Nacht über der Prärie
Verpflichtung, sonst sind Sie in kurzem so arm oder noch ärmer, als Sie waren. Ich spreche aus betrüblichen Erfahrungen heraus.«
»Anderen zu helfen gehört nicht zu den Grundsätzen der amerikanischen Lebensweise?«
»Gehört, gehört, aber nicht über die eigenen Kräfte hinaus. Wenn Sie erst einmal ein Millionär sind, dem der Staat das Geld doch wegsteuern würde, so machen Sie eine Stiftung. Nicht vorher, sonst sind Sie bald wieder selbst auf Stiftungen angewiesen. – Also, wie gesagt, Sie machen einen Plan, und wir besprechen das.«
»Offen gesagt, ich werde machen, was ich will.«
»Mister King, was soll das heißen! Sie leben auf der Reservation. Sie werden keineswegs einfach machen, was Sie wollen. Oder Sie müssen die Reservation verlassen.«
»Ja, wieso, das verstehe ich nicht. Zur amerikanischen Lebensweise gehört Freiheit.«
»Freiheit auf der Reservation, Mister King, das bedeutet die Freiheit eines heranwachsenden Kindes, das auf die Ratschläge des Vaters hört und unter der Treuhänderschaft des Vaters steht.«
»Danke.«
Joe King trat von der Barriere zurück.
»Warum sind Sie denn nun schon wieder gekränkt? Nichts lag weniger in meiner Absicht, Mister King, als Sie irgendwie zu verletzen. Ich will nichts als Ihr Bestes.«
»Das wollen Väter immer, Mister Haverman. Haben Sie schon einmal davon gehört, daß heranwachsende Söhne selbständig handeln möchten?«
»Aber Sie sind doch ein erwachsener Mensch und nicht ein Teenager.«
»Um so schlimmer.«
»Überlegen Sie sich das mit der Booth-Ranch, und verspendieren Sie nicht alles, was Sie bekommen haben. Dann bin ich ja schon zufrieden.«
»Woran mit das meiste liegt, Mister Haverman.«
Joe Kings Ton war unergründlich, und Haverman wußte im Augenblick wirklich nicht, ob seine Vorschläge etwa ironisiert wurden. Er schaute Joe mit runden Augen an.
Joe King hatte das Bürohaus der Dezernenten eben verlassen, da kamen Frank Morning Star und Jimmy White Horse aus dem Rathaus des Stammes heraus und fingen ihn ab.
»Stonehorn, hallo!«
Joe folgte dem einladenden Ruf und fand den gesamten Ausschuß des Stammesrates im Sitzungszimmer versammelt, fünf Ratsmänner und President Jimmy.
Er wurde eingeladen, am Beratungstisch mit Platz zu nehmen.
»Joe«, fing der Häuptling an, »du hast einen großen Fischzug getan. Wunderbar ist das, wunderbar. Frank hat dir die Möglichkeit dazu verschafft. Nun bist du ein reicher Mann, über Nacht. Auf welche Weise wirst du uns jetzt helfen?«
»Was stellt Ihr Euch denn vor, President Jimmy White Horse?«
»Ja, sehr gut, daß du fragst. Wir haben eben beraten. Also die Hälfte gibst du Frank für seine Kultur. Er muß die Tanzgruppe vergrößern, er muß Sportgruppen aufziehen. Wir müssen ein eigenes Museum im Rathaus haben. Ein Indianermuseum von Indianern für Indianer. Wir wollen hier in der Agentursiedlung ein Schwimmbad bauen für unsere Jungen und Mädchen, damit sie sehen, was Lebensweise ist. Wasser gibt es in der Agentur genug, es muß nicht alles in die Gärten der Beamten gespritzt werden. Wir müssen unser Tanzhaus besser ausstatten, damit wir Fremde hierherziehen. Wir müssen einen eigenen Rodeo-Platz auf der Reservation haben, damit die Indianboys Spaß am Reiten und Trainieren finden. Wir müssen einige Wege verbessern, aber das gehört schon nicht mehr zu Frank, daß ist Daves Feld. Dave ist sehr daran gelegen, daß du die Booth-Ranch übernimmst, falls Isaac aufgeben sollte. Dort können wir viele junge Leute bei dir unterbringen, die jetzt keine Arbeit haben. Nicht wahr?«
»Und was sonst noch, President Jimmy?«
»Ja, noch eine ganze Menge. Laß dich nicht von den Weißen beschwatzen. Wir haben unsere eigene indianische Lebensweise, und wir brauchen die amerikanische nicht. Die amerikanische ruiniert uns. Wir müssen einander helfen! Wir müssen Menschen bleiben und nicht immer nur schuften. Du hast jetzt Geld, aber fange nicht an, nur an dich zu denken. Vergiß nie, daß du dieses Geld nur bekommen konntest, weil dein Stamm dir geholfen hat. Denke immer an deine Väter und Großväter. Du mußt dich an ihr Vorbild halten, Joe! Und vor allem wollen wir einmal miteinander feiern. Du hältst unsere Tanzgruppe frei, und es wird einen Abend geben, den wir und unsere Burschen und Mädchen nie vergessen werden. Nächsten Sonntag, denken wir, ist es so recht?«
»Wie denkt ihr über meinen Brunnen?«
»Brunnen? Warte doch ab, ob Booth aufgibt. Dann hast du einen und brauchst
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