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Nacht ueber den Highlands

Titel: Nacht ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley MacGregor
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er nur an sie denken und sich nicht von den Gespenstern der Vergangenheit unterkriegen lassen.
    »Was soll das heißen, ich darf nicht mehr zu ihm, Majestät?«, fragte Rowena empört. Sie zitterte vor Wut. König Heinrich hatte ihre Bitte, Stryder erneut besuchen zu dürfen, rundweg abgelehnt.
    Ganz gegen ihre sonstige Gewohnheit hatte sie sich eine volle Stunde Zeit genommen, um sich sorgfältig herauszuputzen, bevor sie beim König vorsprach. Heinrich mochte es nicht, wenn man ihm nicht den ihm gebührenden Respekt zollte, daher hatte sie sich große Mühe mit ihrem Äußeren gegeben.
    Hinzu kamen die drei Stunden, die sie mit Warten in einem kleinen Vorzimmer zwischen all den anderen Höflingen, die sich um eine Audienz drängelten, hatte verschwenden müssen.
    Währenddessen saß Stryder allein in seiner Zelle. Sie hätte dem König für seine Uneinsichtigkeit den Hals umdrehen können.
    »Wir haben Euch bereits gesagt, Lady Rowena, dass es sich für eine Dame Eures Standes nicht schickt, einen Mann allein in seiner Zelle aufzusuchen. Noch dazu einen Mann, der des Mordes verdächtigt wird.«
    »Aber er ist unschuldig!«, rief sie, ihre Wut nur mühsam zügelnd.
    Heinrichs Gesicht verdüsterte sich warnend. »Das können Wir nicht mit Sicherheit wissen. Es gibt zwei Zeugen, die ihn an beiden Tatorten sahen, ganz zu schweigen von jenem Fetzen seines Wamses, das man in der Hand des Toten fand.«
    Rowena blickte hilfesuchend zu Eleanor, doch diese wich ihrem Blick aus.
    Wie konnten sie Stryder das antun? Begriffen sie denn nicht, wie grausam diese Strafe war? »Aber Majestät, Lord Stryder wird allein in dieser Zelle sterben. Ihr dürft ihn nicht länger einsperren.«
    »Er wird nicht sterben, Rowena«, sagte Heinrich in einem Ton, als würde er ein närrisches Kind beruhigen, das keine Ahnung vom Leben hatte. »Darauf könnt Ihr vertrauen. Wenn Ihr uns nun entschuldigen würdet, Wir haben noch anderes zu tun.«
    Rowena wollte widersprechen, wagte es aber nicht. Niemand widersprach dem König. Zumindest nicht lange.
    Seufzend raffte sie ihre Röcke und verließ ohne rechtes Ziel vor Augen den Audienzsaal des Königs.
    Was sollte sie jetzt bloß tun?
    Sie hatte ihm ihr Wort gegeben. Es jetzt nicht halten zu können, machte ihr schwer zu schaffen. Mehr als das schmerzte sie jedoch, dass nun niemand da war, um Stryder Gesellschaft zu leisten. Niemand, der ihm Trost spendete, der ihn auf andere Gedanken brachte.
    Zum Teufel mit dem König und seiner Blindheit!
    Überall in der Burg wurde über Stryders Festnahme diskutiert. Und über seine Schuld.
    »Er ist wahrlich der Sohn seines Vaters ...«
    Diese Worte hörte sie wieder und wieder aus dem Mund von mehr Menschen, als sie zählen wollte. Nur sie kannte die Wahrheit. Er war nicht der Sohn seines Vaters. Doch dieses Wissen würde ihm nur noch mehr schaden.
    Sie konnte sie nicht mehr hören, die Spekulationen, die Anschuldigungen, die Grausamkeit der Leute. Es gab nur einen Ort, an dem sie Ruhe davor hätte.
    Stryders Zelt.
    Zumindest wäre sie dort allein oder mit Leuten zusammen, die es besser wussten. Dort würde man den Grafen nicht für einen Mörder halten. Man würde vielmehr versuchen, seine Unschuld zu beweisen.
    Rowena fiel auf, dass ihr einige Ritter auf dem Weg durchs Zeltlager nachstarrten. Nicht wenige warfen ihr unverhüllt böse Blicke zu, besonders als sie merkten, wo sie hinwollte.
    Zweifellos dachten sie, dass sie Stryder zu den Morden angestachelt hatte. Nun, man hatte ihr schon Schlimmeres vorgeworfen. Nicht, dass es sie wirklich kümmerte, was die Leute von ihr hielten. Das Einzige, was für sie zählte, war Stryder frei zu bekommen.
    Beim Zelt angekommen, trat sie lautlos ein. Kit war dort, saß allein an Stryders Schreibtisch, die Hände im
    Schoß geballt. Er sah unendlich müde und traurig aus. Das schwarze Haar stand ihm in eine Richtung ab, als habe er frustriert daran gezerrt. Seine Gewänder waren ein wenig zerknittert, was ungewöhnlich für ihn war. Normalerweise war er sehr pingelig, was sein Außeres betraf.
    »Kit?«
    Er fuhr erschrocken hoch und drehte sich zu ihr um. »Rowena«, hauchte er. »Ich habe dich nicht hereinkommen gehört.«
    »Geht es dir gut?«
    Er nickte, dann schüttelte er den Kopf. »Ich mache mir Sorgen um meinen Bruder.«
    »Ich auch.« Sie ging zu ihm und legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter. »Ich gebe zu, dass ich ein wenig überrascht bin, dich hier zu sehen.«
    »Es ist der einzige Ort, wo man ein wenig

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