwar nicht bieten, aber ich kann zumindest dafür sorgen, dass Heinrich Euch nicht an jemanden bindet, der keinerlei Achtung vor Euch hat, keine Zuneigung für Euch empfindet.«
Oh wie verlockend sein Angebot war! Aber obwohl sie Stryder sehr mochte und bewunderte, so waren sie doch einfach zu verschieden. Er hasste die Dinge, die ihr wichtig waren, und sie hasste seine kriegerische Natur, die sein ganzes Leben bestimmte.
»Was ist mit meiner
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