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Nacht über den Wassern

Titel: Nacht über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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wissen, daß er mit Eddie Deakins Hilfe nur rechnen kann, wenn er dessen Frau kidnappt.«
    »Genau.«
    »Diese Schweine.«
    »Ich will diese Schufte zu packen kriegen, Steve. Ich will die Scheißkerle kreuzigen, ich will sie ans Kreuz nageln, das schwör‘ ich dir.«
    Steve schüttelte den Kopf. »Aber was kannst du denn tun?«
    »Ich weiß es nicht. Deswegen habe ich dich ja angerufen.«
    Steve runzelte die Stirn. »Die kritische Phase für die Gangster beginnt mit dem Moment, in dem sie den Clipper betreten, und endet bei der Rückkehr zu ihrem Wagen. Vielleicht kann die Polizei das Auto finden und sie abfangen.«
    Eddie hatte seine Zweifel. »Wie soll die Polizei ihr Auto denn erkennen? Das ist ein ganz normaler Wagen, der irgendwo am Strand geparkt ist.«
    »Vielleicht ist es einen Versuch wert.«
    »Das ist mir zu unsicher, Steve, viel zu unsicher. Außerdem will ich die Polizei nicht dabeihaben – man kann nie wissen, ob sie Carol- Ann nicht zusätzlich in Gefahr bringen.«
    Steve nickte zustimmend. »Außerdem kann der Wagen sowohl auf dieser oder jener Seite der Grenze stehen, so daß wir auch noch die kanadische Polizei hinzuziehen müßten. Es dauert keine fünf Minuten, und die Geheimhaltung ist zum Teufel. Nein, die Polizei bringt‘s nicht. Bleibt nur noch die Marine oder die Küstenwacht.« Eddie fühlte sich schon besser; es tat so gut, mit jemandem reden zu können. »Reden wir über die Marine«, sagte er.
    »Na gut. Angenommen, ich könnte ein Patrouillenboot wie dieses hier dazu bringen, das Boot nach dem Austausch, also bevor Luther und Gordino an Land sind, abzufangen?«
    »Das könnte klappen«, sagte Eddie, der langsam wieder an Zuversicht gewann. »Aber schaffst du das auch?« Es war so gut wie unmöglich, ein Boot der Marine außerhalb der herkömmlichen Befehlskette zum Handeln zu bewegen.
    »Ich denke schon. Die Marine ist sowieso im Manöver, und alle sind furchtbar aufgekratzt, weil die Nazis sich nach dem Polenfeldzug vielleicht zur Besetzung der Neuengland-Staaten entschließen. Es geht also nur darum, ein Boot umzuleiten. Der Mann, der dafür in Frage kommt, ist Simon Greenbournes Vater – erinnerst du dich noch an Simon?«
    »Klar docht« Eddie erinnerte sich gut an den wilden jungen Burschen mit dem verrückten Humor und dem gewaltigen Bierdurst. Er eckte immer und überall an, kam aber normalerweise dank seines Vaters, eines Admirals, mit einem blauen Auge davon.
    Steve fuhr fort: »Eines Tages ging Simon wirklich zu weit. Er steckte eine Bar in Pearl City in Brand und zerstörte damit einen halben Häuserblock. Es ist eine lange Geschichte, aber ich bewahrte ihn vorm Gefängnis, und sein Vater ist mir ewig dankbar. Ich glaube schon, daß er mir den Gefallen tun würde.«
    Eddie betrachtete das Schiff, mit dem Steve gekommen war: ein U-Boot-Jäger der SC-Klasse, zwanzig Jahre alt und mit hölzernem
    Rumpf, dafür aber mit einem Maschinengewehr Kaliber 23 und einer Wasserbombe ausgerüstet. Es war durchaus imstande, einem Haufen städtischer Gangster in ihrem Motorboot das Fürchten zu lehren – nur unauffällig war es eben nicht. »Vielleicht sehen sie das Schiff im voraus und riechen den Braten«, sagte er besorgt.
    Steve schüttelte den Kopf. »Diese Dinger können sich sogar in kleinen Flußläufen verstecken. Ihr Tiefgang bei voller Ladung beträgt nicht einmal zwei Meter.«
    »Trotzdem ganz schön riskant, Steve.«
    »Dann sichten sie eben ein Patrouillenboot der Marine. Und wenn es sie in Ruhe läßt – was denkst du, wie sie reagieren werden, etwa die ganze Sache abblasen?«
    »Sie könnten Carol-Ann etwas antun.«
    Steve wollte sich schon auf eine Diskussion einlassen, änderte jedoch seine Meinung. »Das stimmt«, sagte er. »Alles ist möglich. Du bist der einzige, der grünes Licht geben kann.«
    Eddie wußte, daß Steve ihm nicht sagte, was er wirklich dachte. »Du meinst, ich habe Schiß gekriegt, nicht wahr?« erkundigte er sich gereizt.
    »Ja. Aber das ist auch dein verdammtes Recht.«
    Eddie blickte auf seine Uhr. »Um Himmels willen, ich muß ins Flugbüro zurück!« Er mußte zu einer Entscheidung kommen. Steve hatte den seiner Ansicht nach aussichtsreichsten Plan, und es lag nun bei Eddie, ihn abzulehnen oder zu akzeptieren.
    Steve sagte: »Eins hast du vielleicht noch nicht bedacht: Sie könnten immer noch vorhaben, dich zu hintergehen.«
    »Wie das?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Wie, weiß ich auch nicht. Aber wenn sie erst an Bord des Clippers sind, wird

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