Nacht ueber den Highlands
hinterrücks ermordet. Ein Feind meines Vaters hatte ihn bestochen.«
Stryder runzelte die Stirn.
»Mein Vater war ein Freund Heinrichs«, erklärte sie ruhig. »Und wie Ihr wisst, gibt es viele Höflinge, denen es nicht gefällt, wenn jemand dem König näher steht als sie selber, und die immer bereit sind, viel dafür zu bezahlen, um einen Konkurrenten loszuwerden.«
Er blickte sich in der Zelle um, als befänden sich seine Feinde jetzt, in diesem Moment, hier mit ihnen im Raum. Wenn er es recht bedachte, war aller Wahrscheinlichkeit nach einer von ihnen dafür verantwortlich, dass er sich überhaupt in dieser Lage befand. »Aye. Das Böse ist überall.«
»Ich habe Angst, dass Euch auch eines Tages so etwas zustoßen könnte.«
Stryder musste an das letzte Mal denken, als er in Schottland bei Simon war. Jemand hatte ihm dort nach dem Leben getrachtet.
Wie viele Attentäter liefen eigentlich dort draußen herum? Bis jetzt hatte er nie groß über die Anschläge auf sein Leben nachgedacht. Wie Rowena gesagt hatte: es gab genug neidische Höflinge. Dass die Anschläge möglicherweise mit seiner Position in der Bruderschaft zu tun haben könnten, auf diesen Gedanken war er bisher noch nie gekommen.
Doch wenn er recht überlegte, hatten die Anschläge erst drei Jahre nach seiner Flucht aus der Gefangenschaft und der Rückkehr in seine Heimat begonnen. Natürlich hatte es ebenso lange gedauert, bis er ein Favorit des Königs geworden war ...
Ein Zufall?
Oder hatten die Sarazenen so lange gebraucht, ihre Assassinen auszubilden und auf sie anzusetzen?
Bei diesem Gedanken lief es ihm eiskalt über den Rücken, aber im Moment wollte er nicht weiter darüber nachdenken. Er hatte ja Rowena. Ihren weichen Körper, ihren zarten Duft. Ihre warme Berührung. An etwas anderes wollte er jetzt nicht denken.
Er setzte sich auf seine Pritsche und streckte ihr die Hand entgegen. Dann zog er sie auf seinen Schoß.
Rowena schmiegte sich an ihn und bettete ihren Kopf an seine Brust. Er hielt sie still in den Armen, ließ sich von ihrer Weiche und ihrem Duft einhüllen. Er streichelte über ihr Haar, während sie mit ihren großen grünen Augen vertrauensvoll zu ihm aufblickte.
Was für ein friedvoller Moment. Er erlebte davon so wenige. Wer hätte gedacht, dass ihm ausgerechnet eine Frau, die Ritter bekanntermaßen verabscheute, einen solchen schenken würde?
Beinahe lachhaft.
»Ich hoffe, dass Ihr Eure Freiheit erlangt, Rowena«, sagte er leise.
»Und ich hoffe, dass Ihr nicht gehängt werdet.«
Er lachte gegen seinen Willen auf. »Keine Angst. Meine Männer würden das nie zulassen.«
»Was können sie schon dagegen tun?«
»Wir haben geschworen, immer füreinander da zu sein. Wenn es zum Äußersten kommt, dann werden sie mir zur Flucht verhelfen.«
Ihr Blick bekam bei diesem Gedanken etwas Träumerisches. »Und wo würdet Ihr hingehen?«
»Keine Ahnung. Auf den Kontinent. Herumziehen wie die Zigeuner, auf Turnieren kämpfen und von den Preisgeldern leben.«
Sie stieß einen wehmütigen Seufzer aus. »Ah - wahre Freiheit. Ich würde sie zu gerne eines Tages selbst kennen lernen.«
»Dann kommt mit uns.«
Sie blickte zu ihm auf. In ihren Augen schwamm jähe Hoffnung. »Ihr wollt mich zu noch größeren Narreteien verführen, Stryder, Herr von Blackmoor. Aber ich kann mein Zuhause nicht im Stich lassen, so sehr ich es mir auch wünschte. Mein Onkel wäre vollkommen zerstört, wenn ich einfach verschwände. Er hat sich immer noch nicht ganz vom letzten Mal erholt, und da bin ich nur zu meiner Base Camilla in die Normandie geflüchtet.« Sie schüttelte den Kopf. »Selbst wenn ich den Mut hätte, mit Euch zu gehen, was könntet Ihr schon mit mir anfangen?«
Er grinste neckisch. »Da würde mir so einiges einfallen.«
Sie wurde rot. »Es war mir ernst.«
»Mir auch.«
Sie schwieg einige Herzschläge lang, und er sah, wie sich ihr Gesicht überschattete. »Es sollte leicht sein, einfach zu gehen, nicht wahr? Meine Laute zu nehmen, ein paar Sachen zu packen und einfach loszuziehen. Aber das ist es nicht. Mein Onkel hat keine Erben. Ich bin mir sicher, dass Heinrich seine Ländereien konfiszieren und einem anderen Adeligen übergeben würde.«
»Ja, das würde er wohl.«
Sie seufzte. »Deshalb gibt es für mich keinen Ausweg. Ich werde irgendwann heiraten müssen.«
»Vielleicht gibt es doch einen. Wir könnten Heinrich geben, was er will. Eine Heirat würde uns beiden die Freiheit schenken.«
Sie bedachte ihn
Weitere Kostenlose Bücher