Nacht über der Prärie
angeboten. Da es aber bekannt war, daß dir ein Schecke gestohlen worden ist, hat Collins nur zum Schein gekauft und die Gesellen verhaften lassen. Sie wurden wieder freigelassen, weil sie nur Wiederverkäufer waren, doch die Spuren sind nun da, und man verfolgt sie zurück.«
»Ich hatte die Bande hier in den Bad Lands beinahe geschnappt, Okute!« Stonehorn berichtete zum erstenmal den Vorgang.
»Hast du das der Polizei mitgeteilt?«
»Damit sie mich als Mörder bestrafen können, wenn sie wollen? Ich habe nichts gesagt – bis heute.«
»Aber die angekohlten Leichen liegen noch dort?«
»Wahrscheinlich. Auch der Rest des Pferdekadavers.«
Okute rauchte weiter. »Willst du, daß die Sache aufgedeckt wird, oder willst du es nicht?«
»Wenn ich gewiß wäre, daß sie die Wahrheit aufdecken wollen, würde ich es wünschen. Aber ich traue ihnen nie.«
»Weißt du, wer die ganze Sache betrieben haben könnte?«
»Der Sohn meines Nachbarn, Harold Booth. Nun hat er das Geld für einen neuen Wagen und neue Kleider. Er hat es nicht gleich gezeigt, daß er wieder Geld hat. Aber jetzt fühlt er sich schon sicher.«
Okute nickte vor sich hin. »Glaubst du, daß er der dritte war?«
»Könnte sein oder auch nicht. Er schießt ziemlich schlecht. Der Schuß auf mein Pferd wäre dann ein Zufallstreffer gewesen.«
»Wie soll er sonst zu dem Geld gekommen sein?«
»Indem er den dritten versteckt hat, bis die Sache weiterlaufen konnte. Er ist zu seinen Verwandten nach außerhalb gegangen.«
»Von meinem Enkelneffen erhalte ich Nachricht«, teilte Okute mit, »wie weit die Polizei von dorther in das Geheimnis vordringt.«
»In New City war einer, dem der Schecke angeboten wurde. Von da aus könnte man auch weiterforschen.«
Queenie schien etwas sagen zu wollen.
»Ja?« forderte Stonehorn sie auf.
»Die Geschichte mit der Sattel-Ranch und dem Feuer unter dem Schwanz, Joe.«
»Halte ich für ein Märchen, Tashina. Um uns abzulenken.«
Queenie war erstaunt.
»Dick Mac Lean ist mit Harold befreundet.«
In dieser Nacht blieben alle drei im Zelt. Okute hatte auch die Matten dabei, die, an einem Dreifuß aus einfachen gegabelten Stöcken befestigt, als Kopfstütze dienten. Die frische würzige Nachtluft drang ein, ohne daß es kalt wurde. Das Feuer verglomm langsam in der Asche, Glutfunke um Glutfunke. Draußen rührten sich die Pferde.
Stonehorn lag mit seinem Kopf an Queenies Brust; er spürte ihren ruhigen Atem und ihre seligen Träume. Er streckte sich und entspannte seinen Körper, in dem er immer noch mehr Schmerzen verspürte, als er jemanden ahnen ließ.
Am folgenden Morgen nahm Okute seinen Wagen und fuhr den Furchenweg hinunter zum Booth-Brunnen, um reichlich Wasser zu holen. Stonehorn und Queenie waren schon auf dem Weg zum Schulbus.
Wie der Alte erwartet hatte, zog seine Erscheinung die Neugier der Familie Booth auf sich.
Harold kam hervor und holte ebenfalls Wasser.
»Hallo! How are you!«
Okute ließ einen Laut hören, der vielleicht ›Hallo‹ heißen konnte, vielleicht aber auch etwas ganz anderes.
»So ein Wagen, das ist ein Wagen!« sagte Harold mit einem Blick auf Okutes Coupé.
Okute lächelte ein Lächeln, das mit seinen Augen nichts zu tun hatte, sondern einer ausgesprochenen Grimasse glich.
»Pferde verkaufen – Wagen kaufen. Gut.«
»Ah, Sie haben eine große Ranch.« Booth musterte den teuren Lederanzug mit Respekt. »Ja, dann läßt es sich leben. Hier, das ist alles ein Dreck.«
»Ihr Volkswagen ist auch neu.«
»Aber auch ein Dreck gegen den Ihren. – Haben Sie den schönen Schecken da oben zurückgebracht?«
Harold Booth, der am gleichen Tag wie Joe King in der Agentursiedlung gewesen war, mußte etwas haben läuten hören.
»Scheckenbronc? Ja, Mister Booth. Der Scheckenbronc ist mit Feuer unterm Schwanz bis Canada gelaufen, hat mich getroffen, hat gesagt: Mister Okute, löschen Sie das Feuer, und bringen Sie mich zurück. Nun, er hat mich gebeten, ich habe das Feuer gelöscht und ihn zurückgeschickt. Gut?«
»Pff… gut, wahrhaftig. Sie sind mir ein Spaßvogel.«
Okute schleppte die gefüllten Säcke in seinen Wagen und fuhr sehr vorsichtig damit hinauf zu Kings Haus. Oben hatte er nicht lange zu warten, bis Joe zurückkam. Sie blieben zusammen bei der Koppel stehen. Okute erzählte dem Jüngeren seine Begegnung und sein Gespräch mit Harold und fügte hinzu: »Ich habe seine Augen gesehen, und ich halte ihn für einen schlechten Menschen. Schlecht ohne Grenzen, obwohl
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