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Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Frank?«
    »Sportgruppe und so weiter, natürlich. Unsere Teenager und Twens machen mir Sorgen. Aber nun sprich du zuerst.«
    »Ich werde von bucking horses reden, wenn dich das nicht langweilt.«
    »Fang an. Ich habe Zeit heute.«
    Joe King berichtete von dem Gespräch, das er in der Kneipe von New City an einem Nebentisch mitangehört hatte.
    Frank lauschte gespannt. »Joe, den Mann müssen wir wieder herausfinden! Dem der Schecke angeboten worden ist! Hast du schon mit der Polizei gesprochen?«
    »Nein.« Stonehorn verzog den Mund. »Entweder tun sie gar nichts, oder sie finden den Mann nicht, oder sie finden ihn und befragen ihn so, daß er sich an kein Wort mehr erinnert – weil er nicht hineingezogen werden will.«
    »Genau. Willst du es selbst versuchen, ihm noch einmal auf die Spur zu kommen?«
    »Aber nicht als Tramp.«
    Frank lachte. »Gut, gut! Du hast gelernt. Wie kann ich dir helfen?«
    »Nimmst du mich mit und paßt in New City auf mich auf?«
    Frank lachte noch lauter. »Es sollte mir wohl schwerfallen, dich bucking horse zu hüten, wenn du dich nicht hüten lassen willst! – Aber ernsthaft: Ich mache mit! Dem Dieb müssen wir auf die Spur kommen. Es war eine Schandtat.«
    Stonehorn tat Franks ehrliche Empörung wohl wie dem Baum das Wasser nach der Dürre.
    »Also, was nun, Joe?« fragte Frank gleich weiter. »Fahren wir sofort? Ich habe heute Zeit.«
    »Ja.«
    »Mit beiden Wagen?«
    »Könnte nie schaden.«
    »Gut. Ich sage Jimmy Bescheid und der Dame Thomson. Deine Schwester ist schwer erkrankt, ja?«
    Frank Morning Star wartete die Antwort nicht ab, sondern führte seinen eigenen Vorschlag aus und fand sich dann bei seinem Wagen ein. Die beiden tankten noch einmal, was die Behälter fassen wollten, und die Fahrt nach New City begann.
    Da Frank keinen schnellen Wagen hatte, wurde es Nachmittag, bis die beiden anlangten. Joe fuhr voran, in die Hauptstraße von New City ein, an Banken, Hotels, Post, Museum, Schule vorbei bis zu einem kleinen, aber lockenden Laden, der alles Zubehör für Cowboys und Wildwest führte. Sein guter Bekannter Russell war dort Verkäufer und empfing die Kunden in zünftiger Kleidung. Er freute sich, in Joe seinen erfolgreichen Sportkameraden aus dem letzten Rodeo wieder begrüßen zu können.
    »Was brauchst du, Joe?«
    »Ein neues Hemd. Das alte hat mir die Polizei zerrissen. Ich kann doch nicht immer in dem weißen herumlaufen. Wie sehe ich denn aus!«
    »Nicht auf Schadenersatz geklagt?«
    »Wär auch ein Gedanke gewesen. Aber dann fangen sie an, mir ihre Knöpfe aufzurechnen. – Also ein Hemd für den Winter.«
    Russell kannte seine Kunden und legte gleich eine größere Auswahl bereit. Joe kramte. Es war nicht leicht, etwas nach seinem Geschmack zu finden, was außerdem noch billig war.
    »Ist eigentlich der Dingsda noch hier…«, fragte er dazwischen, »der… ich komme doch nicht auf den Namen…«
    »Wen meinst du? Wie sieht er denn aus?«
    »Graublonde Bürste auf dem Kopf. Haut braun wie ein Indianer, Fältchen im Gesicht wie Sandrinnen auf der Prärie, halbe Zähne, gelbe Nägel, gute Muskeln, die Augen blinzeln; er hat lange strohblonde Wimpern; komisch sieht er aus. Blaukariertes Hemd trägt er nicht ungern und einen breiten Goldring am Finger. Mit dem Bier ist er sparsam, er schlürft es genüßlich!«
    Russell lachte ein halbes Lachen. »Wie er leibt und lebt. Aber den solltest du doch kennen und nicht vergessen, Joe, das ist der alte Büchsenmacher, der auch mal bißchen mit Pferden handelt. Also sozusagen dein Mann.«
    »Eben. Wo wohnt er denn jetzt?«
    »Jetzt? Immer noch im Busch, in seinem Häuschen, noch hinter den Slums.«
    »Kommt mir die Erinnerung, danke!«
    Joe hatte zwei Hemden zur Wahl und alle anderen schon beiseite geschoben.
    »Warum immer die dunklen«, kritisierte Russell. »Du bist doch noch jung. Nimm das rotkarierte.«
    »Nichts da. Es muß zu meinem gelben Halstuch passen. Das habe ich gerettet. Hatte es gleich in die Tasche gesteckt, als es losging, damit sie mir nicht die Kehle damit abschnüren konnten.« Er entschied sich und zahlte.
    Dann fuhr er mit Frank zusammen aus der Stadt hinaus, an den Slums vorbei und die Ausfallstraße nach den entfernten waldigen Hügeln, bis zu denen sich Buschwerk hinzog. Er bog in einen Seitenweg ein, der auf Autofahrer nicht eben einladend wirkte, den aber die beiden an solche Wege gewohnten Indianer bei dem trockenen Wetter ohne Schwierigkeiten nahmen. Sie erreichten ein kleines Einfamilienhaus,

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