Nacht ueber den Highlands
einen Schwangerschaft derart misshandelt, dass ich seitdem nie wieder empfangen habe.« Ihre Augen glitzerten feucht.
Aquarius hätte sie gerne getröstet, doch er wusste, dass sie einen solchen Versuch zurückgewiesen hätte. Jede tröstliche Berührung seinerseits hätte nur unangenehme Erinnerungen und Gefühle in ihr wachgerufen. Als einer der wenigen Männer beziehungsweise Knaben in diesem Zellentrakt hatte er das Leid der Schwangeren miterlebt, hatte gar bei einigen Geburten geholfen.
Elizabeth hatte es besonders schwer gehabt, ihren Sohn auf die Welt zu bringen.
»Ist dein Sohn immer noch in Outremer?«
Sie nickte. »Man hält ihn dort gefangen, damit ich gezwungen bin, meine Aufgabe zu erfüllen. Mir graut bei dem Gedanken, wie es ihm dort in ihren Händen ergehen mag. Welche Lügen man ihm vielleicht über mich erzählt. Was sie mit ihm machen.«
Aquarius empfand eine wilde Wut. Ihr Sohn mochte jetzt sieben oder acht Jahre alt sein.
»Ich werde ihn für dich dort herausholen.«
Sie lachte höhnisch. »Als ob du das könntest. Wenn du dich dort blicken lässt, ist dein Leben keinen Pfifferling mehr wert. Ich irre mich nicht. Ich glaube sogar, dass Kalb al’Akrab hier ist, um dich zu töten.«
»Da muss er sich aber anstrengen.«
Sie schnaubte verärgert. »Männer! Eure Prahlerei geht mir furchtbar auf die Nerven. Mehr könnt ihr nicht als prahlen. Wenn du Stryder nicht umlegst, dann tue ich es eben. Ich will nicht, dass sie ungeduldig werden und es uns an den Kragen geht. Das bisschen Freiheit, das ich habe, zu verlieren, ist mir sein Leben nicht wert.«
Aquarius blickte sie bohrend an. »Das werde ich nicht zulassen.«
»Ach nein?«, höhnte sie. »Und wenn ich ihm verrate, wer du bist?«
»Eher stirbst du, als dass ich das zulasse.«
»Rowena?«
Rowena erschauderte beim Klang der tiefen, sonoren Stimme, die zu hören sie nicht erwartet hätte.
Langsam wandte sie sich um.
Vor ihr stand Damien St. Cyr.
»Mylord«, sagte sie und sank in einen ehrerbietigen Hofknicks.
»Bitte, kein Grund so förmlich zu sein, Mylady. Oder so abweisend. Ich habe Euren Ritter schließlich doch nicht umgebracht.«
Irgendetwas war anders an Damien. Er wirkte ruhiger, entspannter.
Er hatte, ebenso wie Stryder, seine Rüstung abgelegt. Nun trug er eine graue Tunika mit einer rotgoldenen, bestickten Jacke, darüber seinen weiten schwarzen Kapuzenmantel.
»Es scheint, als hätte Gott ihn am Ende doch für unschuldig befunden.«
Sie glaubte einen Anflug von Bitterkeit in seiner Stimme zu hören. »Ich hoffe, Ihr wurdet nicht verletzt, Mylord.«
»Nur mein Stolz, und der hat schon schlimmere Schläge verkraftet.« Er verbeugte sich vor ihr. »Ich muss mich jetzt leider empfehlen, Mylady. Ich wollte mich nur noch einmal für mein schroffes, ungalantes Benehmen bei Eurem gestrigen Besuch entschuldigen.«
»Es war nichts, Mylord.«
»Damien«, bat er mit seiner eindringlichen, verführerischen Stimme. »Bitte nennt mich Damien.«
Rowena knickste erneut und neigte höflich das Haupt.
Damien schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Ihr misstraut mir?«
»Wundert Euch das?«, entgegnete sie.
Er lachte - ein tiefes, hypnotisches Lachen. »Und Ihr versucht nicht einmal, es zu verbergen.«
»Sollte ich?«
»Die meisten tun das. Aber ich muss sagen, ich finde Eure Ehrlichkeit erfrischend.« Sie hatte das deutliche Gefühl, dass er sie anlächelte, und es irritierte sie gewaltig, dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte.
»Guten Tag, Mylady. Möge es für Euch ein Tag voller Reichtümer werden.«
Stirnrunzelnd blickte sie ihm nach, wie er davonschritt und sie allein im großen Saal zurückließ.
Sie regte sich erst, als sie abermals überraschend angesprochen wurde.
»Was um Himmels willen wollte er von Euch?«, fragte Zenobia und trat an Rowenas Seite.
Beide blickten dem verhüllten Mann nach, der den Saal durch eine der nach draußen führenden Türen verließ.
»Er hat sich entschuldigt«, antwortete Rowena. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass er das getan hatte. Es schien so völlig untypisch für ihn.
»Wofür?«
»Dass er gestern so unhöflich zu mir war, als ich ihn bat, nicht gegen Stryder anzutreten.«
Zenobia schien ebenso überrascht zu sein wie sie. »Hätte nie gedacht, dass er sich überhaupt jemals für irgendetwas entschuldigt.«
Rowena musterte sie stirnrunzelnd. »Ihr kennt ihn?«
Zenobia wandte schuldbewusst den Blick ab.
»Was?«, fragte Rowena mit plötzlichem Grauen. Etwas an
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