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Nacht über den Wassern

Titel: Nacht über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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entsprechend angerechnet worden – doch was ihn selbst betraf, so lief alles aufs gleiche hinaus: Wenn ich die Sache durchziehe, werde ich nie wieder erhobenen Hauptes einhergehen können, dachte er.
    Er ließ seinen Blick über das Wasser des Hafens schweifen, auf dessen ruhiger Oberfläche majestätisch der Clipper dümpelte. Eddie wußte, daß seine Karriere an Bord des Clippers unweigerlich zu Ende ging, und das verstärkte noch seinen Zorn. Außer dem Flugzeug lagen noch zwei große Frachter und etliche kleinere Fischerboote vor Anker sowie, zu Eddies großer Überraschung – ein Patrouillenboot der amerikanischen Marine. Was haben die wohl in Neufundland zu suchen? fragte er sich. Ob es etwas mit dem Krieg zu tun hat? Es erinnerte ihn an seine Zeit bei der Marine, die ihm im nachhinein wie eine goldene Zeit vorkam, in der das Leben noch einfach war. Gut möglich, daß die Vergangenheit immer dann ihren besonderen Reiz hat, wenn man in Schwierigkeiten ist, dachte er.
    Er betrat das Pan-American-Gebäude. In der grün-weiß gestrichenen Eingangshalle stand ein Mann in Leutnantsuniform, der wahrscheinlich zur Besatzung des Patrouillenboots gehörte. Er drehte sich um, als Eddie hereinkam: ein großer, häßlicher Mann mit kleinen, eng zusammenstehenden Augen und einer Warze auf der Nase. Eddie traute seinen Augen nicht und starrte ihn ebenso erstaunt wie erfreut an. »Steve?« fragte er. »Bist du es?«
    »Hallo, Eddie.«
    »Wie, zum Teufel…?« Es war Steve Appleby, der Mann, den Eddie von England aus zu erreichen versucht hatte, sein ältester und bester Freund, ein Mann, den er mehr als alle anderen zur Seite haben wollte, wenn es hart auf hart ging. Es war schlicht unfaßbar.
    Steve kam auf ihn zu, und die beiden umarmten sich und schlugen einander auf den Rücken. Eddie sagte: »Ich dachte, du wärst in New Hampshire – was, zum Teufel, treibst du denn hier?«
    »Nella sagte, du hättest bei deinem Anruf total verzweifelt geklungen«, erwiderte Steve und blickte Eddie dabei eindringlich an. »Mann, Eddie, du hast die Sachen doch sonst immer von dir abgeschüttelt. Du warst immer wie ein Fels in der Brandung. Mir war sofort klar, daß du diesmal ganz tief im Dreck stecken mußt.«
    »Und ob. Ich…« Eddie wurde unwillkürlich von seinen Gefühlen übermannt. Zwanzig Stunden lang hatte er sie aufgestaut, hatte Schutzwälle um sich errichtet und wäre doch am liebsten aus der Haut gefahren. Daß sein bester Freund alles in Bewegung gesetzt hatte und gekommen war, um ihm zu helfen, berührte ihn zutiefst. »Ich stecke wirklich in der Klemme«, bekannte er. Die Tränen schossen ihm in die Augen, und seine Stimme versagte. Er drehte sich um und ging hinaus.
    Steve folgte hm. Eddie führte ihn um das Gebäude herum. Durch ein großes Tor gelangten sie in den leeren Bootsschuppen, wo sie ungestört waren.
    Steve sprach zuerst, um über seine Verlegenheit hinwegzukommen. »Ich weiß gar nicht, wie viele Leute ich um einen Gefallen gebeten habe, damit ich herkommen konnte. Ich bin jetzt seit acht Jahren bei der Marine, und eine Menge Leute waren mir etwas schuldig. Heute haben sie sich gleich doppelt und dreifach revanchiert, weshalb ich mich jetzt wieder bei ihnen revanchieren muß. Wahrscheinlich brauche ich jetzt noch mal acht Jahre, bis das wieder ausgeglichen ist!«
    Eddie nickte. Steve war der geborene Drahtzieher, ein echter Hansdampf in allen Gassen bei der Marine. Er wollte sich bei ihm bedanken, konnte aber nicht aufhören zu weinen.
    Steve änderte seinen Tonfall und sagte: »Eddie, was zum Teufel geht hier vor?«
    »Sie haben Carol-Ann«, brachte Eddie hervor.
    »Wer, um Himmels willen, hat Carol-Ann?«
    »Die Patriarca-Bande.«
    Steve war sprachlos. »Ray Patriarca? Der Gangsterboß?«
    »Sie haben sie als Geisel genommen.«
    »Um Gottes willen, wieso denn das?«
    »Sie wollen, daß ich den Clipper runterbringe.«
    »Warum?«
    Eddie wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht und riß sich zusammen. »Wir haben einen Agenten vom FBI an Bord. Er bewacht einen Gefangenen, einen Banditen namens Frankie Gordino. Ich nehme an, daß Patriarca ihn rausholen will. Wie dem auch sei, ich bin von einem Passagier, der sich Tom Luther nennt, angewiesen worden, die Maschine vor der Küste von Maine runterzubringen. Dort warten sie mit einem Schnellboot auf uns. Sie haben Carol-Ann dabei. Wir tauschen Carol-Ann gegen Gordino aus, und Gordino verschwindet.« Steve nickte. »Und dieser Luther war klug genug, um zu

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