Nacht über der Prärie
keinen Cent aufzuwenden.«
»Aber ich will einen Brunnen auf dem Hügel haben, so daß das Wasser herabrieseln und meine Wiesen bewässern kann.«
»Warum denn das?«
»Weil das ein Beispiel sein wird für die anderen indianischen Rancher, die auch solch trockenes, schlechtes und hügeliges Land haben. Und weil es ein Beispiel für die Verwaltung sein wird, was man für Indianer auf schlechtem, hügeligem Land tun könnte. Und weil es ein Wecker sein wird für die Herren von der Ökonomie, Wasser nicht immer nur für die Sache des Gesundheitsdienstes zu halten. Ich will auch Hecken pflanzen und den Wind abhalten, ich will das alte schlechte Gras roden und besseres säen. Vielleicht können wir aus unserer Wüste doch noch etwas herausholen.«
»Ja, sicher, Joe, das ist gut und schön. Aber du darfst doch die andern nicht darüber vergessen. Was helfen denn Frank deine Hecken!«
»Und was hilft mir Franks Kultur, wenn wir immer auf Almosen angewiesen sind.«
»Was hilft uns denn der Reichtum, wenn unsere Indianer dabei keine Indianer bleiben! Ich sage dir, Joe, werde nicht ein Geizkragen, mache dich nicht verächtlich, sondern gib aus und spende den anderen, damit du gelobt wirst als ein freigebiger Mann.«
»Woran mir das meiste liegt!« Joe stand auf. »Ich werde überlegen, was ich für richtig halte, und das werde ich tun.«
»Du kannst nicht einfach machen, was du willst. Joe, wohin denkst du! Du bist Mitglied unseres Stammes, und du hast deinem Stamm gegenüber Verpflichtungen.«
»Eben.«
Jimmy White Horse wußte nicht genau, ob Joe ihn verspottete oder ob er sein letztes Wort ernst meinte oder was er überhaupt damit meinte. Seine Augen wurden rund. »Joe«, sagte er, »du bist ein Sohn – dreiundzwanzig Jahre alt. Folge deinen Vätern. Sie meinen es gut mit dir.«
»Das tun Väter immer.«
»Ja, so ist es. Du bist jetzt bei uns und nicht mehr unter deinen Gangstern.«
In Joe sprang eine überhitzte Wut auf. »Das eine ist sicher: Wenn die Gangs so arbeiten wollten, wie auf unseren Reservationen gearbeitet wird, gäbe es sie längst nicht mehr! Und wenn wir noch lange so weitermachen, wie du dir das vorstellst, Jimmy, wird es bald keine Indianer mehr geben. Deine Worte sind dem Leben fern. Sie gleichen dem Bilde der froschgrünen Prärie und der glotzäugigen Büffel, das du dir über deinem Platz aufgehängt hast.«
Es entstand ein Schweigen des Unwillens.
Joe holte sich die Erlaubnis des Stammesrates zu gehen. Mißbilligende Blicke folgten ihm. Frank war traurig.
Joe King ließ seinen Wagen etwas härter an, als er das sonst zu tun pflegte, und fuhr, immer genau am Rande der erlaubten Geschwindigkeit, in das Tal der weißen Felsen zurück.
Kurz ehe er in den Seitenweg einbiegen wollte, kam Isaac Booth auf die Straße heraus und winkte Joe. Stonehorn war eher auf ein ruhiges Mittagsmahl mit Queenie und Okute eingestellt als auf eine Unterredung mit Booth senior. Doch war der Schluß seiner kurzen Überlegung, daß er erfahren müsse, was Isaac von ihm wollte. Er lenkte an den Eingang der Booth-Ranch heran, von der Straße weg. Isaac kam zum Wagen. Sein Rheuma hatte sich verschlimmert. Er hinkte. Er wirkte überhaupt wie ein Baum, den der Blitz gespalten hat, wund, offen für allen weiteren Verfall.
»Kommst du einen Augenblick herein, Joe?«
Stonehorn verschloß seinen Wagen und zeigte sich bereit mitzukommen. Isaac führte über die Diele in die Stube, die Joe bekannt war. Mary saß auf der Couch. Isaac ließ sich auf dem Patriarchenstuhl nieder und forderte seinen Gast auf, sich ebenfalls zu setzen. Joe tat es langsam und beobachtete den alten Booth scharf.
»Ich werde nicht über das Vergangene reden, Joe. Es ist begraben, der Wind weht darüber, und das Gras wächst neu. Ich gehe fort von hier. Es ist zu hart für mich. Ich gehe mit meiner Frau zu meinen Kindern, die weit weg wohnen. Aber Mary will nicht mitkommen. Das ist es.«
Joe ließ einige Zeit vergehen, ehe er antwortete: »Was hat sie vor?«
»Ich weiß nicht. Sie will dableiben.«
»Muß sie eben heiraten. Ein Mann für die Ranch wird sich schon finden.«
»Sie nimmt nicht jeden. Was hast du im Sinn, Joe? Du bist Rancher und Cowboy in einem, du hast jetzt Geld; du bist unser Nachbar. Nun sprich du, Mary.«
Mary schaute unter sich. »Die Ranch hier, das Vieh, die Pferde, das war meine Arbeit bis heute. Meine Arbeit. Ich will nicht davon weg. Ich mache meinen Schwägern nicht die Magd. Ihr werdet es auch noch bereuen,
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