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Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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das vielleicht kein Mann glauben will. Dumm mit Grenzen. Es gibt wahrscheinlich ein paar Landstriche in seinem Gehirn, auf denen Gedanken wachsen. Aber nur wenige. Es scheint mir, daß du diese noch nicht ganz ausfindig gemacht hast.«
    »Er überrumpelt mich immer«, gab Joe wieder einmal zu.
    »Ich glaube, daß er der dritte war, derjenige, der dein Pferd erschoß. Wir werden ihn in die Enge treiben, aber du mußt einmal Geduld aufbringen.«
    »Wenn du es von mir verlangst… sollte ich mich schämen, nicht mit mir selbst fertig zu werden.«
    »Inya-he-yukan!«
    »Du kennst meinen Namen?«
    »Es ist der meine.«
    »Willst du ihn mir nehmen oder lassen?«
    »Es ist auch der deine, und ich wohne in deinem Haus.«
    »Ich war ein Gangster – hatte eine Gang. Du hast es gehört.«
    »Ja, mein Sohn. Ich hatte auch eine… damals sagten wir Bande, und damals wurde die Union Pacific erst gebaut, mitten durch die Wildnis. Es gab dort weder Staat noch Polizei, die Ingenieure hatten aber einen Trupp Bewaffneter zur Verfügung. Ich war sechzehn und Scout, als ich damit anfing, mir ein paar Freunde zu sammeln, gute und weniger gute, aus Haß auf die Watschitschun, die meinen Vater mit ihrem Brandy ruinierten und mich ermorden wollten. – Mit zwanzig kehrte ich zu unserem Stamm zurück. Es ist eine lange Geschichte, und wir haben einen langen Winter vor uns.«
    »Hau. Mein Vater. Aber hast du nicht bessere Söhne als mich?«
    »Ich vertraue dir.«
    In dieser Nacht schliefen Stonehorn und Queenie allein in dem Zelt, dessen Plane mit den schützenden Zeichen der vier Weltenden bemalt war. Okute war unterwegs. Er hatte seinen Wagen genommen, fuhr in der Nacht mit hoher Geschwindigkeit davon in der Richtung, in der Queenies Schule lag, und kam erst am Morgen wieder, als Stonehorn schon die ledige Stute, die Queenie bis zur Schulbushaltestelle geritten hatte, zum Hause zurückbrachte. Um die Mittagszeit, als die Pferde auf die Weide geritten waren und die beiden Männer, mit Lassos versehen, sie bewachten, berichtete der Alte wie nebenbei:
    »Ich bin in den Bad Lands gewesen und habe mir das angesehen. Es ist nicht viel dabei herauszuholen. Der Pferdekadaver ist da – die Stute war trächtig?«
    »Ja.«
    »Die vier Patronenhülsen sind auch da, aber solche guns gibt es Tausende, und auch das Kaliber der vier Patronen ist dasselbe! Die beiden Leichen sind beiseite geschafft und angekohlt, es ist nichts daran zu erkennen. Das weißt du. Was den dritten angeht, so habe ich keine Zeichen finden können. Ich habe nur gesehen, daß du mit deinem erschossenen Pferd einen tollen Sturz getan hast. Weiß der dritte, daß du noch lebst?«
    »Wenn er mich damals erkannt hat, muß er es wissen.«
    »Wir kommen von diesem Punkt aus vorläufig nicht weiter. Aber in New City sollten wir den Mann wieder ausfindig machen, dem der Schecke angeboten wurde.«
    »Sollten wir. Dann werfen sie mir vor, daß ich trampe.«
    »Ich könnte dich begleiten, aber wir dürfen die Ranch nicht unbeaufsichtigt lassen. Vielleicht ginge es über das Wochenende. Es gefällt mir aber nicht, wenn die Zeit so begrenzt ist. Wir brauchen einen zuverlässigen vierten. Wie sieht es in eurem Stammesrat aus?«
    Stonehorn zog die Mundwinkel herunter. »Frank Morning Star… vielleicht. Aber ich habe noch nie gründlich mit ihm gesprochen. Einmal, vor sieben Jahren, kurz ehe sie mich einen Dieb hießen, hat er mich gefragt, ob ich nicht eine Sportgruppe bilden wolle. Ich hatte Lust dazu, aber dann kam alles anders.«
    »Willst du jetzt mit ihm sprechen?«
    »Ja.«
    Stonehorn wunderte sich selbst, wie leicht er seine Zustimmung gab. Sein getretenes Selbstbewußtsein begann sich wieder aufzurichten; er fühlte einen neuen Halt neben sich. Man war sich bald einig über die Einteilung am folgenden Tag. Queenie durfte mit Okutes Coupé in die Schule fahren; sie strahlte. Stonehorn trat mit seinem Cabriolet den Weg zum Stammesrat an. Okute wollte sich nicht von der Ranch entfernen.
    In der Agentursiedlung fiel es sofort auf, daß Joe King sich dort an einem Tage zeigte, an dem er sich nicht zu melden brauchte. Die Kassiererin beobachtete durch die große Fensterscheibe, wie er um neun Uhr in den kleinen Holzbau, das Rathaus des Stammes, ging und daß er lange nicht mehr herauskam.
    Joe King saß bei Frank Morning Star.
    »Hallo«, begrüßte ihn Frank. »Kommst du mal zu mir! Ich wollte schon zu dir hinausfahren, weil ich deinen Rat brauche.«
    »Was willst du wissen,

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