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Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Nachricht zu fischen.
    »Wirklich so furchtbar?«
    »Nun, wie du es auch nennen willst – furchtbar oder nicht – aber sich nicht nur schlagen, sondern auch schießen, das war nicht klug, selbst wenn es für einen gegen viele tapfer gewesen ist. Unter drei Jahren wird er nicht wegkommen, und das wäre noch gnädig.«
    »Meinst du.«
    Queenie ging.
     

Der alte Indianer
     
    Eines Tages wurde Queenie zu Mrs. Holland gerufen, ohne daß, von Queenie aus gesehen, ein neuer Anlaß dazu vorlag. Die Rektorin saß in der gewohnten aufrechten Weise an ihrem Schreibtisch, und es fiel ihr schwer auszusprechen, was sie sagen mußte.
    »Queenie, ich muß Ihnen leider die Mitteilung machen, daß Ihr Mann in New City in eine große Schlägerei verwickelt war. Es hat in der Sache gegen einunddreißig Angeklagte ein Schnellverfahren stattgefunden, und Ihr Mann wurde zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Eine erstaunlich milde Strafe. Milde ist die Strafe auch im Hinblick darauf, daß er bei und auch noch nach seiner Verhaftung gegen die Polizei Widerstand geleistet hat. Vier Polizisten konnten kaum mit ihm fertig werden und waren gezwungen, von allen Mitteln Gebrauch zu machen. Sie hätten die Befugnis gehabt, ihn niederzuschießen. Eine sehr unglückliche Angelegenheit. Ihr Mann hat auf den Einwand der Verhandlungsunfähigkeit, auch den der Haftunfähigkeit verzichtet; er hat offen gestanden und seine Strafe sofort angetreten. Er wird nun, schon nach drei Wochen Haft, auf Bewährung entlassen; das ist ein weiteres großes Entgegenkommen. Die Haft läuft übermorgen ab. – Unsere Polizei wird Ihren Mann abholen und sogleich auf unsere Reservation bringen, damit das Trampen, an das er sich wohl wieder gewöhnt hatte, endlich aufhört. Wirklich aufhört.« Mrs. Holland machte eine Pause.
    »Warum habe ich nicht früher davon erfahren?« fragte Queenie. »Ich hätte meinen Mann besuchen dürfen.«
    »Gewiß, Kind, aber er selbst wünschte nicht, Sie zu sprechen. Die Stammespolizei hat auch jetzt mich gebeten, Sie zu informieren, weil das leichter für Sie ist. Folgendes noch: Ihrem Mann ist der Besitz von Feuerwaffen für die Bewährungsfrist von einem Jahr verboten. Seine Pistole bleibt solange beschlagnahmt. Habt ihr noch Feuerwaffen zu Hause?«
    »Meine Pistole und mein Jagdgewehr.«
    »Die werden Sie abgeben müssen, Queenie, denn Ihr Mann kann sie sich zu leicht aneignen.«
    »Ich gebe nichts ab außer auf gerichtliche Anordnung. Wir wohnen einsam; ich muß mich schützen können.«
    Mrs. Holland blickte verwundert. »Was für ein Ton, Queenie.
    Aber wie Sie wollen. Es ist nicht meine Sache, mit Ihnen darüber zu rechten. Übermorgen kommt also Ihr Mann, und so, wie Sie zu denken scheinen, werden Sie ihn ja wohl bei der Polizeistation auf der Agentur abholen wollen. Ich gebe Ihnen also übermorgen Schulurlaub.«
    »Danke.«
    »Der Schecke und die Stute sind aufgefunden worden. Es ist ein Brief gekommen. Die Tiere werden hergebracht. Der Finder wird natürlich Ersatz seiner Kosten beanspruchen, und es steht ihm Finderlohn zu.«
    »Wir werden sehen, Missis Holland.«
    »Freuen Sie sich nicht, Queenie?«
    »Wie kann ich das heute schon wissen.«
    Die Rektorin schaute noch eine Weile auf ihre Schülerin, die sich verändert hatte, und sie dachte: Wäre Queenie nur bei uns im Internat geblieben oder auf die Kunstschule zurückgegangen. Es ist zuviel für sie.
    Am zweiten Tag nach dieser Unterredung langte der Gefangenenwagen der Stammespolizei, aus New City kommend, in der Agentursiedlung an. Haverman saß bei Kate Carson im Zimmer; die Mittagspause stand bevor; der Publikumsverkehr war beendet. Durch das Fenster konnten die beiden den Wagen vorbeifahren sehen.
    »Des Widerspenstigen Zähmung ist nicht so leicht«, sagte Mrs. Carson.
    »Mit dem Burschen ist es doch einfach unmöglich! Die Katze läßt das Mausen nicht. Er ist und bleibt ein Bandit und nimmt ein schlimmes Ende. Fragt sich nur, was er noch alles mitreißt.« Haverman drückte mit den letzten Worten seine allgemeine Besorgnis aus.
    Auch Sir Hawley hatte den Wagen beobachtet und gab Miss Thomson, die eben die letzten Unterschriften eingeholt hatte, die Weisung mit: »Falls Joe King sich zeigen sollte – ich bin nicht zu sprechen. Ich habe mich genug für ihn und seine Angelegenheiten eingesetzt. Nun mag er sich erst einmal gründlich bewähren – nach einem derartigen Rückfall.« Die Sekretärin bezeigte, daß sie verstanden hatte.
    Im Stammesrathaus hatte Dave De

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