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Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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gut lernen, damit du wenigstens als Großmutter einmal aus dem Elend hier herauskommst!«
    »Bleibst du noch ein wenig bei uns, Stonehorn?«
    »Ich muß heute abend wieder zurücksein. Bewährung, Bewährung!«
    »Nun, du kannst auch ruhig fahren. Die größeren Kinder helfen mir schon. Die Hauptsache ist das viele Wasser. So viel Wasser auf einmal!«
    Joe stiftete dem Glückskind zwei Dollar. Die Freude darüber war groß. Mit einer Traube von Mädchen und Jungen näherte sich Joe seinem Cabriolet, und er konnte es nicht über sich bringen, die stummen Wünsche abzuschlagen. Ein kleines Stück durften alle mitfahren. Dann wurde das Gewusel abgeladen und rannte schnurstracks nach Hause.
    Frank und Joe fuhren die einsame lange Straße zurück auf die Reservation. In der Neubausiedlung bei der Agentur hielten sie vor Franks Haus. Dieser verließ den Wagen und kam zu Joe heran. Joe hielt die Tür offen.
    »Joe, es ist spät in der Nacht. Willst du bei mir schlafen?«
    »Ich fahre noch nach Hause. Sonst hat Queenie zu lange Angst.«
    »Auch wahr. – Harold Booth haben wir nun in der Falle. Augenscheinlich ist er bei Bill Krause abgerutscht, weil er keine Unterlagen hatte; dann hat er rasch gefälscht und bei Krader für einen Spottpreis in Höhe der abbezahlten Raten verkauft. Das war von Seiten des Krader sogar noch ein Freundschaftsdienst für Harold; er hätte gar nichts zu geben brauchen.«
    »Für einen Anzug und einen alten Volkswagen hat es noch gereicht.«
    »Das hast du auch gemerkt.«
    »Ja. Die Anzeige gegen Unbekannt beim Stammesgericht wandelt sich nun in die Anklage gegen Harold. Es ist unfaßlich, wohin sich der Bursche verirrt hat. Ich traue ihm jetzt alles zu, auch daß er dir damals den Briefumschlag mit dem Geld unterschoben hat.«
    »Er hat es getan. Aber Beweise, Beweise!«
    »Wir müssen das alles möglichst rasch durchziehen. Ich brauche dich, Joe. Wann läßt du dich wieder sehen?«
    »Spätestens, wenn ich mich wieder melden muß.«
    »Den Bericht für Superintendent und Stammesrat mache ich.«
    »Gut.«
    Joe grüßte, zog die Tür zu, startete in seiner vorsichtigen Art und fuhr mit der mäßigen erlaubten Nachtgeschwindigkeit auf der unbeleuchteten Straße durch die Prärie. Ohne Zwischenfall erreichte er den Furchenweg, Haus, Koppel und Zelt.
    Er schlüpfte in das Tipi, in dem noch die Glut unter der Asche leuchtete. Queenie hatte noch nicht geschlafen; Harry Okute war bei dem leisen Motorengeräusch sofort wach geworden.
    »Harold hat wirklich nur einzelne Felder in seinem Hirn, auf denen Gedanken wachsen«, begann Joe seinen Bericht, nachdem er zu Queenie unter die Decke geschlüpft war. »Er hat einen Auftrag, den Hengst und die Stute zu verkaufen, schriftlich samt meiner Unterschrift gefälscht und selbst die Tiere verkauft. Er muß der dritte gewesen sein, denn er kam aufgelöst und aufgeregt in New City an. Er wird gefürchtet haben, daß ich ihm doch noch auf der Spur sei, und so hat er in der Hast, die Pferde loszuwerden, seine Dummheiten begangen. Wenn er geahnt hätte, was mit mir in der Kneipe geschah, hätte er sich mehr Zeit gelassen.«
    »Er hätte auch in den Bad Lands gleich nach dir suchen und dir den Todesstoß nach deinem Sturz geben können«, meinte Okute.
    »Um zu mir in diese Spalte zu gelangen, brauchte ein Harold Booth wenigstens drei Stunden, und er konnte nie wissen, ob meine Pistole nicht doch noch losgehen würde.«
    »Aber du sollst wissen, Inya-he-yukan, mein Sohn, daß du jetzt Zeit hast, dich einen Mond lang auf das Bärenfell zu legen und dich von mir pflegen zu lassen. Nach dem Kampf treibt sich ein verwundeter Krieger nicht wie ein angeschossener Büffel überall umher, sondern er bleibt in seinem Zelt, um so rasch und so gut wie möglich wieder zu allen seinen Kräften zu gelangen.«
    »Ich bin kein verwundeter Krieger, sondern ein Agenturindianer, den sie mit ihren Knüppeln verprügelt haben. Hast du vielleicht bemerkt, daß ich mich nicht bewegen kann?«
    »Inya-he-yukan, du sprichst mit einem Mann, der selbst oft genug verwundet und zerstoßen war und seine Schmerzen vor niemandem zugab. Ich weiß, wie man das macht, und vor mir kannst du es nicht verbergen. Du bleibst jetzt im Zelt auf dem Bärenfell. Queenie wird von mir zum Bus gebracht, und manchmal fährt sie mit dem Wagen. Wir wünschen dich nächsten Sommer als einen der Rodeo-Sieger in Calgary zu sehen, und dazu mußt du vollständig gesund und kräftig sein, ohne Erinnerung an das, was dein

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