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Nacht über den Wassern

Titel: Nacht über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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anderen und sagte: »Was, zum Teufel, ist denn hier los, Diana? Willst du die Nacht etwa in der Honeymoon Suite verbringen?«
    Sie stieß Mervyn zurück, und er gab sie frei. »Keinesfalls«, sagte sie zu Mark. »Dies hier ist Mrs. Lenehans Unterkunft – und Mervyn teilt sie mit ihr.«
    Mark lachte höhnisch. »Das ist ja ‚n Ding!« meinte er. »So etwas muß ich mal in eine meiner Shows einarbeiten!«
    »Ich finde das überhaupt nicht lustig!« protestierte sie.
    »Doch, doch!« widersprach er. »Dieser Kerl rennt wie ein Irrer hinter seiner Frau her – und endet schließlich im Nest eines Mädchens, das ihm unterwegs über den Weg läuft!«
    Diana mißfiel seine Reaktion. Ehe sie es sich versah, verteidigte sie unfreiwillig Mervyn. »Das ist kein Liebesnest hier«, erklärte sie ungeduldig. »Es waren die einzigen freien Plätze.«
    »Eigentlich solltest du froh darüber sein«, meinte Mark. »Wenn sie ihm gefällt, läßt er dich vielleicht in Ruhe.«
    »Ich bin ganz außer mir – siehst du das nicht?«
    »Doch, durchaus, aber warum eigentlich? Du liebst Mervyn nicht mehr. Aus deinen Worten könnte man manchmal schließen, du haßtest ihn. Und verlassen hast du ihn auch. Was kümmert‘s dich noch, mit wem er schläft?«
    »Das begreif‘ ich auch nicht, aber es ist nun mal so! Ich fühle mich gedemütigt.«
    Mark war zu verärgert, um viel Mitgefühl mit ihr aufbringen zu können. »Vor ein paar Stunden hattest du dich entschlossen, zu Mervyn zurückzukehren. Dann hat er dich geärgert, und du hast deinen Entschluß rückgängig gemacht. Und jetzt bist du ihm böse, weil er mit einer anderen schläft.«
    »Ich schlafe aber nicht mit ihr«, warf Mervyn ein.
    Mark ignorierte ihn. »Bist du sicher, daß du ihn wirklich nicht mehr liebst?« fragte er Diana wütend.
    »Es ist schrecklich, was du da sagst!«
    »Ich weiß. Aber stimmt‘s oder stimmt‘s nicht?«
    »Nein, es stimmt nicht! Und ich nehme es dir sehr übel, daß du so etwas von mir denkst.« Ihr waren die Tränen gekommen.
    »Dann beweis es mir! Schlag ihn dir aus dem Kopf und vergiß auch, wo und mit wem er schläft.«
    »Liebesbeweise waren noch nie meine Stärke!« rief sie aufgebracht. »Und jetzt hör endlich mit deiner blöden Logik auf! Wir sind hier doch in keinem Debattierklub!«
    »Eben!« Eine neue Stimme meldete sich zu Wort. Die drei drehten sich um: In der Tür stand Nancy Lenehan. Sie trug einen leuchtendblauen Morgenrock aus Seide, in dem sie sehr attraktiv aussah. »Wenn ich mich nicht irre«, sagte sie, »ist dies meine Suite. Was, zum Teufel, geht hier eigentlich vor?«
    Margaret Oxenford war wütend und schämte sich zugleich. Sie war felsenfest davon überzeugt, daß alle Passagiere sie anstarrten, sich an die schreckliche Szene im Speiseraum erinnerten und schlichtweg annahmen, sie, Margaret, teile die abscheulichen Ansichten ihres Vaters. Sie wagte niemandem mehr ins Gesicht zu schauen. Harry Marks hatte ihr geholfen, einen Rest von Würde zu bewahren. Wie klug, wie großherzig von ihm, so einfach hereinzukommen, den Stuhl für sie zu halten und ihr beim Verlassen des Raums den Arm zu bieten: eine kleine, beinahe törichte Geste, die ihr mehr bedeutete als tausend Worte. Und doch war ihr nur ein Funken Selbstachtung geblieben. Sie kochte vor Wut über ihren Vater, der sie in eine dermaßen beschämende Lage gebracht hatte.
    Zwei Stunden nach dem Essen herrschte in ihrem Abteil immer noch eisiges Schweigen. Als das Wetter schlechter wurde, zogen die Eltern sich zurück und machten sich bettfertig. Da sagte Percy wie aus heiterem Himmel: »Komm, wir gehen uns entschuldigen.«
    Ihr erster Gedanke war, das könne nur in weiteren Peinlichkeiten und Demütigungen enden. »Ich glaube, mir fehlt der Mut dazu«, sagte sie.
    »Wir gehen einfach zu Baron Gabon und Professor Hartmann und sagen ihnen, daß uns Vaters unverschämtes Benehmen leid tut.«
    Die Vorstellung, den Beleidigungen ihres Vaters die Spitze zu nehmen, gefiel Margaret. Sie würde sich dann auf jeden Fall wohler fühlen. »Vater wird toben«, sagte sie.
    »Er braucht nichts davon zu erfahren. Außerdem ist es mir egal, ob er wütend wird oder nicht. Ich glaube, er verblödet allmählich. Ich hab‘ nicht mal mehr Angst vor ihm.«
    Margaret fragte sich, ob das wirklich zutraf. Als kleiner Junge hatte Percy oft behauptet, sich nicht zu fürchten, während ihm in Wirklichkeit vor Angst die Knie schlotterten. Doch inzwischen war er kein kleiner Junge mehr. Der Gedanke, Vater

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