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Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Corby, dessen Zimmer mit dem Fenster zur Straße ging, den Wagen bemerkt, der seine Fahrt schon verlangsamte, um bald zu stoppen. Dave stand auf und begab sich in gemessener Haltung zu Frank Morning Star. »Hast du gesehen?« fragte er. »Jetzt geht der Ärger hier weiter. Er ist nicht zu retten.«
    »Durch eure Ökonomie bestimmt nicht, Dave. Aber wenn die Zeit kommt, werde ich mich an Joe heranmachen. Falls ihr ihn nicht vorher noch vollends ruiniert habt.«
    »Frank, was soll das heißen!«
    »Mir kannst du nichts erzählen, Dave, ich stecke drin, und weiß Bescheid. Eure Ökonomie, das hält der stärkste Mann nicht aus.«
    Der Gefangenenwagen hielt vor dem kleinen Polizeigefängnis neben dem Gerichtshaus. Der große und der kleine Polizist öffneten und winkten Joe King herauszukommen. Dieser gehorchte, nachdem er sich einen Augenblick überlegt hatte, ob er Schwierigkeiten machen sollte. Aber er sah Queenie auf der Straße stehen, schmal und blaß geworden, mit der Andeutung jener Veränderung, die die Frau guter Hoffnung erfährt, und so tat er, was die Polizisten verlangten. Er wurde in das Gerichtshaus gebracht und dort in das Zimmer des Gerichtspräsidenten geführt. Er hörte, daß Queenie nachkam, aber die Polizisten machten ihr die Tür des Zimmers vor der Nase zu, und so mußte sie draußen im Korridor bleiben.
    Joe King aber stand vor dem alten Gerichtspräsidenten, vor Ed Crazy Eagle und Runzelmann.
    »Joe King«, nahm der Präsident das Wort, »Sie sind, nachdem Sie sich neuerdings wieder straffällig gemacht haben, zu uns zurückgeliefert worden und unterstehen für ein Jahr nicht nur den allgemeinen Reservationsregelungen – die zum Beispiel das Trinken verbieten! –, sondern besonderer Aufsicht. Sie werden sich regelmäßig auf der Agentur melden. Haben Sie irgendwelche Erklärungen abzugeben?«
    Joe King schwieg. Er war sehr mager. Um seinen Mund lag ein neuer oder vielleicht auch nur ein verstärkter Zug von Haß und Verachtung, auch von Selbsthaß und Selbstverachtung.
    »Haben Sie überhaupt irgend etwas zu sagen?«
    Joe King schwieg.
    »Wir erwarten, daß Sie den Gesetzen gehorchen. Sie haben eine junge Frau… aber was nützt bei Ihnen jedes Wort und jede Hilfe! Bis jetzt nichts. Und Sie sind wieder einmal mit einer unverdient milden, einer geradezu unglaublich milden Strafe davongekommen. Nehmen Sie sich endlich zusammen und arbeiten Sie regelmäßig.«
    Joe King schwieg.
    »Sie können gehen.«
    Joe King wandte sich und ging.
    Draußen traf er Queenie. Sie hatte nicht das Cabriolet dabei, sondern den Dunkelbraunen und sagte: »Drüben bei Frank Morning Star in der Garage sind der Schecke und die Stute.«
    Joe erwiderte auch darauf gar nichts, ging aber mit Queenie hinüber zu der Siedlung neuer Indianerhäuser. In der Garage neben dem Frankschen Haus standen die beiden Tiere, unbeschädigt, in leidlichem Zustand.
    Der Schecke begrüßte Joe mit allen Zeichen übermütiger Freude, stampfte und schnaubte und drängte sich heran, fand jedoch wenig Widerhall. Joe nahm die beiden Pferde und führte sie hinaus. Da Queenie den dunkelbraunen Hengst dabeihatte, schwang sich Joe auf den Schecken und führte die Stute.
     
    So begannen die beiden den Heimritt, ohne daß ein weiteres Wort gewechselt worden war.
    Abends langten sie an.
    Stonehorn versorgte die Pferde. Wasser hatte Queenie genügend geholt, und sie hatte eine Menge Fleisch eingekauft. Nun röstete sie es auf dem Ofen in der Blockhütte, und ihr Mann sah sich um.
    Das erste, was er bemerkte, waren Jagdgewehr und Pistole.
    »Ich denke, das soll nicht mehr sein, wie?«
    »Das sind meine Waffen, Stonehorn. Noch liegt keine Verfügung vor, daß ich meine Waffen abliefern muß.«
    Er lachte ein wenig, aber es war keine Heiterkeit in dem Ton.
    »Deine Stute ist mir krepiert. Schade um das Tier. Sie war trächtig.« Queenie traten die Tränen in die Augen.
    »Ja, heul nur. Ich nehme es dir nicht übel. Was will übrigens der Kerl für den Schecken haben und für die andere Stute? Für Futter- und Transportkosten? Wer ist das überhaupt, der die Tiere wieder aufgegriffen hat?«
    »Ich weiß es nicht, Joe.«
    »Sonderbare Sache. Aus dem Ei wird wohl auch noch ein Wurm schlüpfen. Hast du erfahren, was Harold Booth alles ausgesagt hat?«
    »Ja. Der Lump.«
    »Hältst du ihn immer noch dafür? Diesen Ehrenmann!«
    »Ich halte ihn dafür, Joe.«
    »Du hast dir den falschen Mann ausgesucht, Queenie. Mit Booth wärst du besser gefahren.«
    »Pfui,

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