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Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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habe nur hin und wieder einen Tropfen getrunken, Queenie, das macht der Kummer, daß du nun dem andern gehörst – aber nur einen Tropfen, das zählt nicht.«
    »Gehen Sie hinaus, Booth, Sie haben kein Recht, sich in unserem Hause aufzuhalten.« Queenie wiederholte die Worte wie ein Automat. Booth glaubte aber herauszuhören, daß ihre Stimme schwankte.
    »Nur noch einen Moment, Queenie. Ich habe dich immer geliebt, ja es schien, daß auch du mich liebst, bis Joe dich dann in einer Nacht der Prärie genommen hat, vielleicht vergewaltigt hat, und du schämst dich, das zuzugeben, und bist seine Frau geworden – aber ich liebe dich noch immer – und auch das müßte ich vor Gericht sagen – wenn ich alles sagen würde. Du hast auch mich gern gehabt – gewiß. Deshalb wollte ich euch helfen, die Pferde wieder einzufangen; es waren nicht nur Joes, sondern auch deine Pferde!
    Der Schecke und die dunkelbraune Stute waren irgendwie aus eurem Corral entlaufen; der Zaun ist nicht hoch genug und auch nicht elektrisch geladen. Der Scheckhengst aber ist ein bucking horse! Ja. Er war mit der Stute bis in die Bad Lands gelangt, und ich war zufällig dort und wollte euch die Pferde, die ich ja kannte, wieder einfangen. Traf zwei, die auch zu Pferd waren, und als sie hörten, worum es ging und daß ihr sicher eine Belohnung geben würdet, da waren sie bereit mitzumachen. Zu dritt kann man schon eher zwei ledige Pferde einfangen als allein. Also jagten wir alle drei hinter euren Pferden her. Wir hatten sie gerade eingefangen. Auf einmal schießt dein Joe aus dem Hinterhalt zwei von uns ohne Warnung nieder. Der zweite konnte noch zurückschießen und hat wahrscheinlich Joes Pferd getroffen, die trächtige Stute. Jedenfalls verschwand Joe, und die Stute ward bis heute nicht mehr gesehen. Es heißt, er habe sie zu Tode geritten, ja zu Tode geritten. – Ich bin ihm damals aber entflohen. Und die Art, wie Joe da wieder gehandelt hat, die hat mich auf den bösen Gedanken gebracht, ihm nun die Pferde nicht zurückzugeben, sondern sie weiterzuverkaufen. Aus Rache für einen Doppelmord, das muß man verstehen. Wahrscheinlich wollte er die Gelegenheit benutzen, um mich zu erschießen. Hat nur aus Versehen die Falschen ermordet. So ist das, Queenie.«
    »Gehen Sie hinaus, Booth, Sie haben in unserem Haus nichts zu suchen.« Queenie war heiser.
    »Trotz allem, Queenie – nur noch einen Augenblick, ich muß dir das sagen! –, trotz allem wollte ich euch nicht ganz unglücklich machen und Joe nicht auf den elektrischen Stuhl bringen. Er ist schließlich dein Mann, und du liebst ihn immer noch. So habe ich bis jetzt geschwiegen. Als ich nun in den Bad Lands war, mußte ich feststellen, daß Joe die beiden Leichen angebrannt und verstümmelt hat. Queenie, so treibt man das nicht! Er war eben doch einmal ein Gangster, so rasch verwischt sich solches Leben nicht und auch nicht die Naturanlage dazu. Also, ich müßte morgen in meinem Prozeß wegen ›Pferdediebstahls‹ über den Doppelmord, den Joe begangen hat, und auch über unsere Liebe aussagen, auf die Joe so eifersüchtig ist. Nun gut, Joe kann mir nachweisen, daß ich die Pferde verkaufen wollte, obgleich ich wußte, daß es die euren sind, aber das wiegt wohl gering gegen seine Tat. Ich würde über den Doppelmord gern schweigen. Was ist dir mein Schweigen wert? Zwanzigtausend?«
    »Gehen Sie hinaus, Booth. Sie brechen den Frieden dieses Hauses, und wenn Sie nicht gehen, mache ich von meinem Hausrecht Gebrauch. Was Sie gesagt haben, ist alles Lüge. Sie haben mit den anderen beiden zusammen unsere Pferde gestohlen, und Joe hat in Notwehr gegen drei Pferdediebe gehandelt, die auf ihn schossen, als er sie stellte.«
    »Ach, sieh an. Die junge Frau weiß über die Sache Bescheid. So viel Offenheit gegen dich, Queenie, hätte ich Joe gar nicht zugetraut. Doch um so besser, meine Liebe.« Booth kam noch einen Schritt näher. »Wir kennen uns schon so lange, und du weißt selbst, was ein Doppelmord für Joe bedeutet. Wen wird der Richter schwören lassen? Einen Ranchersohn, auch wenn der mal eine Dummheit begangen hat, oder einen Kriminellen mit vielen Vorstrafen? Ich bin aber bereit, auch weiter zu schweigen… nur möchte ich, daß du mir dafür ein wenig dankbar bist. Gib mir zwanzigtausend und rette deinen Mann damit – er wird nichts dagegen haben; es bleiben euch ja die andern zwanzig, Geld genug.«
    »Sie sind ein Lump geworden, Booth, ein Kojot, und Sie sind betrunken. Sie versuchen

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