Nacht über der Prärie
gelangte zu seinen bedrängten Stammesgenossen. Seine Gegner hatten seine Entschlossenheit und Übung weit unterschätzt.
Von polizeilicher Hilfe war noch nichts zu hören oder zu sehen. Joe gewann die Wand als Rückendeckung und feuerte. Unter diesem Feuerschutz, der viele zurücktrieb, bekam der junge Bursche Luft, der unter die Füße der anderen geraten war. Er kroch zu Joe, in dem er seinen Beschützer erkannte. Joe wußte, daß es nicht gut um den jungen Kerl stand, und ging vor ihn. Er feuerte nochmals, dann war sein Magazin leer. In der gegebenen Situation konnte er nicht nachladen. Er ließ die Pistole wieder in den Halfter gleiten und verließ sich auf Stilett und Faust. Sein Schwager fand sich bei ihm ein und deckte ihn von der Seite.
Draußen heulte endlich die Sirene der Polizei. Scheinwerfer hellten das Dunkel auf.
Mit Knüppeln, Pistolen und Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten drangen zusammen mit dem zurückkehrenden Wirt und seinen beiden Rausschmeißern ein.
»Hände hoch! An die Wand treten!«
Einige der Männer gehorchten, aber die Folge für Joe war zunächst, daß die rohesten und gewandtesten Schläger von der Tür und der Polizei weg in die Ecke drängten. Das Gewühl in Joes Umgebung verstärkte sich wieder. Mit Stilett und Judo-Griffen leistete er aber noch immer wirkungsvollen Widerstand. Er wollte den jungen Menschen und seinen kranken Schulfreund, der auch hinter ihm Deckung suchte, nicht preisgeben.
Die Polizei schlug mit Knüppeln zu und gab Warnschüsse ab. Es entstand ein letztes gewalttätiges Durcheinander. Margrets Mann brach zusammen.
Joe, der das fast Unmögliche geleistet hatte, war in Kampfwut, verschwitzt, blutend, mit funkelnden Augen, Speichelschaum vor dem Mund.
Drei Polizisten wußten sofort, daß hier Joe King stand, dieser Indianer, den sie als einen Gangster gekannt hatten und noch immer einschätzten. Er war noch nicht dazu gekommen, die Hände hochzunehmen, und sie warfen sich ohne weitere Warnung auf ihn. Joe haßte die Polizeiuniform, seitdem er das erstemal ungerecht verurteilt worden war; er haßte es, sich verhaften zu lassen, weil er seinen Stammesgenossen geholfen und zwei junge Menschen gerettet hatte; er haßte das Gesetz, das immer wieder gegen ihn stand. Als die Polizisten ihn anpackten, wehrte er sich, seinem Gefühl und seinen überreizten Nerven mehr gehorchend als der Vernunft. Er wehrte sich mit seinem sehnigen Körper, blitzschnell in jeder Bewegung, mit allen Mitteln körperlicher Kampftechnik, Polizeigriff gegen Polizeigriff.
Die drei Polizisten mußten vieles einstecken und wurden nicht mit ihm fertig. Erst als der vierte Bulle sich auf Stonehorn warf, hatten sie ihn endlich. Auch mehr von Wut als von Verstand geleitet, benutzten sie die günstige Gelegenheit, die Dienstregeln zu umgehen und Joe King einmal so zusammenzuschlagen, wie sie es sich schon lange erträumt hatten.
Er war aber noch immer bei Bewußtsein, als sich die Handschellen um seine Handgelenke schlossen, als er hinausgeschleppt und in den bereitstehenden Gefängniswagen geworfen wurde. Er demonstrierte noch einen letzten Widerstand als Zeichen seiner unveränderten und durch Schläge auch nicht zu verändernden Gesinnung.
Der Hund bellte. Ein paar Neugierige sahen zu.
In dem Wagen befanden sich eng gedrängt mehr als dreißig Personen, darunter auch zwei Frauen, die sich jetzt mit ihren Haaren beschäftigten. Alle wurden zunächst zu der Polizeistation abtransportiert. Margrets Mann hatte sich sofort zu Joe hingedrängt, so daß sie in der Stammessprache miteinander flüstern konnten.
Der Kranke saß, um Luft ringend, auf der Bank an der Wagenwand. Den schwerverletzten Siebzehnjährigen hatten die Polizisten, Gesetzlichkeit demonstrierend, herbeigetragen und gesondert gelegt. Er sollte, wie Joe verstand, in das Gefängnislazarett eingeliefert werden.
So ist er wenigstens gerettet, dachte Stonehorn.
In jeder anderen Beziehung überkam ihn eine dumpfe Gleichgültigkeit. Man würde die Stiche seines Stiletts an der Art der Verletzungen erkennen und seine Patronen finden. Er hatte gegen seine Verhaftung heftigen Widerstand geleistet und den Polizisten nicht wenig zu schaffen gemacht. Eine Verurteilung zu drei bis fünf Jahren Gefängnis erschien ihm sicher, ein verschärftes Urteil wahrscheinlich im Hinblick auf seine Vorstrafen und auf die Freisprüche aus Mangel an Beweisen. Der Pferdedieb aber behielt freie Hand, und Queenie war allein mit Harold Booth als
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