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Nacht über den Wassern

Titel: Nacht über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Frank den Vorhang vor und schloß die Druckknöpfe. Es stimmte also; Frank war ein Gefangener.
    »So‘n Mist!« sagte Mark.
    Diana flüsterte: »Ich glaube trotzdem nicht, daß er ein Mörder ist.«
    »Das will ich hoffen!« gab Mark zurück. »Da hätten wir gleich für fünfzig Piepen auf einem Auswandererkahn im Zwischendeck fahren können – das wäre sicherer gewesen.«
    »Er hätte ihm keine Handschellen anlegen sollen! Wie soll der Junge denn schlafen können, wenn er am Bett festgekettet ist? So kann er sich ja nicht einmal umdrehen!«
    »Du bist vielleicht weichherzig«, sagte Mark und drückte sie an sich. »Der Kerl hat womöglich zig Frauen vergewaltigt, und dir tut er leid, weil er vielleicht nicht schlafen kann.«
    Diana lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter, und Mark strich ihr übers Haar. Vor wenigen Minuten noch war er wütend auf sie gewesen, doch jetzt war alles vergeben und vergessen. »Mark«, sagte sie. »Meinst du, man paßt zu zweit in so ein Bett?«
    »Hast du etwa Angst, Liebling?«
    »Nein.«
    Er sah sie verdutzt an. Dann ging ihm ein Licht auf, und er mußte grinsen. »Ich glaube schon, daß man zu zweit in ein solches Bett paßt
    allerdings nicht nebeneinander…«
    »Nicht nebeneinander?«
    »Dazu sieht es zu schmal aus.«
    »Na dann…« Sie senkte die Stimme. »Dann muß einer von uns wohl oben liegen.«
    Er flüsterte ihr ins Ohr: »Würdest du denn gerne oben liegen?« Sie kicherte. »Ich hätte nichts dagegen.«
    »Das muß ich mir erst überlegen«, sagte er mit kehliger Stimme. »Wieviel wiegst du denn?«
    »Fünfundvierzig Kilo und zwei Brüste.«
    »Sollen wir uns umziehen?«
    Sie nahm ihren Hut ab und legte ihn auf den Sitz neben sich. Mark zog die Taschen unter dem Sitz hervor. Er hatte eine vielbenutzte Bügeltasche aus feinem Ziegenleder, sie ein kleines rechteckiges Köfferchen mit ihren Initialen in Goldlettern.
    Diana stand auf.
    »Beeil dich«, sagte Mark und gab ihr einen Kuß.
    Sie umarmte ihn flüchtig und spürte, als er sie an sich drückte, seine Erektion. »Meine Güte«, sagte sie und fügte flüsternd hinzu: »Kann das so bleiben, bis du zurückkommst?«
    »Ich fürchte, nein. Es sei denn, ich pinkle aus dem Fenster.«
    Sie lachte, und er fügte hinzu: »Aber ich zeige dir dann, wie du diesen Zustand rasch wieder herbeiführen kannst.«
    »Ich kann‘s kaum erwarten«, flüsterte Diana.
    Mark nahm seine Tasche und ging zur Herrentoilette. Beim Verlassen des Abteils begegnete er Mervyn, der gerade aus dem Waschraum kam. Sie sahen sich an wie zwei rivalisierende Kater durch einen Zaun, sagten aber kein Wort. Diana war überrascht, Mervyn in einem groben Flanellnachthemd mit breiten braunen Streifen zu sehen. »Was, um Himmels willen, hast du denn da an?« fragte sie ihn ungläubig.
    »Du hast gut lachen«, gab er zurück. »Was Besseres ließ sich in Foynes nicht finden. Von Seidenpyjamas hatten die in dem Laden noch nie was gehört – und sie konnten sich nicht entscheiden, ob ich nun schwul oder bloß verrückt bin.«
    »Also, den Erwartungen deiner Freundin Mrs. Lenehan wirst du in diesem Aufzug bestimmt nicht gerecht.« Wieso nur ist mir das jetzt rausgerutscht? dachte Diana verwundert.
    »Die hat keine Erwartungen, was mich betrifft«, gab Mervyn verstimmt zurück und verließ das Abteil auf der gegenüberliegenden Seite. Der Steward kam herein. »Davy, würden Sie jetzt bitte unsere Betten herrichten?« bat Diana ihn.
    »Ja, sofort, Ma‘m.«
    »Danke.« Sie griff nach ihrem Köfferchen und verließ das Abteil.
    Beim Durchqueren von Nummer fünf schoß ihr plötzlich die Frage durch den Kopf, wo Mervyn wohl schlafen mochte. Keines der Betten war hergerichtet worden, ebenso wenig wie in Nummer sechs
    und doch war Mervyn verschwunden. Langsam dämmerte ihr, daß er in der Honeymoon Suite einquartiert sein mußte. Und gleich darauf fiel ihr ein, daß sie auch Mrs. Lenehan auf ihrem Inspektionsgang durchs Flugzeug nirgendwo hatte sitzen sehen. Sie stand mit ihrer Tasche in der Hand vor der Damentoilette und war vor Überraschung wie erstarrt. Das war ja wohl die Höhe! Mervyn und Mrs. Lenehan teilten sich offenbar die Honeymoon Suite! Nein – so etwas würde die Fluggesellschaft sicher nicht zulassen. Vielleicht war Mrs. Lenehan ja schon zu Bett gegangen und lag in einem der vorderen Abteile hinter einem geschlossenen Vorhang … Diana wollte es jetzt genau wissen. Sie ging auf die Tür der Suite zu und blieb zögernd stehen.
    Dann drehte sie den Knauf und

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